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Wintersport 2020/21

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26 SPORT D |

26 SPORT D | 2020 SNOWBOARD Roland Fischnaller Im Trophäenschrank ist noch Platz Talent ist eines, Hartnäckigkeit etwas anderes: 5 Mal landete Roland Fischnaller im Parallel-Snowboardweltcup auf Rang 2, die große Kugel schien unerreichbar. Von wegen: In der Saison 2019/20 ließ er mit 39 Jahren nichts anbrennen und holte seine erste große Kristallkugel, die erste Riesentorlauf- Kugel dazu. Aber auch mit 40 hat der Villnösser noch Großes vor. Radius: Hand aufs Herz: Konnten Sie Ihre Kugeln richtig feiern? Im Frühling stand ja wegen Corona alles still… Roland Fischnaller: Natürlich haben die offiziellen Ehrungen auf großer Bühne gefehlt. Aber ordentlich gefeiert wurde trotzdem. Es kamen ständig Freunde und Kollegen zu uns nach Hause nach Vilpian oder ins Villnöß, da haben wir laufend darauf angestoßen. Ich habe auch jetzt, mit 9 Monaten Abstand, noch immer eine riesige Freude damit. Schließlich gibt es nicht viele, die sich Gesamt-Weltcupsieger nennen dürfen. Das macht mich schon stolz. Radius: Dann sind die Kugeln nun im Trophäenschrank verstaut? R. Fischnaller: Nein, die große Kugel steht neben unserem Frühstückstisch in der Küche, so schaue ich sie jeden Tag aufs Neue an. Sie gibt mir Kraft und Motivation für die neue Saison. Gleichzeitig merke ich, dass durchaus noch Platz für weitere Pokale und Trophäen ist. Radius: Sie haben eine Riesen-Saison hinter sich: 3 Siege, 2 Mal Zweiter, bis auf einmal immer unter den Top 7. Dann kam der Saisonabbruch wegen Corona, als Sie quasi mitten in der Nacht aus Livigno fliehen mussten… R. Fischnaller: Das war abenteuerlich, und das hat gezeigt, wie ernst die Lage auf einmal war. Natürlich war es schade, weil ich sehr gut in Schuss und überzeugt war, neben der Gesamt- und Riesentorlaufkugel auch Slalomkristall noch holen zu können. Innerhalb weniger Stunden war alles vorbei, es ging von 100 auf 0. Ich war zwar der beste Snowboarder der Welt, aber so richtig angefühlt hat es sich zunächst nicht. Zumal ich die Kugeln erst zu einem späteren Zeitpunkt per Kurier bekam. Radius: Wie haben Sie die Zeit im März, April und Mai erlebt? R. Fischnaller: Ich habe es genossen. Ich hatte viel Zeit für unsere 3 Kinder Maria, Heidi und Florian, habe viel gegartelt und mir eine riesige Tomatenplantage gebaut. Es war eine gute, eine wertvolle Zeit. Ich bin hin- und hergependelt zwischen Vilpian und meinem Bauernhof in Villnöß. Ich habe sehr oft an jene Leute gedacht, die in Bozen in ihren eigenen 4 Wänden eingesperrt waren und es auch jetzt wieder sind. Radius: Wie erleben Sie die Zeit jetzt? R. Fischnaller: Die schlechten Nachrichten, die seit Wochen jeden Tag hereinkommen, die Angst- und die Panikmacherei versuche ich außen vor zu lassen. Auch unsere Kinder bekommen alles mit und sind entsprechend verschreckt. Sie stellen viele Fragen und sind auch eingeschüchtert. Was uns Profi-Athleten angeht, ist uns bewusst, dass wir privilegiert sind. Wir können trainieren und hoffentlich in Kürze auch Rennen fahren. Entsprechend passen alle auf, damit dies auch so bleibt. Radius: Wie verlief Ihre Saisonvorbereitung? R. Fischnaller: Sie war top. Wir waren am Stilfser Joch, in Schnals, in Cervinia und zuletzt wieder in Schnals. Das Basistraining mit vielen und vor allem langen Fahrten ist vorbei, jetzt geht es Roland Fischnaller in prominenter Gesellschaft: Von links Biathlon- Queen Dorothea Wierer, Boardercross-Dominatorin Michela Moioli und Skiweltcup-Gesamtsiegerin Federica Brignone.

SNOWBOARD SPORT D | 2020 27 an die Feinabstimmung. Schade, dass sich Maurizio Bormolini beim Motorradfahren im Juli das Kreuzband gerissen hat. Er wird wohl erst im Jänner wieder zu uns stoßen. Trotzdem haben wir nach wie vor das beste Team der Welt, wir pushen uns in jedem Training zu Höchstleistungen. Mit Berni Thaler habe ich wie immer kräftig Kondition gebolzt. Extrem profitiert habe ich davon, dass ich den ganzen Sommer über mindestens einen Tag die Woche auf dem Brett gestanden bin am Stilfser Joch. Ich war um 6 Uhr morgens dort auf der Piste und spätestens um 11 Uhr bei der Heuarbeit in Villnöß. 2 komplett verschiedene Welten. ROLAND FISCHNALLER Geburtsdatum und -ort: 19. September 1980 in Brixen Wohnort: Vilpian/Coll im Villnößtal Sportgruppe: Heer Radius: Sie sind der Anführer des besten Snowboardteams im Parallel-Weltcup. Haben Sie kein Problem, wenn einer Ihrer Teamkollegen gewinnt? R. Fischnaller: Sich mitzufreuen, wenn ein Teamkollege gewinnt oder besser ist als ich, hat nicht nur mit Anstand und Respekt, sondern mit einer Lebenseinstellung zu tun. Dann hat man schon einen großen Vorteil gegenüber anderen, die damit nicht so gut umgehen können. Ich freue mich aus tiefstem Herzen, wenn andere aus meinem Team gewinnen. Denn das bedeutet, dass sie eine Top-Leistung abgeliefert haben. Ich lege die Latte ja schon sehr hoch. Wenn sie dann besser sind, Hut ab! Radius: Sie haben alles erreicht als Snowboarder: Was kann für die nächste Saison noch ein Ziel sein? R. Fischnaller: Ich will an die letztjährigen Leistungen anknüpfen, weiß aber, dass es sehr, sehr schwer wird. Die WM in China im Februar 2021 ist natürlich ein Ziel im Hinblick auf Olympia 2022. Physisch sind die Jüngeren natürlich besser, mitunter viel besser als ich. Aber mental bin ich extrem stark, vielleicht der Beste im gesamten Feld. Und dieser Aspekt spielt immer noch eine sehr große Rolle. Radius: Wie sieht es mit der Bauernschaft zu Hause aus? R. Fischnaller: Mein Vater Rudi unterstützt mich, wo er nur kann. Ich habe eine Riesenfreude mit meinem Vieh, gehe im Sommer mähen, mache die Heuarbeit, bin im Stall. Ich freue mich schon auf die Zeit nach meiner Karriere, da noch intensiver einzusteigen. NATIONALTEAM SNOWBOARD Parallel: HERREN Weltcup: Daniele Bagozza (St. Ulrich in Gröden), Maurizio Bormolini, Edwin Coratti (Pleif in Langtaufers), Mirko Felicetti, Roland Fischnaller (Coll in Villnöß), Aaron March (Völs am Schlern) Gruppe B: Marc Hofer (Saltaus in Passeier), Fabian Lantschner (Bozen), Gabriel Messner (St. Magdalena in Villnöß) DAMEN Weltcup: Nadya Ochner (Burgstall) Gruppe B: Elisa Caffont, Jasmin Coratti (Pleif in Langtaufers), Lucia Dalmasso, Giulia Gaspari Snowboardcross: HERREN Weltcup: Filippo Ferrari, Michele Godino, Emanuel Perathoner (Lajen), Lorenzo Sommariva, Omar Visintin (Algund) Gruppe B: Thomas Belingheri, Devin Castello, Tommaso Leoni, Matteo Menconi DAMEN Weltcup: Sofia Belingheri, Raffaella Brutto, Francesca Gallina, Michela Moioli Gruppe B: Caterina Carpano, Ester Gross Slopestyle: HERREN Weltcup: Loris Framarin, Emiliano Lauzi, Nicola Liviero, Alberto Maffei, Emil Zulian Gruppe B: Milco De Feo, Leo Framarin, Elia Fuser, Ian Matteoli, Francesco Tosi DAMEN Gruppe B: : Emma Gennero, Matilde Pizzutto, Marilú Poluzzi ©Anita Augscheller HANDWERK PUR. Lana . T 0473 56 15 09 www.gamperdach.it

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