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Bauen und Sanieren 2023

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6 Nr. 1/2023 ALTBAUSANIERUNG Die Baukultur ist ein wichtiges Element der Südtiroler Identität. Dazu gehört es auch, Gebäude aus früheren Epochen bzw. Jahren in ihrem Charakter zu erhalten, sie aber dennoch an die heutigen Anforderungen anzupassen. Ein oft schwieriger Spagat, den manche Architekten und Eigentümer wagen. UND ES LOHNT SICH DOCH … Das kürzlich fertiggestellte Knappenhaus in Gossensaß ist ein Paradebeispiel für die Sanierung eines Altbaues. Das Architekten team Nadia Erschbaumer und Martin Seidner von NAEMAS Architektur konzepte wagte sich daran. Foto © Tobias Kaser

ALTBAUSANIERUNG Nr. 1/2023 7 Altbau – ein schwammiger Begriff, zumal es keine Definition gibt, ab wann ein Gebäude alt ist. Häufig werden Immobilien als Altbauten bezeichnet, wenn sie charakteristisch für eine bestimmte frühere Epoche sind. Ein jahrhundertealter abseits gelegener Bauernhof gehört ebenso zu den Altbauten wie ein städtisches Industriegebäude aus den 1970er-Jahren. Natürlich wäre es einfacher, solche Gebäude bei Bedarf abzureißen und neu zu bauen. Aber einfach ist nicht immer gut. Kulturhistorische, ökologische und wirtschaftliche Argumente sprechen in den meisten Fällen gegen einen vollständigen Abbruch und stattdessen für eine Sanierung. Historische Gebäude als Identitätsstifter Sanierung – auch hinter diesem Begriff verbirgt sich ein tieferer Sinn. Das Wort stammt aus dem lateinischen „sanare“, was heilen bedeutet – im Unterschied zum Renovieren, das mit Erneuern gleichzusetzen ist. Ein altes Gebäude soll gewissermaßen wieder „gesund gemacht“ und nicht durch ein anderes ersetzt werden. „Historische Bauten verdienen Wertschätzung und einen respektvollen Umgang. Alle irgendwann abzureißen, würde bedeuten, einem Ort Marlene Roner seine Identität, einer Gesellschaft ihre Geschichte zu nehmen“, erklärt Marlene Roner, Architektin aus Tramin und Mitglied der Architekturstiftung Südtirol. Das bedeutet nicht, dass jedes alte Haus als gesamter Bestand erhalten werden muss. Aber es gilt nach Ansicht der Architektin, bei der Gestaltung von Gebautem und Landschaft den historischen Kontext zu berücksichtigen: „Die Gegenüberstellung des Damals und des Heute ist notwendig, um einen Bezug zur Vergangenheit herzustellen, um von außen zu sehen, dass ein Ort kulturgeschichtlich gewachsen ist und nicht willkürlich an einen Platz gestellt wurde.“ Aber was macht diese viel zitierte Identität eigentlich aus, die aus einem einzelnen Gebäude erwächst? Woran macht man sie fest? „Da gibt es viele Aspekte, zum Beispiel die Bautypologie“, meint Marlene Roner. Diese beginne bei der Form und Dimension des Gebäudes bzw. der Raumnutzung und reiche bis zum verwendeten Material. „Identität verbindet man aber auch mit dem Platz, an dem ein Gebäude steht, wie es in die Landschaft platziert wurde, und mit der Frage, wer früher darin gewohnt oder gearbeitet hat“, nennt sie ein weiteres Beispiel, das bei einer Sanierung berücksichtigt werden sollte. Herausputzen und nutzbar machen Wird ein altes Gebäude saniert, geht es natürlich nicht nur darum, was früher war, sondern auch um die künftige Funktion der Immobilie. Sie wieder nutzbar zu machen, sei oberstes Ziel, sie herauszuputzen und vorzeigbar zu machen, der große Reiz an der Aufgabe, sagt die Bozner Architektin Nadia Erschbaumer: „Genauso wie der Bildhauer mit seinen Augen des Künstlers in einem Baumstamm bereits eine Skulptur sieht, so zeichnen wir in einem verstaubten Raum mit einem alten Herd unsere Vorstellungen für seinen künftigen Zweck.“ Der Expertenblick der Architektin entspricht klarerweise nicht immer den Erwartungen der Eigentümer. „Gerade deswegen ist es wichtig, diese stark in die Planung einzubinden. Die Eigentümer sind es schließlich, die davon oder darin leben müssen.“ Das Teuerste sind Änderungen im Nachhinein Nadia Erschbaumer versteht die Unsicherheiten und Zweifel, die mit Sanierungen oft verbunden sind. Eigentümer befürchten hohe Kosten, unangenehme Überraschungen hinter dem Mauerwerk oder dass ihre Idealvorstellungen aufgrund bautypologischer Vorgaben nicht erfüllt werden können. Sie rät daher allen, die eine Altbausanierung ins Auge fassen, anhand einer Machbarkeitsstudie gemeinsam mit Architekten oder Planern Foto © Tobias Kaser Das Knappenhaus in Gossensaß vor der Sanierung ... ... und dieselbe Ansicht nach der Sanierung

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