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Top Jobs! 2015

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30 03/2015 aktuell INFO-PR aktuell 03/2015 31 „Dieses Haus lebt“ Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Südtiroler Volksbank, Otmar Michaeler. Es war eine der ersten Aufgaben, die er sich stellte, als er 2010 zum Präsidenten der Südtiroler Volksbank berufen wurde. Ein neues Head-Office schaffen. Räume und mit ihnen arbeiten und leben, ist Otmar Michaeler in die Wiege gelegt. Als CEO der Falkensteiner Michaeler Tourism Group und des Beratungsunternehmens Michaeler & Partner, aufgewachsen in einem Gastbetrieb, hat der Topmanager von Kindesbeinen an eine ganz besondere Beziehung und ein Gespür für das Funktionieren von Räumlichkeiten entwickelt. Den Neubau des neuen Sitzes der Südtiroler Volksbank hat Michaeler maßgeblich mitbestimmt und seine Sicht in die interne Baukommission eingebracht. Radius: Vor etwas mehr als sechs Wochen wurde das neue Headoffice bezogen. Wie sind Ihre ersten Eindrücke? Otmar Michaeler: Ich möchte vorausschicken, dass ich am Freitag vor der Eröffnung zwei Stunden lang alleine kreuz und quer durch das Gebäude gegangen bin. Was wird am Montag passieren?, habe ich mich gefragt. Alles habe ich mir angeschaut und auf mich wirken lassen. Es waren überall noch Reste der Bautätigkeit auszumachen. Plastikplanen lagen herum, staubig war es. Erst am nächsten Tag sollte es picobello geputzt werden. Nun, ich muss zugeben, dass ich im ersten Augenblick vielleicht sogar ein bisschen enttäuscht war, sogar Zweifel hatte. Als ich am Montag das Gebäude betrat, habe ich es sofort spüren können. Eine ganz eigene Atmosphäre. Luft. Freiraum. Kommunikation. Es hat Flash gemacht, das Konzept ist voll aufgegangen. Radius: Und das nur, weil es keine Wände mehr gibt? O. Michaeler: Ohne Wände lebt das Haus. Die Augen der Mitarbeiter funkeln. Jeder ist motiviert. Das ist ein ganz zukunftsweisendes Konzept. Vom Wohlfühlen, vom Miteinander zu mehr Leistung. Die Köpfe sind freier. Energie breitet sich ungehindert aus, Kreativität. Der Openspace wirkt in gewisser Hinsicht sogar beruhigend, der Geräuschpegel hat sich innerhalb weniger Tage angepasst. Fotos: © OskarDaRiz Radius: Das Ende einer langen Geschichte … O. Michaeler: Das kann man sagen. Sehen Sie, ich bin von Haus aus Dienstleister. Und auch die Volksbank ist ein enormes Dienstleistungsunternehmen. Beratung, Kundenservice, Technologie, Know-how … Wie entwickelt sich das weiter? Ich habe mich gefragt, wie kann man all dem Rechnung tragen und den Kunden einen immer besseren Service bieten? Als ich 2008 zunächst als Verwaltungsratsmitglied in die Volksbank eintrat, hatte dieses Traditionsunternehmen ein eher konservatives, leicht angestaubtes Image, das sich auch in dem tristen und beengenden Behelfssitz in der Siemensstraße widerspiegelte. Der neue Sitz war für mich sofort eine Priorität. Radius: Trotz Krise? Die Bankenwelt ist ja auch in Mitleidenschaft gezogen. Ein Ende ist (noch) nicht abzusehen … O. Michaeler: Ich kann Ihnen versichern, mit dem was wir vorher an Miete gezahlt haben, mit den Amortisationen, relativiert sich die Investition. Ganz zu schweigen von dem Mehrwert , den wir uns durch den Motivationsschub erwarten. Radius: Hatten Sie ein Vorbild? O. Michaeler: Nein. Nicht direkt. Entscheidend war für mich der Besuch der Google-Zentrale in Zürich. Auch ein Openspace mit Mensa, Bibliothek und innovativer Raumaufteilung. Kopieren wollten wir nichts. Wir suchten uns absolute Bürobauprofis, denen wir freie Hand gelassen haben, nachdem wir ihnen unsere Vorgaben gestellt haben. Der neue Sitz ist professionell geplant in jeder Beziehung: Architektur, Interiordesign, Licht, Technik und Kunst. Wir haben nach Auftragsvergabe keinen Stuhl, keine Lampe ausgesucht! Das Haus ist linear durchgeplant, kein staubfangender Pseudo-Kunstkitsch, wenn es nach mir ginge, gäbe es nicht einmal Pflanzen. Radius: Die Vorgaben für die Arbeit der Planer entstammen mehreren Köpfen? O. Michaeler: Ja und das muss auch so sein. Wir hatten eine eigene Kommission, eine exzellente Baukommission muss ich sagen, die sich jeden Monat getroffen hat und wir haben natürlich auch diejenigen mit einbezogen, die das Gebäude am meisten nutzen, die es mit Leben, mit Arbeit, mit Engagement füllen werden. Die Mitarbeiter hatten eine 20-köpfige Interessensvertretung. Radius: Die Volksbank hat mit der Übernahme der Bank von Marostica die Tätigkeit in Nord-Ost-Italien noch weiter ausgebaut. Der Standort Bozen – Südtirol für den Hauptsitz war nie in Frage gestellt? O. Michaeler: Wir sind eine Südtiroler Bank. Hier sind unsere Wurzeln. Sie sehen das auch gleich beim Eintreten. Hinter dem Infodesk hängt ein großformatiges Foto der Drei Zinnen. Die Schränke, die auf halber Höhe den offenen Raum in allen Stockwerken durchlaufen, sind der Form nach dem Bergpanorama nachempfunden. Radius: Space4dialogue ist der Kern dieses Konzepts. Keiner hat ein eigenes Büro … Stieß das auf sofortige Zustimmung? O. Michaeler: Und wenn Sie sagen – keiner – dann ist damit auch die Chefetage gemeint. Der Generaldirektor, Ordnung im Kopf Neue Arbeits- und Führungskultur im Open-Space: Eine Umstellung war es, für alle. Angefangen vom Sachbearbeiter über den Schalterdienst bis hin zur Geschäftsleitung. Auch Personalchefin Tatiana Coviello musste sich auf ihren neuen Open-Space-Arbeitsplatz umstellen. Im Positiven. Radius: Als Personalchefin haben sie den Finger am Puls. Wie haben die Mitarbeiter der Volksbank auf die neue Situation im neuen Hauptsitz reagiert? Tatiana Coviello: Am Anfang herrschte große Skepsis. Wenn ich nur daran denke, was die Angestellten an erster Stelle auf der Wunschliste vermerkt hatten: ein eigenes Büro, das schien ganz wichtig zu sein … Radius: Und jetzt ein offenes Raumkonzept ohne Wände. Alles offen, jeder sieht jeden. Und das in einer Zeit, in der jeder von Privacy spricht. T. Coviello: Aber die Umstellung erfolgte sofort. Schon am dritten Tag war der Geräuschpegel insgesamt gesunken, die Stimmen sind angenehm leiser, auch am Telefon. Als ob sich alle unisono auf dieses Gebäude eingestimmt hätten. Radius: Wie haben Sie selbst das erlebt? Sie haben ja auch kein eigenes Büro mehr. T. Coviello: Ja und ich kann jetzt schon sagen, dass sich das nur positiv ausgewirkt hat. Ich sehe die Mitarbeiter mehr, sehe sie bewusster. Das Sich-Sehen setzt neue Prozesse in Gang, stimuliert den Arbeitsprozess. Die Aktivitäten beschleunigen sich, die Kommunikation ebenfalls, die Kunden profitieren und kommen schneller zu ihren Antworten. Radius: Haben Sie nicht den Eindruck, dass so mancher vielleicht eher gehemmt ist, weil er sich kontrolliert fühlt? die Personalchefin ebenso wie auch ich. Ich habe hier nicht einmal einen Schreibtisch. Brauche ich auch nicht. Ich habe einen Schrank, wo ich einige Sachen aufbewahren kann, den Rest trage ich mit mir in meinem Rucksack: Computer, iPad, Telefon. Radius: Eine völlig neue Arbeitswelt, ein völlig neues Arbeitsgefühl also? O. Michaeler: Ja, ich vergleiche es mit einem Wohnzimmer, ein Gemeinschaftsraum mit verschiedenen Ecken für die individuellen Bedürfnisse. Ein überaus innovatives Konzept, das sich durchsetzen wird. Vom Wohlfühlen zur Leistung. Der Arbeitsraum gestaltet wie eine Bühne. Die Arbeitswelt wie eine Hotelhalle, wo alles zusammenläuft. Auch in der Hotelerie werden zunehmend Mauern abgebaut. Man kann es spüren, dieses Haus lebt. Sehen und gesehen werden. Auch die Kunden leben diese Atmosphäre. Die Volksbank war schon immer innovativ. Jetzt ist das visibel! T. Coviello: Nein, im Gegenteil. Der Wegfall der Wände ist ein absoluter Gewinn für die Arbeitsqualität, für das Arbeitsklima und für die Führungskultur. Weniger Kontrolle und mehr Orientierung auf die Ergebnisse. Mehr Vertrauen und mehr Eigenverantwortung. Ein innovatives Raumkonzept, das ich jedem Unternehmen nur empfehlen kann. Radius: Die Mitarbeiter wurden in die Planung mit einbezogen. Was war ihnen besonders wichtig? T. Coviello: Die Nutzervertretergruppe war sehr engagiert. Am Anfang wollten sie alles, nur keinen Open-Space. Sie wünschten sich Räumlichkeiten für eine Kindertagesstätte, Relax-Zonen, genügend Abstellraum, eine Teeküche … Radius: Apropos Abstellraum. Wie lässt sich das mit dem offenen Raumkonzept vereinbaren. Wände für Regale und Wandschränke gibt es ja nicht? T. Coviello: Alle Räume werden von diesen den Bergen nachempfundenen Holzschränken durchzogen. Platz ist genug da. Und die Schreibtische müssen jeden Abend abgeräumt werden. Radius: Jeden Abend? Man darf nichts liegen lassen? T. Coviello: Genau, die ersten Tage schien das ein Riesenproblem zu sein, nach einer Woche war es kein Thema mehr. Im Gegenteil: Ordnung auf dem Tisch – Ordnung im Kopf!

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