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Energie & Umwelt 2017

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8 05/2017 Wärmebrücken lösen Wenn durch Teilsanierungen Wärmebrücken verschärft oder Problemstellen nicht hinreichend gedämmt werden, dann kann an diesen Stellen das Risiko von Feuchtigkeit und Schimmel steigen. Als Wärmebrücken bezeichnet man Teile der Gebäudehülle, welche im Vergleich zur restlichen Oberfläche eine viel höhere Wärmeleitfähigkeit haben. Dadurch fließt an diesen Stellen mehr Wärme ab, und an den Innenseiten stellen sich geringere Temperaturen ein als auf den umliegenden Bauteilen, sodass hier die Raumluftfeuchte zu Tauwasser kondensieren kann. Wärmebrücken finden wir vor allem bei Bauteilanschlüssen der Gebäudehülle mit Decken, Dach, Fenstern, Außentreppen, Balkonen usw. Mit einer Überdämmung oder thermischen Trennung von Auskragungen und Anbauteilen können Wärmebrücken gelöst werden. Bei Fenstern und Türen ist vor allem auf einen fachgerechten Einbau zu achten. Laibungen und Blindstöcke sind zu überdämmen, die Abdichtungen müssen innen luftdicht und außen schlagregendicht ausgeführt sein. Luftdichtheit und Lüftung Einer luftdichten Gebäudehülle kommt neben der Minimierung der Wärmeverluste auch aus Schallschutzgründen und zur Vermeidung von Bauschäden besondere Bedeutung zu. Undichtigkeiten treten vor allem dort auf, wo Materialwechsel vorliegen und die Hülle durch Leitungen oder Fenster unterbrochen wird. Interessant sind feuchteadaptive Dampfbremsen mit variablem Diffusionswiderstand. Sie verhindern im Winter das Eindringen von Feuchte in die Dämmebene. Im Sommer wird die Folie jedoch durchlässig, damit eventuelle Bauteilfeuchtigkeit zum Wohnraum hin austrocknen kann. So bleibt die Konstruktion trocken; und Feuchtigkeitsschäden werden vermieden. Gerade bei luftdichten Gebäuden ist es aber wichtig, für die hygienisch notwendigen Luftwechsel zu sorgen. Eine Komfortlüftung stellt nicht nur eine hohe Luftqualität sicher, durch die automatische Feuchteabfuhr reduziert sich auch die Gefahr von Schimmel und Bauschäden. Heizanlage optimieren Ein verminderter Energiebedarf eröffnet auch bei der Heizanlage neue Möglichkeiten wie z.B. den Einsatz von Niedertemperatursystemen. Werden vorhandene Anlagen beibehalten, so kann dennoch einiges verbessert werden: etwa durch einen hydraulischen Abgleich und den Einsatz von Thermostatventilen oder den Austausch veralteter Umwälzpumpen durch energieeffiziente Modelle. Auch die Dämmung von Heizungsrohren und Pufferspeichern reduziert unnötige Energieverluste. Nicht alle Räume werden gleich genutzt, daher ist in den verschiedenen Räumen die passende Temperatur einzustellen. Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass über richtige Durchflussmengen alle Heizkörper mit der optimalen Wärme versorgt werden. Mit den richtigen Einstellungen an den Heizkörperventilen kann der maximale Volumenstrom derart begrenzt werden, dass die Veränderungen am Temperaturregler keinen Einfluss auf andere Heizkörper nehmen. Abschließend sollte noch die Heizkurve des Kessels angepasst und die Umwälzpumpe passend eingestellt werden. KlimaHaus Energie-Check Eine energetische Sanierung sollte mit einem unabhängigen Gebäudecheck beginnen, bei dem Außenwände, Fenster, Dach und Kellerdecke ebenso wie die Heizanlage unter die Lupe genommen werden. Einsparpotenziale werden erhoben und die zielführendsten Sanierungsmaßnahmen erörtert. Der „Energie-Check“ ist eine vom Land geförderte Initiative der KlimaHaus Agentur. Bei einem Selbstbehalt von 75 Euro kann ein umfassender Gebäudecheck durchgeführt werden. Weitere Informationen unter Tel. 0471 062 140 oder energycheck.klimahaus.it Amt für Energieeinsparung Mendelstraße 33 | 39100 Bozen Tel. 0471 414 720 energieeinsparung@provinz.bz.it umwelt.provinz.bz.it/energie.asp

aktuell 05/2017 9 Auf dem Weg zum KlimaLand Umweltlandesrat Richard Theiner über die Schwierigkeiten, die er bei seiner Amtsübernahme vor vier Jahren vorgefunden hat, und über die Notwendigkeit einer energiepolitischen Wende. > Radius: Landesrat Richard Theiner, als Sie 2014 die politische Verantwortung für die Bereiche Raumentwicklung, Umwelt und Energie übernommen haben, stand der Bereich Energie heftig in der Kritik. Was hat sich seitdem getan? LR Richard Theiner: Die Ausgangslage war alles andere als einfach. Das Land durchlebte eine schwere Krise, die vor allem geprägt war vom Verlust an Glaubwürdigkeit. Zudem waren mehrere Gerichtsverfahren anhängig, und wir hatten Schadenersatzklagen von über 1,5 Milliarden Euro zu bewältigen. Die Voraussetzungen für eine neue Energiepolitik waren folglich sehr schwierig. > Radius: Sie sprechen hier die Manipulation der SEL-Gesuche an? LR Theiner: Richtig. Es ging um die großen Wasserableitungskonzessionen und also auch um viel Geld. Meine primäre Aufgabe als zuständiger Landesrat sah ich deshalb darin, so schnell wie möglich das herzustellen, was für alle wichtig ist, nämlich Rechtssicherheit. Als Landesregierung haben wir uns dafür entschieden, dieses schwierige Problem durch eine Neubewertung der Konzessionsvergabe und durch Verhandlungen mit den Konzessionswerbern zu lösen. Wir stützten uns dabei auf ein Gutachten von Professor Giuseppe Caia aus Bologna, der für die Rechtmäßigkeit dieser Vorgangsweise einsteht. > Radius: Gab es große Bedenken, dass dieser Ansatz nicht zielführend sein könnte? LR Theiner: Viele waren überzeugt, dass es nicht gelingen würde, einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation zu finden. Eine wesentliche Voraussetzung war das Gespräch mit allen Beteiligten, mit Gemeinden, privaten Unternehmen, ja selbst mit der Gerichtsbehörde. Wir mussten eine neue Vertrauensbasis schaffen, denn nur so war eine Lösung möglich. Aus diesem Grund habe ich im Februar 2014 den „Energietisch“ eingerichtet. In dieser Expertenrunde erarbeiteten Vertreter der Energiebetriebe gemeinsam mit den zuständigen Beamten die Grundlagen für ein neues Landesgesetz für kleine und mittlere Abteilungen, Kriterien für sensible Wasserabschnitte und einen Masterplan für die Erneuerung des Südtiroler Hochspannungsnetzes. > Radius: Worin hat diese Lösung bestanden? LR Theiner: In der Neubewertung der 2011 zugewiesenen Wasserkonzessionen. Im März 2015 konnten wir dann als Landesregierung diese Konzessionen definitiv vergeben. Damit war die Rechtmäßigkeit wiederhergestellt und die Landesrat Richard Theiner Voraussetzung geschaffen für die Übernahme der Enel- sowie der Edison-Anteile und die Fusion zwischen Sel und Etschwerken. > Radius: Wie würden Sie die derzeitige Situation im Energiesektor beschreiben? LR Theiner: Ich würde sie als sehr gut beschreiben. Es gibt im Land eine Vielzahl erneuerbarer Energieträger wie Wasser, Sonne, Biomasse, die nachhaltig genutzt werden: So konnte die Herstellung von Energie aus erneuerbaren Energiequellen von 7.193 Gigawattstunden im Jahr 2008 auf 10.438 Gigawattstunden im Jahr 2014 ausgebaut werden. Das ist zum einen auf den Ausbau der hydroelektrischen Energie zurückzuführen, zum anderen aber auch auf die Photovoltaik und die Biomasse, zwei Energiequellen, deren Anteil im Jahr 2008 bei 1,2 Prozent lag und 2014 bei 6,5 Prozent. Diese Zahlen bekommen eine noch größere Aussagekraft, wenn man sie in Relation setzt zum Wirtschaftswachstum und zur demografischen Entwicklung: Obwohl das Bruttoinlandsprodukt und die Anzahl der Einwohner in Südtirol gestiegen sind, konnten im gleichen Zeitraum sowohl der Energieverbrauch als auch der CO 2-Ausstoß reduziert werden. Das ist ein Erfolg, auf den wir stolz sein können. > Radius: Die Energiepolitik ist demnach ein wesentlicher Faktor für den Klimaschutz? LR Theiner: Absolut. Südtirol verfügt über ein langjähriges Know-how bei der Herstellung und Verteilung von Energie. Ein Beispiel: Im Jahr 2008 gab es 71 Fernheizwerke, davon 66 mit Wärmeproduktion aus Biomasse und fünf aus Abwärme, im Jahr 2014 waren es 82 Fernheizwerke, davon 77 mit Wärmeproduktion aus Biomasse und fünf aus Abwärme. 2014 erzeugten sie 897 Millionen Kilowattstunden an Wärme pro Jahr, davon 768 aus erneuerbaren Energiequellen. 2016 gab es 1.008 E-Werke, die 821,6 Megawatt Strom produzierten. Man muss allerdings auch erwähnen,

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