22 SPORT C 2019 Ski Alpin Karoline Pichler Der Auftakt am Rettenbachferner war ernüchternd: Rang 51, 4,40 Sekunden hinter der Halbzeitführenden Mikaela Shiffrin, und noch immer 1,43 Sekunden hinter Rang 30, der zur Teilnahme am 2. Lauf berechtigt hätte. Für Karoline Pichler ein Rückschlag. Aber die 25-Jährige ist eine Kämpferin. Es tat nach einer guten und vor allem verletzungsfreien Vorbereitungszeit zwar weh, umhauen ließ sie sich vom enttäuschenden Weltcup-Auftakt in Sölden aber nicht. Zumal sie bei der Fehleranalyse sehr genau war: „Der Rhythmus hat gefehlt, ich habe die Kurven zu stark angedriftet, und ich habe es wohl zu sehr mit der Brechstange erzwingen wollen“, lautete ihr Fazit. Zumal sie mit der hohen Startnummer 60 eher Söldenuntypisch noch eine gute Piste hatte. Aber die Petersbergerin weiß mit Tiefschlägen umzugehen. Nachdem sie sich von ihrem großen Verletzungspech nicht entmutigen ließ und in der letzten Saison mit Rang 15 beim Heimrennen am Kronplatz für ein großes Ausrufezeichen sorgte, will sie jetzt dranbleiben: „Bis zum nächsten Riesentorlauf in Killington am 30. November bleibt mir noch wertvolle Zeit.“ Das bestätigt auch ihr Cheftrainer Gianluca Rulfi: „Karo hat extrem schnelle Schwünge in ihrem Repertoire. Wo sie sich verbessern muss, ist ihre Fehlerquote. Nach 8, 9 oder 10 Kurven hat sie regelmäßig Fehler drin, die sie aus dem Rhythmus bringen oder ihr die Ideallinie kosten. Wenn sie das abstellt, hat sie alle Voraussetzungen, ständig unter die Top 30 zu fahren.“ Zumal sich Pichler disziplinenmäßig nicht nur auf den Riesentorlauf konzentrieren will, sondern auch den Super-G und sogar die Abfahrt ins Visier genommen hat für die neue Saison. Spätestens im Jänner will Südtirols einzige Weltcup-Rennläuferin in den technischen Disziplinen nach entsprechenden Materialtests auch dort angreifen und sich über den Europacup die nötige Sicherheit holen. Aber alles nach Pichlers Devise: „Nach dem ersten Schritt kommt der Nächste.“ KAROLINE PICHLER Geburtsdatum und -ort: 30. Oktober 1994 in Bozen Wohnort: Petersberg Sportgruppe: Polizei Vivien Insam Neuanfang, Teil 2 Die Leidenszeit von Vivien Insam ist vorbei. (Fast) eine gesamte Saison wurde die Slalomspezialistin aufgrund einer schweren Knieverletzung außer Gefecht gesetzt. Fast, denn im Jänner dieses Jahres stand die 22-Jährige in Gressoney bei einem FIS-Slalom am Start, schied dort allerdings im 1. Durchgang aus. Zuvor und auch danach bestritt sie keine Rennen mehr. „Ich hatte bereits vor dem Slalom in Gressoney Schmerzen im Knie, die einfach nicht besser wurden. Glücklicherweise musste ich das Knochenmarksödem, das entstanden war, nicht operieren, sondern einfach nur in Ruhe auskurieren lassen“, blickt Insam zurück, die mit dem jetzigen Zustand ihres linken Knies mehr als zufrieden ist: „Vom Kreuzbandriss und dem Meniskusschaden, zugezogen im März 2018, spüre ich nichts mehr, ich kann ohne Einschränkung trainieren“. Einen fixen Weltcup-Startplatz hat Insam trotz ihrer Zugehörigkeit zur A-Weltcupgruppe im Slalom aber nicht. Grund dafür ist, dass für Italiens Slalomdamen nur 6 Startplätze zur Verfügung stehen, sich aber 7 um diese Plätze streiten. Darum wird die Wolkensteinerin sowohl im Slalom als auch im Riesentorlauf regelmäßig im Europacup starten, um vor allem wieder Rennpraxis zu sammeln. Und sich natürlich mit guten Leistungen für das Weltcup-Team zu empfehlen. Den Konkurrenzkampf sieht sie als Ansporn. Auch der Umstand, dass das Team sehr jung ist. Die 34-jährige Irene Curtoni ist nach dem Rücktritt von Chiara Costazza die einzig verbliebene routinierte Slalom-Fahrerin bei den „Azzurre“. Ob die Grödnerin in 9 Tagen in Levi starten wird, steht noch nicht fest. Erst eine interne Qualifikation wird darüber entscheiden, wer im Lappland dabei sein darf. Wenn dies aber der Fall sein sollte, „dann will ich die Quali für den 2. Lauf erreichen - das ist das große Ziel“, sagt Insam, die noch nie Punkte im Weltcup sammeln konnte. VIVIEN INSAM Geburtsdatum und -ort: 15. Juli 1997 in Brixen Wohnort: Wolkenstein Sportgruppe: Polizei
Ski Alpin SPORT C 2019 23 Verena Gasslitter Die Beißerin Am 4. Dezember werden es 3 Jahre, seitdem Verena Gasslitter zum letzten Mal ein Skirennen bestritten hat. Es war der Weltcup-Super-G in Lake Louise, bei dem sie sich schwer verletzt hat. Es folgte eine Leidensgeschichte mit Folgeverletzungen, die noch immer nicht zu Ende ist. Hanna Schnarf Die nicht aufgibt Es passierte genau heute vor einem Jahr, am 14. November 2018 in Copper Mountain. Hanna Schnarf stürzte beim Skitraining, mit verheerenden Folgen: Verschobener Bruch des linken Schien- und Wadenbeins. Noch ehe die Saison begonnen hatte, war sie schon wieder vorbei. Die 23-Jährige aus Kastelruth ist eine Beißerin. Andere hätten schon längst alles hingeschmissen, sich beruflich anders orientiert oder sich einfach ihrem Schicksal ergeben. Nicht so die Speed-Spezialistin, die vor nunmehr 5 Jahren einen vielversprechenden Karrierestart hingelegt hat, ehe sie vom Verletzungspech voll erfasst wurde. Ihre Hartnäckigkeit kommt ihr seitdem zugute. Und auch Folge-Operationen lässst sie klaglos über sich ergehen. Verena Gasslitter (links) und Hanna Schnarf Nachdem ihr im November 2018 sämtliche Schrauben und Platten als Nachfolge einer Schien- und Wadenbein-Operation entfernt wurden, legte sie sich Mitte September 2019 in Innsbruck nochmals unters Messer: Am linken Fuß wurde sie an einem Nerv operiert, der verhinderte, dass sie intensiv Trockentraining betreiben konnte. Beim Skifahren beschränkt sich Gasslitter seit März dieses Jahres auf freie Fahrten und Kurven mit den sogenannten „Beselen“. Ins Stangentraining will sie in diesen Tagen einsteigen und dann die Belastungen sukzessive steigern. Gemeinsam mit Hanna Schnarf, Federica Sosio und Sara Dell’Antonio bildet Gasslitter die Gruppe der „Schien- und Wadenbein- Geschädigten“. Fixen Zeitpunkt für eine Rückkehr gibt es für die Kastelrutherin nicht: „Es gibt kein Datum, es gibt keine deadline. Das Ziel für die neue Saison ist, heil durch zu kommen und wieder reinzuschnuppern. Das große Ziel ist, in der Saison 2020/21 von Beginn an wieder angreifen zu können.“ Bis dahin begnügt sie sich in der skifreien Zeit mit der erfolgreichenTeilnahme an Pferdesportturnieren. Die Gewinnerin des Oswald-von-Wolkenstein-Rittes von 2015 hat einen erfolgreichen Sommer hinter sich. Mit Quarter-Horse-Pferd Browni, das sie von ihrer Schwester Marion geschenkt bekam, mischte sie bei mehreren Turnieren ganz vorne mit. Exakt 12 Monate später gibt es die Skirennsportlerin Hanna Schnarf immer noch. Die 35-Jährige hat für ihr Comeback hart hintrainiert, wann sie aber wieder Rennen fahren wird, steht in den Sternen. Nachdem sie Ende August schon 2 Tage auf Skiern am Stilfser Joch herumrutschte, kam ein herber Rückschlag. Bei Kontrolluntersuchungen wurde festgestellt, dass die Dichte des Schienbeinknochens zu wünschen übrig ließ. Also stellte die zweifache Südtiroler Sportlerin des Jahres die Skier wieder in die Ecke, um sich nochmals therapieren zu lassen. Mit einer Stoßwellentherapie wurde das Schienbein soweit gefestigt, dass Schnarf seit rund 2 Wochen wieder Skitraining absolvieren kann. Das macht sie nicht mit ihren Teamkolleginnen aus der Speed-Mannschaft in den USA, sondern aktuell auf den heimischen Gletschern. Dass Hanna Schnarf nach ihrer erneuten schweren Verletzung – zuvor zog sie sich bereits 2 Kreuzbandrisse und Meniskusverletzungen zu – nicht sofort das Handtuch warf und sagte: „Das war’s“, spricht für ihren Ehrgeiz. „Mein Ziel war immer, alles dafür zu tun, um nochmals stark zurück zu kommen. Ich hoffe, dass es sich noch ausgeht für ein Comeback. Ob das bereits im Dezember oder erst im Jänner der Fall sein wird, lasse ich dahingestellt. Ich liebe das Skifahren viel zu sehr, als dass ich sofort aufgehört hätte. Wenn es sich nochmal ausgehen sollte für einen Weltcupstart, dann bin ich megahappy.“ Dass die langjährige Leaderin der italienischen Speed-Mannschaft Nehmerqualitäten hat, ist bekannt. So wurde sie bei Olympia 2010 Vierte im Super-G, 0,11 Sekunden hinter Bronze-Gewinnerin Lindsey Vonn. 8 Jahre später in Pyeongchang das ähnliche Szenario: Erneut fährt sie im Super-G top und verfehlt Olympiagold als Fünfte um 0,16 Sekunden. Wer solche Rückschläge gemeistert hat, der lässt sich auch von einem Schien- und Wadenbeinbruch nicht aus der Ruhe bringen. VERENA GASSLITTER Geburtsdatum und -ort: 12. Oktober 1996 in Brixen Wohnort: Kastelruth Sportgruppe: Carabinieri JOHANNA SCHNARF Geburtsdatum und -ort: 16. September 1984 in Brixen Wohnort: Pfalzen Sportgruppe: Finanzwache
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