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68 Nr.

68 Nr. 2/2023 PORTRAIT PORTRAIT Nr. 2/2023 69 Im Ausland nennt man sie Äva, Iiv, Efa, manchmal auch richtig Eva. Ihren Nachnamen versuchen sie erst gar nicht. Ogriseg. Vielleicht tschechische Ahnen, so genau weiß sie das selbst nicht. Und auch sie ist wieder zurückgekommen, nach diversen beruflichen Stationen in den USA, Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Mit 17 Jahren zog es die gebürtige Brixnerin Eva Ogriseg das erste Mal ins Ausland. Für ein Jahr auf die amerikanische High School im abgelegensten Winkel Missouris. Nach der Matura ging es dann drei Jahre nach Mailand, wo sie von 2003 bis 2006 an der Universität Bocconi auf Englisch International Economics and Management studierte. Anschließend war sie nach einem Sommerpraktikum bei einer Investmentfirma in Philadelphia für dreieinhalb Jahre bei KPMG in München tätig, bevor sie schließlich 2010 nach Abu Dhabi versetzt wurde. Nach Abschluss eines zweijähren Projektes hätte sie wieder nach Deutschland zurückkehren sollen, jedoch entschied sich Eva Ogriseg für eine Verlängerung ihres Aufenthaltes. So arbeitete sie für weitere sechs Jahre als Vice-President für die National Bank of Abu Dhabi und die First Abu Dhabi Bank, bevor sie 2018 wieder in die Heimat zurückkehrte. Dort hat sie einen für Südtirol sicher einzigartigen Job gefunden. Als CEO des tyrolean business angel network (tba network) leitet sie das erste private Südtiroler Investorennetzwerk, das sich auf Start-up-Investments konzentriert und junge Unternehmer/-innen unterstützt. Zurück zu den Wurzeln Warum zurück ins kleine Südtirol? Eva Ogriseg lacht. „Zunächst war das eigentlich nicht geplant. Zurück nach Europa ja. Wir dachten an Zürich, München, London, Wien … und ließen uns zur Überbrückung zunächst in unserer Ferienwohnung in Brixen nieder.“ Der Grund des Zurückkommens? Lorena und Rafael, die zwei mittlerweile achtund sechsjährigen Kinder. „Ich bin 2001 sozusagen als Teenager weg von Südtirol; STÄNDIG AUF DER SUC HE NACH NE UEM Eva Ogriseg – die Frontfrau des tyrolean business angels network. 2010 mit meinem Mann Stefan Schmidt und zwei Koffern nach Abu Dhabi und 2018 mit zwei Kindern und einem Container zurückgekommen. Dass es dann bei Südtirol geblieben ist, ist mehr ein Zufall als Planung.“ Der Neuanfang in Südtirol? „Leicht war es nicht. Privat jedenfalls nicht. Von außen sieht es leichter aus, als es ist. Nach Hause kommen. Aber nach so vielen Jahren war zu Hause mehr ein Ort, wo man ab und zu die Ferien verbrachte.“ Die besten Freunde alle auf der ganzen Welt verstreut, die Leute, die hiergeblieben sind, bereits in fest etablierten Freundschaftskreisen. „Wir mussten uns als Newcomer neu orientieren, Gleichgesinnte finden.“ Darunter letztendlich viele, die in einer ähnlichen Situation waren wie sie. Auch den richtigen Job finden ist nicht so einfach für jemanden, der im Ausland gearbeitet hat. „Es gibt tolle Firmen hier, mit innovativen Ideen und Produkten, aber die Gehälter halten dem internationalen Vergleich nicht stand, die Lebens- haltungskosten sind hoch.“ Viele Firmen sind Familienunternehmen. „Einige sind offen für neue Impulse, neue Ideen, neue Wege lassen Raum, sich zu verwirklichen, andere weniger. “ Die Mitgliederfirmen des tba network zählen aber sicher zu Ersteren. Für sie ist Eva Ogriseg ständig auf der Suche. Auf der Suche nach Start-ups, nach Menschen mit zündenden, einzigartigen Ideen. Das tba network ist ein Netzwerk aus dreißig Top-Unternehmern. Südtiroler Firmen wie Durst, FERCAM, Finstral, Kostner, Rubner, Thun sind darunter Eva als Moderatorin bei einem Pitch-Event … sowie fünf Tiroler Unternehmen, die bereit sind, neue Ideen zu unterstützen und gleichzeitig die damit verbundenen Risiken nicht zu scheuen. Tagtägliches Networken Ein Job, der ihrem Wesen absolut entspricht. Jeden Tag kommt sie mit Neuem in Kontakt, sie bewegt sich in allen Branchen, kennt alle übergreifenden Themen, ist am Zahn der Zeit, sieht viele Menschen und pflegt das Networking. „Ich bekomme jeden Tag Anfragen über LinkedIn und andere Kanäle. Die interessantesten sind jene, die von anderen Business Angels vorgestellt werden, daher verfüge ich mittlerweile auch über ein recht großes Netzwerk von Investoren im gesamten DACH-Raum und Italien.“ Als ihre Stärke nennt sie die Fähigkeit, sich schnell in einen Kontext hineinzudenken, Verknüpfungen herzustellen, Impulse zu geben. „Ich bin eine Art von Helikopter, der die Dinge von oben betrachtet, kenne viele Leute, habe mich mit vielen anderen Kulturen auseinandergesetzt. „Das hat meinen Blick für das Wesentliche, das Besondere geschärft.“ Fünfbis sechshundert Anfragen bearbeitet sie pro Jahr, darunter zahlreiche Südtiroler, die auch oft außerhalb von Südtirol ihren Standort haben. Es ist ein rigoroser Auswahlprozess. Unterlagen studieren, vor Ort mit den „Gründern“, wie sie die Jungunternehmer der Start-ups nennt, sprechen, schauen, wo die Innovation liegt, wo die einzigartige Idee, die eine Investition rechtfertigt. Nur wenige werden schließlich ausgesucht und dürfen sich den Investoren bei einem der monatlichen Treffen persönlich vorstellen. Ein absoluter Vollzeit-Job, den sie aber dank flexibler Arbeitszeiten und einer … sowie in Abu Dhabi mit ihrem Mann Stefan und den beiden Kindern Lorena und Rafael. ordentlichen Portion Fleiß gut mit ihrem Familienleben vereinbaren kann. Ihr Ehemann Stefan Schmidt betreut als freiberuflicher Unternehmensberater einige Kunden im Ausland, ist entsprechend viel unterwegs. Aber durch die Möglichkeiten des „remote workings“ kann er auch viel Zeit mit der Familie in Brixen verbringen. Zum Ausgleich zählt Laufen zu Eva Ogrisegs Lieblingsbeschäftigungen. Bergauf und bergab. In ihrer Jugend war die 38-Jährige Mittelstreckenläuferin. Ansonsten bleibt in der Freizeit nicht viel Zeit für Hobbys und für sich selbst. Radfahren, Skifahren, etwas Yoga, vor allen Dingen aber ihre Familie. Bücher lesen ist ein Luxus für den Urlaub. Und wohin fährt jemand in den Urlaub, der in Abu Dhabi und in den USA gelebt hat? Zu Freunden in der Welt. Neuseeland, Kanada, London, New York … überall dort, wo Freunde und ehemalige Kollegen mittlerweile leben. Oder ganz klassisch: ans Meer irgendwo in Italien. Mit zwanzig hätte Eva Ogriseg es sich nie vorstellen können, wieder nach Südtirol zurückzukehren. Mit Mitte dreißig war es eine freie Wahl. Andere Prioritäten. Aber, sagt sie, „hinaus musste ich“. Den Horizont erweitern, nicht immer nur im Tal nach rechts und links schauen, den Horizont von Bergen verstellt. Südtirol krankt ein bisschen hieran. „Wer immer nur diesen Blick hat, riskiert, Südtirol für den Nabel der Welt zu halten. Hinausgehen macht einen offen, offen anderen Menschen gegenüber, offen für neue Umstände, macht einen flexibel. Wer zurückkommt, sucht nicht den Nabel der Welt, sondern ein Fleckchen Erde, wo es sich gut leben lässt, wo man sich daheim fühlt.“

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