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Wintersport 2020/21

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30 SPORT D |

30 SPORT D | 2020 SNOWBOARD Aaron March In der Rolle des Außenseiters Edwin Coratti Das Kraftpaket Er wollte ihn unbedingt, den 2. Weltcupsieg seiner Karriere. Am Ende waren es 0,03 Sekunden, die Aaron March beim 2. Platz im Parallelslalom von Bannoye (Russland) zum Saisonauftakt fehlten. Es war schon brutal schade, so „ knapp hinter Andreas Prommegger zu landen“, blickt March auf seinen bislang letzten Podestplatz im Snowboard-Weltcup zurück, „vor allem auch deshalb, weil ich mich über den 2. Platz – was immer ein Top- Ergebnis ist – nicht so richtig freuen konnte.“ Zumal es für den 34-Jährigen anschließend nicht mehr nach Wunsch lief: Zwar erreichte er noch 2 Mal Rang 7, ansonsten kam aber oft schon das Aus im Achtelfinale oder er verpasste überhaupt den Sprung in die Top 16. „Ich habe mir nach dem Weltcupauftakt in Russland das Brett kaputt gemacht und kam dadurch aus dem Tritt. Es soll nicht als Ausrede herhalten, aber mir fehlte fortan die Sicherheit, die Überzeugung. Ich habe schon am Start gehadert, weil ich nicht zu 100 Prozent von meiner Form überzeugt war. Ich fuhr trotzdem ins Ziel, war überzeugt, gut gefahren zu sein, und war am Ende auf Rang 38. Das war schon hart.“ Aaron March ist so etwas wie ein unvollendeter Athlet. Zwar hat er ein Weltcuprennen gewonnen (ist aber schon 10 Jahre her) und stieg weitere 11 Mal auf ein Podest, bei einer WM (einmal Vierter, zweimal Fünfter) oder bei Olympia (4. 2014) hat er aber noch keine Medaille geholt. Fahrerisch und athletisch auf einem ähnlichen Niveau wie sein langjähriger Weggefährte Roland Fischnaller, fehlen March mitunter Durchsetzungsvermögen, Kaltschnäuzigkeit und mentale Stärke. „Daran muss ich arbeiten, ich gebe mich oft zu schnell mit dem Erreichten zufrieden“, bilanziert er. Dass der 34-Jährige, der mit Lebensgefährtin Andrea und Töchterchen Alina (4 Jahre) in Völs lebt und in Seis ein Fitnessstudio betreibt, noch immer für Top-Platzierungen gut ist, weiß er selbst: „Ich habe heuer Material gewechselt, fahre jetzt auf einem Oxess-Brett. Ich brauchte eine neue Herausforderung, eine neue Motivation. Ich bin mit der Testerei trotz des Coronastopps im Frühjahr auf einem guten Weg, aber noch läuft es nicht optimal. Deswegen lasse ich in puncto Erwartungen alles auf mich zukommen. Ich fühle mich in der für einmal ungewohnten Rolle des Außenseiters sehr wohl.“ AARON MARCH Geburtsdatum und -ort: 14. Mai 1986 in Brixen Wohnort: Völs Sportgruppe: Heer 85 Kilogramm, verteilt auf 1,70 Meter Körpergröße: Edwin Coratti strotzt nur so vor Kraft. Wie eine Schraubenfeder, die kaum zu bändigen ist, schlängelt sich der 29-Jährige aus dem Langtauferer Tal durch die Tore. Und wird dabei meist so schnell, dass sich zwangsläufig Fehler einschleichen. Coratti weiß um seine Stärken (3 Weltcupsiege und 6 Podestplätze sind der Beweis), aber auch um seine Schwächen: Wie ein roter Faden zieht sich die mangelnde Konstanz durch seine Karriere, so auch im Vorjahr: In Rogla gewann er, beim letzten Rennen vor dem vorzeitigen Saisonabbruch in Blue Mountain/ Kanada belegte Coratti Rang 3. Dazwischen gab es zwar durchwegs Platzierungen in den Top-16, aber nie beständig unter den Top 8. Dabei hätte es der Obervinschger mehr als nur drauf, die „ganz Großen“ des Snowboardsports ständig zu ärgern. Das hat er mit Rang 3 im Gesamtweltcup 2018 bewiesen, als er nur von Nevin Galmarini (Schweiz) und Roland Fischnaller geschlagen wurde. Vor allem im Slalom gehört Coratti schon länger nicht mehr zur Top- Weltklasse (letzter Podestplatz im Dezember 2017), und er selber weiß auch nicht so recht, woran es liegt: „Ich bin selbst auf der Suche nach Antworten. Dabei haben wir die besten Slalomfahrer des gesamten Weltcupzirkus in unserem Team. Es ist zweifellos eine technische Frage. Zudem verwende ich seit einigen Wochen eine weichere Bindungsplatte auf dem Slalombrett. Vielleicht wirkt sich ja das positiv aus.“ Nach dem harten Corona-Lockdown im Frühling („bis zu uns ins Tal hinein reichte das Coronavirus nicht“) hat sich Coratti top auf die neue Saison vorbereitet. „Ich ging viel auf den Berg, war ganz oft mit meiner Schwester Jasmin im Kraftraum in

SNOWBOARD SPORT D | 2020 31 Daniele Bagozza Beständig nach vorne Die Snowboard-Geschwister Edwin und Jasmin Coratti. Die um 10 Jahre jüngere Schwester gehört der B-Nationalmannschaft an. Mals und habe unter Trockentrainer Matteo Artina extrem an meiner physischen Form gearbeitet.“ Der große Trainingsumfang führte dazu, dass Coratti wegen der Entzündung der Patellasehne im rechten Knie sogar eine Woche pausieren musste. Seit einigen Wochen heißt es aber wieder volle Attacke, zumal eines der Coratti-Ziele ist, aus dem großen Schatten seines Teamkollegen Roland Fischnaller heraus zu treten. Obwohl er relativiert: „Da ist kein Schatten. Rolli ist eine Leitfigur, von ihm können wir alle profitieren. Ich bewundere seine Konstanz im Training und in den Rennen. Alle Abläufe so zu automatisieren, damit man im besten aller Fälle 6 Läufe an einem Tag fehlerfrei ins Ziel bringt, kann derzeit nur er. Da fehlen mir noch einige Bausteine. Aber ich arbeite mit großem Ehrgeiz daran.“ EDWIN CORATTI Geburtsdatum und -ort: 19. Juni 1991 in Schlanders Wohnort: Pleif in Langtaufers Sportgruppe: Polizei Dass Italiens Parallel-Snowboarder in der letzten Saison ganz überlegen die Nationenwertung gewonnen haben, war auch ein Verdienst von Daniele Bagozza. Der 25-Jährige ist aus dem Team um Galionsfigur Roland Fischnaller nicht mehr wegzudenken. Mit einem Weltcup-Sieg (in Bad Gastein) und einem 2. Platz (Team Event mit Nadya Ochner in Piancavallo) stieg der ehemalige Nachtportier auch 2 Mal auf das Siegespodest. Beeindruckend ist jedoch seine gesamte Saisonausbeute: In 12 Weltcuprennen klassierte sich Bagozza bis auf das letzte Rennen in Blue Mountain immer unter den Top 16. Das unterstreicht seine immense Qualität. Will man jedoch ein Haar in der berühmten Suppe suchen, findet man auch das: Gleich 6 Mal war bereits im Achtelfinale Endstation, 2 weitere Male im Viertelfinale, und „nur“ 3 weitere Male war er bis ganz zum Schluss – sprich im Halbfinale – mit dabei. Dass Bagozza diese Zahlen in der neuen Saison weiter verbessern kann, ist ihm allemal zuzutrauen. Jedoch erlitt er im Sommer einen Rückschlag, als er sich das Sprungbein (kleiner Knochen am Sprunggelenk) brach. Dank einer optimalen Rehabilitation schaffte er es bereits im September wieder auf Schnee: „Ich spüre noch leicht, dass da etwas war. Wenn ich mich aber gut aufwärme, behindert mich der Fuß nicht mehr“, erzählt Bagozza. Er habe während der Heilung und Reha bewusst nichts überstürzt und das Gefühl langsam wieder aufgebaut. Denn das erste Saisonrennen steht für die Snowboarder erst am 12. Dezember in Cortina d’Ampezzo an. Bis dahin will sich der körperlich extrem starke Bagozza top in Form bringen und das richtige Setup finden, an dem er zurzeit feilt. „Wenn man in einer so starken Trainingsgruppe wie bei uns trainiert und sieht, dass man den anderen hinterherhinkt, weiß man, dass auch an der Abstimmung gearbeitet werden muss“, sagt der Grödner. Es sei jedenfalls ein großer Vorteil, mit Weltcup-Gesamtsieger Roland Fischnaller, aber auch Edwin Coratti, Aaron March und Mirko Felicetti ein extrem hohes Trainingsniveau zu haben. „So weiß man zu jeder Zeit, wie man dran ist, auf welchem Niveau man sich befindet. Ich bin auf dem richtigen Weg“, sagt Bagozza, der sich eine spezielle Saison erwartet. Zum einen, weil es eine komplett neue Erfahrung sein wird, vor leeren Rängen die Weltcuprennen zu fahren. Zum anderen, weil die Corona-Regeln die Snowboarder vor knifflige Aufgaben stellen. Wie etwa die Führung des FIS-Reisepasses, den alle Athleten mit sich tragen müssen. In diesem sollen unter anderem alle Aufenthaltsorte der letzten 12 Tage angeführt werden. „Ich erwarte mir einen großen bürokratischen Aufwand“, befürchtet Bagozza. Damit müsse man als Athlet aber leben. DANIELE BAGOZZA Geburtsdatum und -ort: 3. Juli 1995 in Brixen Wohnort: St. Ulrich Sportgruppe: Polizei

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