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Alpine Technologien 2019

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50 AKTUELL Digitalisierte Idylle: Intelligentes Bauen für mehr Nachhaltigkeit Lange hat die Natur dem Menschen und der Technik gedient, wir sind in der Bringschuld. Alpinismus, wie wir ihn heute kennen, geht auf die Romantik zurück, zu einer Zeit, in der Institutionen wie der Deutsche Alpenverein oder der Club Alpino Italiano gegründet wurden. Um die Bergwelten näher und sicher erlebbar zu machen, stellten und stellen jene ihren Mitgliedern in den verstreuten Sektionen Unterkünfte oder Lager zur Verfügung. Es wurden Hütten gebaut, deren Haustechnik mit Feuer, später mit Gas und nunmehr meist mit Strom ausgestattet ist. Heute wird viel Wert auf einen bewussten Umgang mit der alpinen Umwelt gelegt, parallel müssen die Bedürfnisse des Alpentourismus insbesondere dort berücksichtigt werden, wo die Auslastungszahlen der Betriebe in den Bergen jährlich steigen. Eine starke und vor allem zuverlässige Energieversorgung ist gefordert; ein nachhaltiges Energiemanagement muss Effizienz, Komfort und Umweltbewusstsein steigern. So ist die intelligente Digitalisierung der Infrastrukturen am Berg ein immer wichtigeres Nutzerargument. Mehr integrale Gebäudeautomation Damit Effizienz und Komfort während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes erhalten bleiben, ist der Einsatz geeigneter Werkzeuge wie etwa ein umfassendes Energiemonitoring unbedingt erforderlich. Diese Werkzeuge ermöglichen es über die automatisierte Überwachung von Kennzahlen (englisch Key Performance Indicators, kurz: KPIs) und die Alarmierung bei entsprechenden Abweichungen zur Wertschöpfung jedes Betriebes beizutragen. Wichtig dafür ist eine dauernde Qualitätssicherung, damit das installierte System nicht unkontrolliert an den Kundenbedürfnissen vorbei konzipiert, errichtet und verwaltet wird. Wenn es sich um Zu- oder Neubauten alpiner Infrastrukturen handelt steht nicht die Anzahl der Komponenten in einem Schaltschrank im Vordergrund, sondern vielmehr die Systemvorteile, welche sich durch eine rechtzeitig angestrebte und entsprechend geplante Interoperabilität der zuvor eigenständigen Gewerke aus Elektro und Heizung/Lüftung/Klima (HLK) ergeben. Dies bedeutet aber auch neue Herausforderungen für alle an der Errichtung und dem Betrieb beteiligten Parteien. Betrachtet man die Ressourcenplanung bei der Sanierung und im Zu- oder Neubau alpiner Infrastrukturen, hat der bereits sehr wichtige Faktor des lokalen Energiemanagements einen noch höheren Stellenwert. Aufgrund von Klima und Topografie ist der Aufwand für die Herstellung von Energieleistungen in Gebäuden im alpinen Umfeld sehr hoch. Der Bedarf an Energieproduktion für Häuser, Hütten oder auch Servicegebäuden wie etwa die Bergstation einer Bahn muss mit der Knappheit der Flächen und unter Berücksichti-

AKTUELL 51 gung einer schützenswerten Natur und Landschaft in Einklang gebracht werden. Softwaresysteme für die Gebäudetechnik kontrollieren die Funktionalität der Infrastrukturen und bilden damit das technische Rückgrat in den Gebäuden. Studien beweisen, dass durch die intelligente Digitalisierung der Gebäudetechnik Ressourceneinsparungen von bis zu 30 Prozent bewirkt werden. Damit ist die Digitalisierung ein wesentlicher Faktor für den Nachhaltigkeitsindex eines Betriebs in den Bergen. Mehr elektrifiziert, digitalisiert, entkarbonisiert und dezentralisiert Fortschrittliche Sensor-, Steuerungs- und Kommunikationstechnik führt zu nahezu uneingeschränkten Möglichkeiten detaillierter Erfassung von Daten. Das Analysieren und Übertragen von Informationen hilft wiederum den Betreibern, im Gebäude Prioritäten zu setzen und sich auf die Verbesserung automatisierter Systeme zu verlassen. Effizienz, Nachhaltigkeit, Sicherheit und schlussendlich auch die Qualität der Lebensumstände an den Skipisten, in den Schutzhütten oder den Almen werden spürbar verbessert. Schutzhütten können bereits heute fast komplett energieautark und ohne fossile Brennstoffe sicher und nachhaltig betrieben werden. Eine Haustechnikanlage muss in oft peripheren Gegenden im alpinen Gelände ganzheitlich dezentral konzipiert werden, sodass der Energiebedarf über eine eigene Fotovoltaikanlage gespeist wird und den gesamten Bereich Elektro, Heizung, Sanitäres und Sicherheit bedient. Zu heizen lohnt es sich über eine Elektroheizung. Ein System mit sehr großem Vorteil für die zentral oder dezentral mögliche Beheizung von Räumen oder zur Erwärmung von Wasser ohne Heizkessel. In der Elektroheizung erhitzt sich ein elektrisch leitendes Material, welches von Strom durchflossen wird. Die dabei entstehende Wärme wird entweder direkt in den Raum abgegeben oder zur Warmwasserbereitung genutzt. Überschüsse werden in einen kälteresistenten Batteriespeicher eingespeist und können später abgerufen werden, oder beispielsweise für das Laden eines batteriebetriebenen Gerätes verwendet werden. Mehr Intelligenz Für maximale Effizienz am Berg ist ein intelligentes Steuer- und Regelkonzept notwendig, welches ein angepasstes Energiemonitoring, Energiemanagement, die Anlagenüberwachung sowie die Ansteuerung der Energieproduzenten garantiert. Eine Software kommuniziert etwa über das LAN-Netzwerk sowohl mit dem Wechselrichter über SunSpec als auch mit den Heizstäben. Der Energieverbrauchszähler läuft über die Modbus-IP und liefert die Hausanschlussund Überproduktionsinformationen. Wichtig ist, dass Prioritäten zur Zuschaltung der Heizzonen und der Geräte laut erlernten Algorithmen geregelt oder zusätzlich Systeme und Geräte frei implementiert werden können. Die Einstellungen zur Effizienzmaximierung sollen sich nach den Gegebenheiten des Gebäudes richten und Leistungsspitzen im Sekundentakt ausgleichen können. Auch im alpinen Gelände werden sich solide Betriebssysteme zur intelligenten Digitalisierung der Gebäudetechnik durchsetzen, welche einem integralen und genauso einfachen Konzept folgen, um die Wertschöpfung für Betreiber und sein Umfeld zu steigern. Mehr Wertschöpfung Seit Jahren fordert der digitale Wandel Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Der Bausektor wird von der Planung über die Realisierung und den Betrieb bis hin zum Rückbau von zukunftsweisen- den Methoden angetrieben. Diese bringen neue Ansätze, vielfältige Potenziale und vor allem effizientere Lösungen mit sich. Wir sind es der Umwelt und vor allem der Nachwelt schuldig, gerade auch bei Sanierungen, Zu- oder Neubauten in alpinen Regionen die zur Verfügung stehenden zukunftsweisenden Werkzeuge während des gesamten Bauprozesses wahrzunehmen – beginnend bei der Architektur, über die technische Ausstattung bis hin zur intelligenten Digitalisierung. Es ist eine Chance für jeden Betreiber von alpinen Gebäuden, die Wertschöpfung im eigenen Betrieb nennenswert zu verbessern und vor allem einen wichtigen Beitrag zum bewussten Umgang mit der Umwelt zu leisten. Über den Autor Rainer M. Sigmund, Leiter Vertrieb und Marketing beim Digitalisierungsunternehmen myGEKKO in Bruneck, ist Mitgründer des Vinburg Consultancy Network, einem übergeordneten Netzwerk an Fachexperten, deren Ziel es ist, die Beratungsdienstleistung zeitgemäß und intelligent zu organisieren. Spezialisten verschiedenster Bereiche, aus dem Kosten-Controlling, Energiemanagement bis zum Kontextual- Coaching, stellen beim Kunden die zwischenmenschliche Beziehung in den Vordergrund und überzeugen mit Professionalität in ihren Fachbereichen.

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