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Südtirol Magazin Winter 2020/21 - WamS

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4 Dezember

4 Dezember 2020 AKTUELL Eiskalt und glitzernd – der Resc In der grenzübergreifenden Skiregion Reschen-Schöneben-Nauders bilden der zugefrorene Reschensee und der Haider See im Dreiländereck Österreich-Italien-Schweiz im Winter ein Eldorado für Snowkiter, Schlittschuhläufer und Eiswanderer. Der Kirchturm, mittlerweile das Wahrzeichen des oberen Vinschgaues, ist ganz nahe – und in der Ferne glitzert das Massiv von König Ortler. Helmut Luther Der obere Vinschgau samt dem Reschensee und der Zwei-Länder- Skiarena, ist nur ein Beispiel von Südtirols vielfältigem Winterangebot. Natur pur und viel Platz, eine Kombination die Urlauber in der heutigen Zeit bevorzugen. Und gerade in dieser Hinsicht hat Südtirol – vom äußersten Westen über die Alpen bis hin zu den Dolomiten im Südosten – eine ganze Menge zu bieten. Der Reschensee ist ein Stausee Er wurde vor 63 Jahren von der staatlichen Stromgesellschaft errichtet – gegen den Willen der Einheimischen, die dabei ihre besten Kulturgründe mitsamt den uralten Bauernhöfen verloren haben. Im Museum von Neugraun, das in einem freskenverzierten Gebäude am oberen Ortsende untergebracht ist, dokumentiert eine Fotoausstellung den Untergang der beiden alten Dörfer Graun und Reschen, ihr buchstäbliches Versinken in den ansteigenden Fluten des Stausees. „Einige verließen ihre Häuser erst, nachdem das Wasser schon bei den Türen hereinkam“, sagt Habicher. Etliche hätten damals auswandern müssen, da die versprochenen Entschädigungen lächerlich gering ausfielen und viel zu spät ausgezahlt wurden. Snowkiter, Eisläufer und Wanderer Auf dem weiß leuchtenden Reschensee tummeln sich in erster Linie Snowkiter. Nur im Umfeld vom Kirchturm sieht man noch Eisläufer und Wanderer. Bis vor einigen Jahren gab es auf dem Reschensse eine der größten natürlichen Schlittschuhbahnen der Alpen: über 14 Kilometer lang und acht Meter breit. Der damalige Eismeister Elmar Habicher erinnert sich: „Mit dem Räumgerät fuhr ich auf den zugefrorenen See hinaus, ich kannte alle kritischen Stellen der Eisdecke, da hatte man keine Angst mehr, auch wenn es krachte.“ Heute gehört der Reschensee in erster Linie den Snowkitern. Eine gepflegte Eisbahn gibt es am nahe gelegenen Haider See. Die Kombination aus Windsurfen und Snowboarden Auf dem Reschensee bläst der Wind, den die Snowkiter lieben. Aus der Ferne ähneln sie einem Schwarm wild gewordener Hornissen. Die Drachen jagen wie verrückt von einem Seeufer zum anderen. Marco Amico war viele Jahre begeisterter Windsurfer und Snowboarder. Als dann Ende der 1990er Jahre das Kitesurfen aufkam, experimentierte er mit Skiern und Drachen auf Schnee. Der Reschensee bietet dafür die idealen Bedingungen; die Berge auf beiden Seiten bilden eine Art Windkanal,

hensee im Dreiländereck Foto © Seehotel Reschen 5 Foto © IDM Suedtirol Frieder Blickle Foto © Ferienregion Reschenpass Oskar Verant durch den beinahe unablässig der Wind bläst. Die Windverhältnisse bezeichnet Amico, der Snowkite-Kurse anbietet, von anfängerfreundlich bis herausfordernd. Zuerst gibt es eine theoretische Lektion, danach wagt sich die Gruppe zum Praxistest auf den zugefrorenen See. Das Gefährt, das einen der Lehrer in die Hand drückt, misst bescheidene 2,5 Quadratmeter. Doch es reicht aus, um Respekt vor der elementaren Gewalt des Windes zu kriegen. Bei Sonnenuntergang nach Hause Mittels Schüttelbewegungen lenkt man den Drachen in die ruhigere Softzone über dem Kopf. Immer wieder rutscht er jedoch unkontrolliert in die Powerzone und reißt uns Anfänger vom Stand weg. Nach und nach lernen Amicos Schüler, mit dem Drachen stehende und liegende Achten in den stahlblauen Himmel zu malen. Nach der Mittagspause, wenn die Sonne hinter den weißen Berggraten unter- geht, heißt es Skier anschnallen. Ruck, zuck ist der Drachen auf zehn Uhr. Dann rutschen die Bretter in moderatem Tempo, ein bisschen ist es wie Skiliftfahren. Dann ist da ein Schneebuckel, und für Sekunden schwebt der Snowkite-Anfänger über dem Boden und macht eine „bella figura“. Als über dem See ein blaugraues Dämmerlicht liegt, wird ein Resümee gezogen. Mehr hätte man an diesem Tag nicht herausholen können.

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