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Bauen & Sanieren 2016

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10 01/2016 aktuell Das neue Berghaus Oberholz Am Oberholzlift in Obereggen entsteht ein Bergrestaurant, das sich perfekt in die Naturlandschaft eingliedert. Kein Unterstand bei Regen oder Gewitter, kein WC, keinen Ort zum Rasten gab es bisher an der Oberholz-Lift-Bergstation. Die Vorgaben des Bauherrn, der Obereggen AG, waren präzise. Nachhaltig sollte das Objekt sein. Sich unauffällig an die grandiose Berglandschaft anpassen, gleichzeitig aber mehr als eine banale Hütte sein. Das Architektenteam Peter Pichler und Pavol Mikolajcak ist aus einem Wettbewerb, an dem vier Südtiroler Architekturbüros teilgenommen haben, als Sieger hervorgegangen. Das Projekt verblüfft durch seine Einfachheit und durch seine Flexibilität. Was von der Bergstation nur als verwittertes Dach eines alten Bergstadls wahrgenommen wird, ist in Wirklichkeit ein ausgeklügeltes Gebäude mit komplexem Innenleben, eine Berghütte mit Restaurant, die in ihrem dreigeteilten Inneren und auf der Sonnenterrasse 95 Personen aufnehmen kann und sich perfekt in die Landschaft eingliedert. Zudem wird eine schöne Bar entstehen, welche dem Skifahrer und Wanderer ganztägig Snacks und Imbisse anbieten wird. Ein idealer Ort in gemütlichem Ambiente, welcher zum Einkehren und Entspannen einlädt. Unterschiedliche Anforderungen in Sommerund Wintersaison Im Winter befördert der Oberholzlift 500.000, im Sommer sind es 60.000 Personen. Seit der Eröffnung des Latemariums mit seinen Erlebnisparcours, die vom Oberholzlift losgehen, ist die Tendenz steigend. Im Winter muss die Berghütte für Skifahrer von der Piste aus zu erreichen sein, im Sommer Wanderer aufnehmen. Familien, Alpinisten, Spaziergänger. Je nach Wetter mehr oder weniger, an manchen Tagen viele, an anderen sind es eine Handvoll oder auch keiner. Im Winter wird das Bergrestaurant von acht bis neun Mitarbeitern bedient, im Sommer reichen vier bis fünf. Die Vorgabe Qualität richtet sich nicht nur an den Bau, sondern auch an den Service, erklärt der Präsident der Liftanlagen-Gesellschaft Obereggen, Georg Weissensteiner. Kein Selbstbedienungsbuffet, sondern Bedienung, nicht nur im Inneren der Hütte, sondern auch auf der 170 Quadratmeter großen Sonnenterrasse. Angeboten werden vornehmlich regionale Produkte und Speisen. Ein beeindruckendes Panorama Von unten gesehen ragen die drei frei schwebenden Arme des Bergrestaurants wie Äste in die Landschaft. Ein jeder kann etwa 25 Menschen aufnehmen, sie bilden ein Ganzes, können aber im Inneren flexibel abgetrennt werden, so dass sich wenige Gäste nicht verloren fühlen. Sie sind nach Süd-Westen

01/2016 11 Skulptur & Schaufenster Drei Brennpunkte als Vorgabe: Aussicht – Raumgliederung – Kontemporäre Architektur. Das Architektenteam Peter Pichler und Pavol Mikolajcak haben den Wettbewerb gewonnen. Ihr Projekt hat den Bauherrn, die Obereggen AG, durch das moderne Konzept, die Nachhaltigkeit und die freie Raumaufteilung überzeugt. Peter Pichler > Radius: Eine Berghütte in 2.000 m Höhe. Worauf kam es Ihnen bei diesem Konzept an? Peter Pichler: Wir sind von drei Brennpunkten ausgegangen. Die Hütte sollte in Pavol Mikolajcak dieser einzigartigen Lage ein Schaufenster sein, das Innere wollten wir aufgrund der je nach Jahreszeit unterschiedlichen Bedingungen flexibel gestalten, das Gebäude soll Ausdruck kontemporärer Architektur sein, aber nicht in Konkurrenz mit der Landschaft treten. ausgerichtet und bieten einen einmaligen Blick auf die Westalpen, auf Schwarzhorn, Weißhorn und Mendel. Seitenwände und Dach sind aus Holz, die Front ist komplett aus Glas. Die 170 m 2 große Sonnenterrasse ist nach Süd-Osten ausgerichtet. Das Naturmaterial Holz wird mit zunehmendem Alter und Witterungseinwirkungen an Patina und Schönheit gewinnen. Auch im Inneren Holz, Glas und Stahl. Die technischen und Wirtschafts-Räumlichkeiten des ebenerdigen Gebäudes, Küche, Gefrier- und Nasszellen sind nach außen unsichtbar in den Berghang eingebaut. Sie bestehen aus witterungsresistentem Beton. Herausforderung: Bauen auf 2.096 m Höhe Vor der Wintersaison wird die Hütte im Herbst mit Traktoren bzw. geländetauglichen Fahrzeugen beliefert. Die frischen Lebensmittel werden täglich über den Lift angeliefert. Auch das Personal wird das Restaurant über den Lift erreichen. Der Bau des Bergrestaurants stellt eine Herausforderung dar. Über eine nur für die Bauzeit angelegte temporäre Zufahrtstraße wird das Baumaterial angeliefert und werden die notwendigen Maschinen vor Ort gebracht. Die veranschlagten Baukosten liegen in Höhe von zwei Millionen Euro. „Dieser Preis“, so Georg Weissensteiner, „ist nicht zuletzt gerechtfertigt, durch die besondere Rücksichtnahme auf die Naturlandschaft und die hohen Qualitätsansprüche, was Baumaterialien und Verarbeitung betrifft.“ Baubeginn ist Anfang Mai, Fertigstellung Ende November 2016, pünktlich zur Eröffnung der Wintersaison. > Radius: Vor allem Ihr Raumkonzept hat den Bauherrn sofort überzeugt und den Ausschlag gegeben, dass Sie als Sieger unter den vier Wettbewerbsteilnehmern hervorgegangen sind. P. Pichler: Für uns stand von Anfang an fest, dass wir nicht eine weitere traditionelle Berghütte bauen wollten. Die Raumsequenz war vielleicht die größte Herausforderung. Wir haben uns für ein „Pocket-System“ entschieden. Aufgrund der besonderen Bedingungen stand fest, dass Lounge, Restaurant und Wirtschaftsräume auf einer Ebene liegen mussten, in einem Open Space hätten aber wir auf den Aspekt der Intimität verzichten müssen. Unsere Lösung sieht drei artikulierte Räume vor, die wie Taschen aus der Lounge herausragen. Von außen ähneln sie einem stilisierten umgefallenen Baum mit drei Ästen. Eine Skulptur. > Radius: Und die technischen Voraussetzungen? Pavol Mikolajcak: Knifflig aufgrund der Höhe, der besonderen klimatischen Bedingungen und des abgelegenen Standorts. Die nach außen sichtbaren Teile, auch das Dach sind aus Holz. Dazu Stahl und Glas. Die Durchführung wird nicht zuletzt aufgrund des Wetters eine Herausforderung auf die wir uns vorbereiten müssen. Höchstwahrscheinlich werden zusätzlich zum temporären Zufahrtsweg Hubschrauber zum Einsatz kommen. > Radius: Die Materialien und Farben spielen an Traditionen an und harmonisieren mit der umgebenden Natur … P. Pichler: Unsere Referenz war eine traditionelle Schutzhütte. Die Materialien spiegeln deshalb Tradition und Kultur wider, die Form entspringt aber ganz eindeutig einer Neuinterpretation, ist zukunftsweisende Architektur zum Anschauen und Sinnbild, dass moderne Architektur sehr wohl im Einklang steht mit Natur.

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