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38 03/2016 portrait Wie ein Dirigent Bei seiner Arbeit fühlt er sich wie ein Dirigent, bedacht auf die Harmonie seines Orchesters, auf das disziplinierte Zusammenspiel der Mitglieder, aber auch darauf, dass jedes Mitglied sich selbst ausdrücken kann. Der Unterschied ist nur, dass sein Orchester ein Unternehmen mit 400 Mitarbeitern und 50 Geschäften ist. Martin Hitthaler. Menschen sind für Martin Hitthaler das Wichtigste. Die Menschen, die ihm ganz nahe stehen, seine Frau Ingrid und die vier Kinder Angelika, Jonas, Lukas und Simon. Nach den ersten drei Kindern – Simon wurde erst im Jahr darauf geboren – haben seine Frau und er 1995 ihr Unternehmen benannt: Anjoka. Ebenso wichtig ist ihm seine große Familie, die Mitarbeiter. Wenn man die Webseite des Unternehmens Anjoka öffnet – hinter diesem Namen verbergen sich Conad-Supermärkte, Eurospin-Discountläden, zwei Shoppingcenter, Tabak- und Zeitungsgeschäfte sowie Bistros –, sieht man als Erstes ein großes Foto voll Menschen. Eine Gemeinschaft. Und so fühlen sich die Mitarbeiter von Martin Hitthaler auch. Auf das richtige Team kommt es an Dass sie im Einklang sind, darauf achten Geschäftsführer Martin Hitthaler und seine Filialleiter und Bereichsleiter, die er mit Sorgfalt auswählt. Auch die Teams in den einzelnen Läden werden mit Bedacht zusammengestellt. „Wenn ich falsch dirigiere, dann geht gar nichts, wenn Einklang da ist, dann ist das das halbe Geschäft!“ Hitthaler geht dabei ganz instinktiv vor, vertraut seinem Gespür. Seine Mitarbeiter sind zu 90 Prozent Frauen, 70 Prozent der Filialleiter sind ebenfalls Frauen und auch in der Verwaltung ist das weibliche Geschlecht in der Überzahl. Viele der Mitarbeiterinnen arbeiten Teilzeit. „Wir sind flexibel“, betont Martin Hitthaler. „Wenn jemand frei braucht, dann bekommt er frei, dafür muss er eben ein anderes Mal bereit sein, einzuspringen, wenn jemand anderes ausfällt.“ Flexibilität und Solidarität unter den Mitarbeitern sind die Säulen seines Unternehmens und seines Erfolgs. Die guten Arbeitsbedingungen binden die Mitarbeiter langfristig an ihre Arbeitsstelle. „Wir haben einen ganz kleinen Wechsel. Die meisten Mitarbeiter bleiben über Jahre.“ Ein Pluspunkt auch für den Kunden, der auch im Supermarkt oder im Discounter seine Ansprechpersonen hat. Wie einst im Tante- Emma-Laden. Filialleiter, Vize-Filialleiter und Bereichsleiter werden regelmäßig geschult. Gelegenheit, sich auszutauschen und kennenzulernen, voneinander zu lernen. Hitthaler kommt auch tatsächlich aus einem Tante-Emma- Laden, den seine Eltern Peter und Katharina 1949 im Pfalzner Widum eröffnet haben und den er 1992 übernommen hat. Er weiß, was der Kunde sucht, weiß, dass es neben dem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, der Qualität der Waren noch etwas anderes braucht, um den Kunden langfristig zu binden. Vom Tante-Emma-Laden zum Supermarktund Discount-Imperium Aus dem kleinen Dorfladen – 1960 eröffnete der Vater das erste Kaufhaus in Pfalzen – ist längst ein Imperium geworden. Anjoka ist einer der größten Arbeitgeber Südtirols. Die Conad-Supermärkte und Eurospin-Discounts finden sich hauptsächlich in den größeren Dörfern, in den

portrait 03/2016 39 Städten zieht Hitthaler es vor, das Feld den großen Konkurrenten zu überlassen. Wie fühlt er sich heute, längst nicht mehr als Kaufmann im kleinen Dorfladen, sondern als Geschäftsführer eines Imperiums, der mit großen Zahlen jonglieren muss? „Mir ist das gar nicht bewusst. Imperium. Großer Manager. Nein, ich gehe meiner Arbeit nach wie eh und je. Mir passt die Arbeit.“ Den Unterschied zu früher macht er hauptsächlich in den Bedingungen aus. Es ist härter geworden. „Die Spesen steigen, die Kosten müssen gesenkt werden, um mithalten zu können, und da müssen die Mitarbeiter mithelfen.“ „Grundsätzlich bin ich gegen Sonntagsarbeit“ Themen wie durchgehende Öffnungszeiten, Sonntagsarbeit stellen ein Problem für ihn dar? Nein, sagt Martin Hitthaler, der grundsätzlich gegen Sonntagsarbeit wäre, aber vom Markt gezwungen ist, mitzutun. „Sonntags habe ich aber andere Mitarbeiter. Mitarbeiter, die ausdrücklich am Sonntag arbeiten wollen, wie z.B. Studenten. Wenn es eine klare Regelung gäbe, ein Verbot, wäre ich jedenfalls der Erste, der sonntags schließt. Aber das hat die Politik versäumt. Ebenso wie eine Regelung bei den Einkaufszentren.“ Wenn man einem die Erlaubnis gibt, müssen auch andere zum Zug kommen. Das Ergebnis: „Ich bekomme jede Woche Anfragen, kleine Geschäfte zu übernehmen, die gegen die große Konkurrenz nicht angehen können.“ Wie er den Arbeitsmarkt in Südtirol beurteilt? „Gut“, sagt Martin Hitthaler, „Vor drei Jahren haben sich auf Stellenangebote noch hundert Personen gemeldet, heute sind es nur dreißig.“ Seine Frau Ingrid arbeitet im Betrieb mit, der jüngste Sohn, Simon, zwanzig Jahre alt, ist Erfolg versprechend eingeführt. Tochter Angelika ist als selbständige Marketing- Expertin ebenfalls für Anjoka tätig. Die Söhne Jonas und Lukas gehen eigene Wege. Jonas ist mit gerade 23 Hubschrauberpilot-Ausbilder auf Hawaii, Lukas ist Gleitschirmund Skilehrer. Traum Südamerika Was macht der Anjoka-Geschäftsführer in seiner Freizeit, vorausgeschickt, dass viel freie Zeit nicht bleibt? „Ich bin gesellig und in vielen Vereinen sozial tätig, bin Präsident des Sportvereins und des Skivereins. Ich gehe gerne auf den Berg wandern.“ Und irgendwann träumt er von einer Reise in die Anden. Aber davor möchte er noch einige Geschäfte eröffnen und den Umsatz erhöhen.

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