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Alpine Technologien 2015

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aktuell 10 08/2015 08/2015 11 aktuell Schneemachen ist eine Kunst Ein Vierteljahrhundert, 25 Jahre sind vergangen, seit Walter Rieder zusammen mit Erich Gummerer und Georg Eisath die TechnoAlpin gegründet hat. Heute steht er dem Unternehmen gemeinsam mit Erich Gummerer vor. Ihr Ziel hat sich in 25 Jahren nicht geändert: Top-Beschneiungsanlagen für beste Schneequalität zu bauen. Was sich sehr wohl geändert hat, ist das Unternehmen und die Vorgehensweise. Rund 450 Mitarbeiter weltweit, ein moderner Firmensitz in Bozen und 35 Niederlassungen und Handelspartner. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2014/2015 lag bei 145 Mio. Euro. Ein Gespräch mit Walter Rieder und Erich Gummerer über Schnee und wie man ihn herstellt. > Radius: Die erste Schneekanone haben sie mit Georg Eisath im Eigenbau hergestellt. Walter Rieder: Wir waren junge Betriebsleiter in Obereggen, der Schnee blieb aus und die Geräte, die damals auf dem Markt waren, kamen aus den USA, waren teuer und haben zudem bei unseren Randtemperaturen schlecht funktioniert. Da dachten wir, so schwer kann das doch nicht sein. > Radius: Sie haben sogar den Heulüfter von Georgs Vater „ausgeliehen“. W. Rieder (lacht): Ja, wir haben aus dem Heulüfter und aus Spritzdüsen zusammen mit dem Dorfschmied die erste Kanone zusammengebastelt. Damals waren wir glücklich, wenn überhaupt Schnee und nicht Eis aus der Maschine kam, ob der dann schwer oder trocken war, das war uns zunächst egal. In der Saison 1983/84 hatten wir dann die erste „seriöse“ Maschine, die in unseren klimatischen Bedingungen perfekt funktionierte. > Radius: Worauf kommt es denn genau an bei der technischen Schneeherstellung? Erich Gummerer: Zuerst einmal muss festgehalten werden, was Schnee überhaupt ist. Schnee ist nichts anderes als gefrorenes Wasser. Es gibt ihn in verschiedensten Formen, so haben etwa die Inuit 24 verschiedene Wörter für Schnee, die UNESCO hat zehn Schneesorten deklariert. Für uns ist wichtig, dass wir Schnee von hoher Qualität erzeugen, kein Eis oder Graupel. Was brauchen wir nun dafür? > Radius: Wasser und niedrige Temperaturen in den oberen Luftschichten und nicht mehr als 4 Grad am Boden, nehme ich an. E. Gummerer: Das sind wichtige Voraussetzungen, ein Detail fehlt aber noch. Nur mit Wasser und Kälte entsteht Eis egal, ob im Schneeerzeuger oder in der Atmosphäre. Es braucht einen Schneekern, an den sich die Wassertropfen binden können – nur so entstehen Schneeflocken. In der Atmosphäre stellen kleine Partikel diesen Schneekern dar, die Wassertropfen binden sich daran und es entstehen Schneekristalle. Wir ahmen diesen Prozess technisch nach – unser Schnee entsteht genau gleich wie in der Natur, nur eben mit technischen Hilfsmitteln. W. Rieder: Unsere Schneeerzeuger machen es genau wie die Natur, nur haben wir einen viel kürzeren Weg zur Verfügung. Spezielle Düsen (Nukleatoren) erzeugen kleine Eiskerne, die den Schneekern darstellen. Gleichzeitig zerstäuben die Düsen Wasser in feinste Tröpfchen, welche sich mit den Eiskernen verbinden und auf ihrem Weg zum Boden zu Schneekristallen ausfrieren. > Radius: Und Sie haben mit den Jahren die Technik immer weiter verfeinert und bieten heute nicht nur Schneekanonen und Lanzen, sondern komplette schlüsselfertige Anlagen plus Aftersales-Service mit meteorologischer Beratung sowie alle mit der Schneeherstellung und dem Anlagenbau verbundenen elektro-mechanischen Dienste an. W. Rieder: Unsere Kunden brauchen den besten Schnee in einer bestimmten Menge. Und das während der ganzen Saison. Für Wettkämpfe ganz harten, für Pisten, wo sich Urlauber vergnügen, weicheren Schnee. Unser Ziel und das Ziel unserer Forschungsabteilung, die zusammen mit Universitäten und Instituten arbeitet, ist es, Maschinen zu entwickeln, die immer mehr Wasser in immer mehr und besseren Schnee umwandeln können und das bei einer Temperatur, die immer mehr gegen Null Grad geht und das mit möglichst niedrigem Energieverbrauch. > Radius: Der Klimawandel ist ja eigentlich in Ihrem Interesse? W. Rieder: Ganz und gar nicht. Wir leben mit unseren Kunden und unseren Kunden geht es gut, wenn sie eine gute Saison haben. Das bedeutet aber nicht nur perfekten technischen Schnee zur Genüge zu haben, den unsere Maschinen herstellen, sondern auch ein entsprechend weiß verschneites Ambiente. E. Gummerer: Selbst, wenn es genügend schneien sollte, kommen die Skigebiete heute nicht mehr ohne technischen Schnee aus. Es sind viel zu viele Skifahrer. Sie haben hohe Ansprüche und die Saison ist lange. Das würde die natürliche Schneedecke auf Dauer nicht halten. Und es ist erwiesen, dass die Grasnarbe unter technischem Schnee mehr geschont wird als unter Naturschnee. > Radius: 25 Jahre sind eine lange Zeit. Die TechnoAlpin ist heute Leader in der Schneeerzeugung. 1996 hatten sie sieben Mitarbeiter, 1999 waren es 21, 2015 sind es über 450. Hätten Sie je gedacht, es einmal so weit zu bringen? W. Rieder (lacht): Der Unterschied ist, dass ein Tisch für 20 Personen nicht mehr für die ganze Belegschaft reicht, wir die Probleme nicht mehr einfach so beim Mittagessen diskutieren können und nicht mehr jeder alles mitbekommt. Nein, was in zehn Jahren sein würde, daran dachten wir am Anfang nicht. Wir wollten damals schon den besten Schnee für unsere Kunden erzeugen, daran hat sich nichts geändert und das wird auch in Zukunft unser Ziel sein! Messestand der WI.TE, Vorgänger der TechnoAlpin

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