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42 03/2018 portrait Bauen ist mein Leben Thomas Ausserhofer leitet mit seinem Bruder Christoph die Unionbau GmbH. Eine Geschichte, die vor einhundertelf Jahren ihren Lauf nahm und eigentlich mit einem Unglück begann: Joseph Ausserhofer, auch der „lange Aschbacher“ genannt, verlor 1907 seinen Hof und sattelte um, vom Bauern auf Zimmermann und Holzmeister, die Keimzelle der Unionbau GmbH, eines der größten Bauunternehmen Südtirols mit 155 Mitarbeitern, das heute seine Urenkel Thomas und Christoph leiten. Einhundertelf Jahre, zwei Weltkriege, Südtirols dramatische Geschichte, eine Welt, die sich in den letzten dreißig Jahren von Grund auf geändert hat, neue Technologien, neue Medien usw. und mittendrin eine traditionell kinderreiche Familie aus dem Ahrntal. Der rote Faden, der sich durch das Leben aller Ausserhofers zieht, ist das Bauen. Thomas Ausserhofer ist der Manager. Er kümmert sich um Controlling, Finanzen, Bürokratie, Verwaltung und Immobilien, sein Bruder Christoph, der Techniker, um Akquise, Technik und die Baustellen. Eine ideale Aufteilung finden die beiden. Ein Familienunternehmen ohne Verluste in die vierte Generation zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. „Bei uns war der Übergang von der dritten zur vierten Generation fast reibungslos. Vom Großvater auf den Vater und dessen zwei Brüder, das war schon spannender.“ Er lacht. „Da ging es um die Grundsatzfrage Holz versus Beton und Ziegel. Heute machen wir beides, damit hat sich das Problem gelöst!“ Und heute ist die Entscheidung zwischen Holz und Beton nur mehr eine Frage der Philosophie und des Geschmacks unserer Kunden. Thomas Ausserhofer sitzt während des Telefoninterviews im Auto, auf der Heimfahrt von einem Kunden. Er ist entspannt und hat Zeit, man merkt ihm an, dass er gerne über seine Familie redet. Seine Familie und das Bauen natürlich. „Wir haben ihn alle, den Bauvirus!“ Genauso wie die Mitarbeiter. Alle infiziert. „Unsere Mitarbeiter sind das Vermögen der Firma“, sagt Thomas Ausserhofer und wird ganz ernst. „Wir geben ihnen so viel Verantwortung wie möglich, es ist unser Anliegen, dass sie sinnstiftend arbeiten können.“ Bei so vielen Baustellen sei es auch unumgänglich, mit Vertrauensvorschuss zu arbeiten.

portrait 03/2018 43 Mitarbeiter sollen sinnstiftend arbeiten können Sinnstiftend ist ein Wort, das Ausserhofer gerne und häufig verwendet. Es ist wohl auch ein Grundsatz für sein Handeln. Aus seiner Stimme spricht die Leidenschaft für das, was er tut und wie er ist. Analytisch, zielstrebig. Schnell. Er kommt auf den Punkt. Im Gespräch wie in der Arbeit und im Leben. Gebaut hat die Unionbau so ziemlich alles. Vom Futterhaus über Garagen, Wohnsiedlungen, Hotels, Kirchen, Brücken, Almen, Kinos. „Was uns noch fehlt, sind ein Atomkraftwerk, ein Hafen und ein Flughafen“, scherzt Thomas Ausserhofer. Einer der größten Arbeitgeber des Tauferer-Ahrntals zu sein, fühlt Ausserhofer als Verantwortung. Die eigenen Mitarbeiter, die Subunternehmer, die Lieferanten. Im Schnitt arbeiten 500 Menschen direkt und indirekt für die Unionbau. Zumal das Bauwesen in den letzten Jahrzehnten turbulente Zeiten erlebt hat. Krise. Boom. Krise und jetzt wieder einen Aufschwung. „Wir haben auch während der Krise, zwischen 2010 und 2014, Mitarbeiter eingestellt, haben die Krise genutzt, um uns auf öffentliche Aufträge zu konzentrieren.“ Kein leichtes Unterfangen Berge von Bürokratie und Bestimmungen bewältigen. Was viele abschreckt, ist gerade das Richtige für einen Tüftler wie Thomas Ausserhofer, der sich selbst als pingelig bezeichnet. Die richtige Eigenschaft, um sich im bürokratischen Wald zurechtzufinden und zielstrebig zum Auftrag zu gelangen. Die Not an gut ausgebildeten Fachkräften ist eine Konstante im Alltag der Baufirma. Obwohl die Unionbau pro Jahr neun bis zehn Lehrlinge ausbildet. „Und wir hätten so gerne mehr Frauen unter unseren Mitarbeitern. Nicht nur im Büro“, sagt Ausserhofer. „Das Bauwesen ist heute absolut auch für Frauen zugänglich. Dank der modernen Technologien ist es nicht mehr mit so enormen Kraftanstrengungen verbunden wie früher.“ Mindestens zehn bis zwanzig Prozent, das wäre perfekt. „Ich würde mich unheimlich über ein Lehrmädchen freuen!“ Schon sein im vergangenen November verstorbener Vater Siegfried sagte immer: „Männer allein im Betrieb werden zu grob untereinander.“ Persönliche Beziehungen sind ihm ganz wichtig. Zur Familie, insbesondere zu seinem Bruder Christoph. Zu den Mitarbeitern, denen er ein Chef zum Anfassen sein möchte. Zu den Kunden. Er engagiert sich auch gerne. So wie andere in ihrer Freizeit zur freiwilligen Feuerwehr gehen, geht er zu den Sitzungen des Kollegiums der Bauunternehmer, des Wirtschaftsrings oder des Unternehmerverbands. Jeder Bau beginnt mit einem Traum Am Abend und am Wochenende zu Hause sitzt er oft noch vor dem Computer. „Das ist der Nachteil von Internet.“ Aber seiner Lebensgefährtin geht es nicht anders. „Andere schauen zusammen fern und schweigen, wir sitzen uns am Tisch gegenüber am Computer. Wenn wir wirklich nicht arbeiten wollen, dann müssen wir aus dem Haus.“ Reisen liebt er, und es fehlt ihm nur mehr ein Kontinent, Australien. Die letzte Reise führte über die berühmte Route 66 in den USA. Auch auf Reisen sucht er den menschlichen Kontakt. „Ich will sehen und erfahren, wie die Leute leben. Morgens um 7.30 Uhr an der Central-Station in New York, wenn alle zur Arbeit hasten, um zu erfahren, wie ein New Yorker lebt.“ Ansonsten in der Freizeit Skifahren und Wandern, Zeit mit seinem Sohn verbringen. Lesen ist in den Urlaub verbannt. Im Alltag sind Akten und Verträge sein Lesestoff. Das Schönste an seiner Arbeit? Kein Zweifel: „Die Bauübergabe, wenn wir dem Bauherrn – und es ist egal, ob es ein Privater oder ein Bürgermeister ist – seinen Traum überreichen. Denn jeder Bau beginnt mit einem Traum. Und wir dürfen ihn verwirklichen!“ Baustelle Firma Markas am Bozner Boden

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