4 DOLCE VITA IN SÜDTIROL Licht, Sonne und alles, was das Herz begehrt Winter. Grau. Kalt. Wenig Licht. Sehnsucht nach dem Süden. Morgens zur Arbeit im Dämmerlicht, abends nach Hause im Dämmerlicht. Handschuhe, Mütze, Schal, Daunenmantel und doch kalt. Nach-Winter. In der Stadt dauert er manchmal eine gefühlte Ewigkeit. Ende Februar täuscht der ein oder andere vereinzelte Tag das Frühjahr vor, aber am nächsten Morgen holen uns das Thermometer oder der Wetterbericht wieder in die Realität der Alpen-Nordseite zurück. Selbst der Hund will nicht vor die Tür. Regen, manchmal gemischt mit Schneetreiben. Lust auf Wärme. Lust auf Farben. Lust auf Veränderung. Und dann ein Fenster zum Licht: Kurz-Urlaub in Südtirol. Dr. Nicole D. Steiner Foto © IDM Südtirol, Manuel Ferrigato E in Reisetraum. Die Anreise über kurvenreiche Bergstrassen. Grau ist es auch hier. Aber mit jeder Kurve bekommt das Grau eine andere Nuance. Über dem Grau thronen die weissen Spitzen der Alpengipfel. Skipisten ziehen gen Tal und immer wieder ist das Graubraun der Hänge von weissen Tupfen unterbrochen. Eine glückliche Ahnung steigt auf. Mit jedem Meter, den die Passstrasse sich hochschraubt, hebt sich die Stimmung. Cappuccino gefällig? Und dann, wie so oft schon: Kein strahlendblauer Himmel, nein, das wäre wohl zu viel verlangt. Plötzlich ist die Wolkendecke durchbrochen von blauen Flecken. Aus dem kurz geöffneten Fenster strömt es nicht direkt warm, aber fast. Das Licht ist anders. Die Luft riecht anders. Irgendwann bricht die Sonne durch. Winter ade. Alpensüdseite. Ein anderes Lebensgefühl. Die Schilder sind plötzlich zweisprachig. Vorbei an schneebedeckten Gipfeln. Vereinzelte Burgen. Höfe hoch oben an den Hängen, die schon stückweise Grün tragen. Im Radio spricht es plötzlich italienisch. In Spotify die Playlist Sanremo 2023 suchen. Das klingt nach Sonne, gutem Essen, Cappuccino und Seelebaumeln lassen. Die Seele baumeln lassen? Naja, ganz schön kitschig. Immer weniger Kilometer bis Bozen-Bolzano. Irgendwann zeigt das Navy, es dauert nur noch eine Viertelstunde. Vier Tage. Gut essen, gut trinken, shoppen, wandern oder vielleicht noch einmal auf die Piste, Rad fahren, leben, sich treiben lassen, Wellness, Sonne tanken und auch etwas Kultur. Südtirol. Italian Lifestyle gemischt mit Südtiroler Gastlichkeit. Am Schnittpunkt von Nord und Süd das Beste von beidem geniessen. Der Traum vom Süden Verwinkelte Gassen und gemütliche Kneipen. Tische und Stühle auf den Plätzen, mit einer Decke, weil der Wind doch noch ganz schön frisch ist. Der neue Frühjahrshosenanzug
Mai 2023 5 Foto © IDM Südtirol, Andreas Mierswa ist im Koffer, mit dünner Daunenjacke natürlich. Am ersten Abend Pasta oder Pizza in der Bozner Altstadt und davor einen Aperol-Spritz-Aperitif mitten im lebendigen Treiben dieser faszinierenden Stadt. So oder ähnlich könnte der Film im Kopf sein, wenn man müde vom langen Winter eine Flucht gen Süden plant. Südtirol ist immer eine Reise wert. Kurz oder lang und zu jeder Jahreszeit. Mehr als 300 Sonnentage hellen nicht nur die Laune erheblich auf, sondern tun auch dem Vitamin- D-Spiegel gut. Das begnadete Land auf der Südalpenseite, eingerahmt von den vielleicht schönsten Berggipfeln der Welt, den bleichen Dolomitenspitzen, die sich im Abendrot rosa, orange und tiefrot färben, bietet jedem etwas. Wer es traditionell und rustikal mag, findet in den romantischen Bauern- Dörfern von den Ferien auf dem Bauernhof, dem kleinen Landgasthof bis zum exklusiven 5-Sterne-Deluxe-Hotel alles, was das Herz begehrt. Deftige Südtiroler Küche vom Feinsten. Schlutzkrapfen, Knödel, Kaminwurz, Speck, Bergkäse, Vinschgerl oder Schüttelbrot und Apfelstrudel kredenzt mit einem kräftigen St. Magdalener oder Lagrein, frisch gebrautem Bier oder einem frischen Chardonnay, hausgemachtem Holundersirup oder Apfelsaft. Je nach Höhe kann es hier auch im Frühjahr am Abend noch empfindlich kalt werden, aber kaum bricht die Sonne durch, besteht kein Zweifel mehr: Man ist im Süden und kann die Daunenjacke um die Hüfte schlingen oder mit einer Strickjacke ersetzen. Die gute Luft mit mediterranem Touch und alpenländischem Biss gibt es gratis dazu. Immer etwas Neues oder zu Hause im Urlaub? Ob Pustertal, Eisacktal, Unterland und Überetsch, Vinschgau, Sarntal oder Passeier, jedes Tal hat seinen ganz besonderen Reiz und seine ganz besondere Art der Gastlichkeit und ein Angebot, das den Gast vor eine schwere Wahl stellt und kategorisch nach einem Wiederkommen verlangt. Südtirol ist kein Ziel für nur einmal: Von hochalpin bis zu lieblichen Tallagen, von einfach und deftig bis zu raffiniert und exklusiv. Von sportlicher Herausforderung bis zu Relax total. Für Singles, Paare, Familien und jedes Alter. Für Kultur- und Geschichtsinteressierte sowie Outdoor-Freaks. Für Burnoutgefährdete, gestresste Workaholics und für entspannte Geniesser. Für anspruchsvolle Globetrotter und für jene, die sich im Urlaub am liebsten zu Hause fühlen wollen. Und dann die Städte. Jede mit ihrem ganz eigenen Reiz, egal für welche man sich letztendlich entscheidet, sind alle auf jeden Fall einen Besuch wert. Foto © IDM Südtirol, Fabian Leitner Alpenländisch und k. u. k. … Brixen, ehemaliger Sitz von Fürstbischöfen, ist perfekter Ausgangsort für Wanderungen und Ausflüge in die umliegende Bergwelt. Während der Sommeremotionen lädt die Brixner Altstadt zwischen Anfang Juli und Mitte August zu einer Vielzahl an kulinarischen Köstlichkeiten und Südtiroler Schmankerln ein. Musikgruppen verwandeln die Altstadt in eine Bühne. Höhepunkt ist der traditionelle Tirolerabend mit knackigen Lederhosen und feschen Dirndln. Nicht entgehen lassen sollte man sich einen Besuch im Augustiner-Chorherrenstift Neustift, erstmals erwähnt im Jahr 1140. Die traditionelle Kurstadt Meran, sonnengeküsst und Heimat nicht nur der Gärten von Trauttmannsdorff, sondern auch der exklusiven Meraner Thermen, empfängt den Gast mit einem unwiderstehlichen K.-u.-k.-Charme. Sissi erhob diese Stadt zu ihrem Sommerdomizil und wer durch die Meraner Altstadt schlendert, würde sich nicht wundern, wenn ein Herr mit Zylinder mit einem „Küss die Hand, gnä’ Frau“ aufwartet. … oder lieber all’italiana? Bozen ist die italienischste der Südtiroler Städte. 75 Prozent der Einwohner sind italienischer Muttersprache und das hört und lebt man in den Strassen dieser lebendigen Metropole, deren ganz besonderer Reiz gerade aus dem Neben- und Miteinander der deutschösterreichischen und der italienischen Kultur sowie der Mischung von mediterranem und alpinem Klima besteht. In den Schaufenstern italienische Schuhe, italienisches Design, technische Sportbekleidung oder auch Loden. In den Lokalen und Bars Antipasti sowie hausgemachte Pastasciutta und Tortelli oder Wienerschnitzel und Sachertorte. Hausgebraute Biere, beste Südtiroler und italienische Weine, Eis, das alles, was man vorher gegessen hat, in den Schatten stellt – Bozen ist eine Stadt für Geniesser.
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