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Energie & Umwelt 2019

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18 Nr.

18 Nr. 5/2019 AKTUELL Was versteht man unter kontaminierten Industrieböden? Walter Huber, der ehemalige Leiter der Umweltagentur, versucht im Auftrag der Radius-Redaktion eine möglichst leicht verständliche Erklärung: Kontaminationen in Böden können durch die gesamte Palette der heute bekannten Substanzen erfolgen, die auf der Basis ihrer spezifischen, vielfältigen Eigenschaften zu bewerten sind. Bei einer Beurteilung von Kontamination und der erforderlichen Maßnahmen sind folgende Faktoren zu berücksichtigen: • Sind die Verunreinigungen wasserlöslich, können sie weggewaschen oder in den Untergrund, vielleicht sogar in das Grundwasser gelangen? • Können die Verunreinigungen gasförmig werden und verschmutzen sie dadurch die Luft? • Können die Verunreinigungen beim Berühren Allergien, Ekzeme oder Krankheiten verursachen oder sogar negative Langzeitwirkungen auf den Menschen ausüben? • Können beim Bewachsen der Flächen das Gras oder die Früchte durch die Verunreinigungen die Schadstoffe aufnehmen und dabei bedenklich oder gar ungenießbar werden? • Kann durch eine Überbauung der Flächen oder Versiegelung die Sicherheit des Standortes in Zukunft garantiert werden? In Bezug auf die Bereiche der MEMC bzw. Solland Silicon kann eine genaue Beurteilung nicht erfolgen, da die Ergebnisse von genauen Untersuchungen nicht vorliegen. Eine generelle Kontamination scheint durch Blei vorhanden zu sein. Blei erzeugt Langzeitschäden, wirkt sich negativ auf die Entwicklung des Gehirns aus. Ammoniumhydrogensulfat, Kaliumnitrat, Ammoniumnitrat usw. sind alle leicht wasserlöslich und sind deshalb irrelevant. Sprengstoffe, hier muss definiert werden, was es ist, sind es Munitionsreste oder tatsächlich Sprengstoffe der alten und neueren Generation (TNT, Dynamit, Nitroglyzerin …). Schwerer Wasserstoff: ist leicht radioaktiv, es ist unwahrscheinlich, dass er sich im Boden über längere Zeit hält. Berylliumoxid: ist ziemlich toxisch (erbgutschädlich), ist wasserunlöslich, aber löslich in starken Säuren (Schwefelsäure, Salzsäure). Metallisches Calcium, metallisches Silizium sind nicht toxisch, verlagern sich auch nicht im Boden. Lithiumkarbonat ist wasserlöslich, metallisches Natrium ist mit Sicherheit nicht mehr vorhanden, hat sich zur Natronlauge gelöst. Trichlorsilane zersetzen sich auch im Boden, ergeben Silikate und Salzsäure. Foto © Lisa Ehrenstrasser dem in einem zweiten Schritt reines, polykristallines Silizium hergestellt wird. Sozusagen die Vorstufen der Tätigkeit, die die MEMC durchführt. (Produktion der Silizium Wafers). Vom Skandal um die Solland Silicon ist die MEMC nur insofern betroffen, dass sie Abnehmer der Solland-Silicon- Produkte (Trichosilan) sein sollte. Die Fabrik der Monsanto Electronic Materials Company (kurz: MEMC) übt mit der Produktion von sogenannten „Silizium Wafers“ eine vollkommen andere Tätigkeit aus, als die Solland Silicon machen sollte. Die Betonung liegt auf sollte, denn in Wirklichkeit hat die Produktion der Solland nie begonnen. Die MEMC bezieht ihr polykristallines Silizium mittlerweile aus anderen Quellen. Solland Silicon – Beginn und Ende Der Plan, eine Anlage zur Herstellung von Trichlorsilan in Sinich zu errichten, wurde von der MEMC erst 2009 gefasst. Über 200 Millionen Euro investiert Evonik in diese neue Produktionsanlage. In der Zwischenzeit hatte sich der Weltmarkt für polykristallines Silizium radikal geändert. Der Photovoltaikmarkt bricht ein, und abgesehen davon produziert die Konkurrenz in China und Ostasien viel billiger. Die Produktion von polykristallinem Silizium in Sinich ist von heute auf morgen nicht mehr profitabel. Da die MEMC kein Trichlorsilan mehr benötigte, wird im Dezember 2011 nur wenige Monate nach ihrem Beginn die Produktion wieder eingestellt. Das Trichlorsilan ist eine hochgefährliche, farblose Flüssigkeit, die sich beim Kontakt mit Luft entzünden kann, daher müssen strenge Sicherheitsvorschriften eingehalten und die Fabrik ständig gewartet und überwacht werden, auch wenn gar nichts produziert wird. Das allein kostet die Südtiroler Steuerzahlern große Summen. Etwa 500.000 Euro pro Monat – das heißt mehr als 20 Millionen Euro hat das Land bereits ausgegeben.

AKTUELL Nr. 5/2019 19 Konzernen analysiert und dann – zu einem Bruchteil der ursprünglichen Investitionskosten – abgestoßen wurde, weil sie defizitär war und auch keine Aussicht auf Besserung bestand. Bürgermeister Rösch geht auch auf die „spezielle politische Situation“ in Sinich ein. „Die Schließung hat nichts mit politischem Kalkül oder Respektlosigkeit vor einer „italienischen“ Fabrik und ihrer Geschichte zu tun. Was die Arbeiter der ehemaligen Solland Silicon und ihre Familien betrifft, so werden diese von der Gemeinde ebenso wie vom Land Südtirol die Unterstützung bekommen, die sie verdienen, damit sie diesen umfassenden Einschnitt in ihrem Leben meistern.“ Foto © Klaus Innerhofer Die „Show“ des Massimo Pugliese Über Vermittlung der Ministerien in Rom – und mit großen Versprechungen im Gepäck kam Pugliese im Dezember 2014 mit seiner Firma Solland Silicon nach Meran, um den defizitären Betriebszweig der MEMC zu übernehmen. Die vereinbarte Übernahme und alle Versprechungen von Pugliese entpuppen sich als Seifenblasen. Es kam zum Konkurs, der zu mehreren Zwangsversteigerungen mit bekanntem Ausgang führt. Das betroffene Areal in Sinich ist urbanistisch gesehen und laut Bauleitplan ein Gewerbegebiet von Landesinteresse – das heißt, alle Entscheidungen in dieser Sache trifft das Land. Das betrifft auch den Zivilschutz. Landeshauptmann Kompatscher kann Eilverordnung erlassen, wenn die Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist. Er hat zum Beispiel den Stromversorger der Solland Silicon dazu verpflichtet, die Lieferung aufrechtzuerhalten, obwohl die Rechnungen dafür schon längst nicht mehr bezahlt werden. Bürgermeister Paul Rösch zitiert Albert Einstein „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Das gilt für diese Anlage, die seit 2011 mehrfach bewiesen hat, dass sie nicht funktioniert, die nach der Eröffnung nur wenige Wochen produziert hat, die schon zweimal von weltweit aktiven Nach der Versteigerung zur Sanierung Der neue Besitzer des Areals ist die AL Investment GmbH. AL steht für die Unternehmerfamilien Auer (Erdbau) und Ladurner Ambiente. Das Know-how, das 6,5 Hektar große Gelände zu sanieren, haben die beiden Unternehmen allemal. Trotzdem, eine Mischung aus kontaminierten Böden mit Bauschutt samt einer chaotischen Verteilung und einem teils unbekannten Schadstoffspektrum machen die Sanierung nicht gerade einfach. Andreas Auer: „Wir rechnen mit einem Zeitraum von 5 bis 7 Jahren. Die Fabriksgebäude werden abgerissen, und das Gelände wird fachgerecht saniert; daraus soll dann ein normales Gewerbegebiet entstehen.“ Platz für innovative und nachhaltige Unternehmen wünscht sich nicht nur Bürgermeister Paul Rösch. Bevor die neuen Besitzer mit der Sanierung starten können, muss aber das Land noch für die Entleerung der etwa 260 Tonnen der giftigen Chemikalie Trichlorsilan sorgen. Das kann dauern, und vor allen Dingen wird es noch mal viel Geld kosten – wenigstens zum letzten Mal in dieser Causa. Erdbau und Ladurner Ambiente kooperieren bereits über die Firma Rem-Tec Erdbau ist mit Ladurner Ambiente bereits über die Rem- Tec GmbH in Sinich liiert und spezialisiert auf Sanierung von Altlasten, Behandlung und Entsorgung auch von gefährlichen Abfälle bis hin zur Wiederaufwertung sanierter Industrieareale. Rem-Tech hat die organisatorische Kompetenz unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben, die höchstmögliche Verwertungsquote der Materialen anzustreben und somit die bestmöglichen Lösungen zu finden. Obervintl · Tel. 0472/868140 · info@tyrolplast.it Regenwasser – perfekt für Haus und Garten Quellstube mit Schieberkammer Quellfassungsflügel Hawle Armaturen Inoxarbeiten Trinkwasserspeicher Sandabsetzbecken Wasserreservoir Bachfassung mit „Schweißspalt- Bogensieb“ für Kraftwerke

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