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Zivilschutz & Sicherheit 2010

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Z i v i l s c h u t z i

Z i v i l s c h u t z i n l ‘ a q u i l a Z i v i l s c h u t z i n l ‘ a q u i l a Länger, aber nicht schwieriger Feuerwehrmann Florian Mussner Hundertfünfundsiebzig Feuerwehrmänner und zwei Feuerwehrfrauen aus den 305 Bezirken Südtirols haben von April bis Oktober 2009 im Camp Sant´ Elia in den Abruzzen Dienst geleistet und zwar jeweils zu viert in Turnussen von vier Tagen. Kaum war der Nacht des Erdbebens am 6. April 2009 die Nachricht in den Medien, im Radio und Fernsehen, liefen die Telefonleitungen der Freiwilligen Feuerwehr heiß. „In der ersten Phase hatten wir hunderte von Meldungen. Alle wollten hinunterfahren und zwar sofort“, erinnert sich Christoph Oberhollenzer. „Das größte Problem war, den Männern zu erklären, dass wir erst Weisungen abwarten mussten und nicht einfach auf eigene Faust losfahren konnten.“ Der Landesfeuerwehr-Ausschuss vereinbarte, dass jeder Bezirksverband Mannschaften für jeweils vier Tage nach Sant´ Elia entsenden würde. Am 7. April war der Direktor der Landesfeuerwehrschule gemeinsam mit anderen Vertretern des Zivilschutzes ins Krisengebiet gefahren, um sich zunächst ein Bild vom Ausmaß des Schadens und vom effektiven Bedarf zu machen. „Die Hauptaufgabe der Freiwilligen Feuerwehr ist die Menschenrettung, aber dafür waren wir einfach zu weit weg“, betont Oberhollenzer. In der Tat war im ersten Augenblick auch zu viel Material zur Verfügung gestellt worden. Im Nachhinein reduzierte man auf das Notwendige. Den Freiwilligen Feuerwehren wurden folgende Aufgaben zugewiesen: die gesamte technische Betreuung des Lagers, die Stromversorgung, die Einzäunung, die Bekiesung der Wege, damit das Lager nicht beim ersten Regen im Schlamm versinke, der Bau von Hilfskonstruktionen und Überdachungen sowie der Brandschutz und die Kontrolle der Zelte. Enormes Potential an Fachkräften „Dieser Einsatz hat uns gezeigt, dass wir auch in der Lage sind, außerhalb des Landes Hilfe zu leisten und vor allem, dass wir Dienste um 360 Grad anbieten können“, so das Resumée des Direktors. Schließlich verfüge die Freiwillige Feuerwehr mit ihren fast 13.000 Freiwilligen über ein ungeahntes Potential an Fachkräften. „Wir haben auch dementsprechend unsere Trupps ausgewählt, immer dem tatsächlichen Bedarf angepasst: Zimmerleute, Hydrauliker, Elektriker, Mechaniker usw.“ Kaum angekommen, haben die Männer aus Südtirol schon mit dem Bau einer provisorischen Kirche und eines Glockenturms begonnen, schließlich standen die Osterfeiertage bevor. Tatsächlich wurde dieses improvisierte Gebäude dann auch zum Mittelpunkt der „piazzetta“ des Camps. In den sechs Monaten, die das Camp bestanden hat sind nur zwei Brände aufgetreten. Ein Autobrand und ein Böschungsbrand. Die Zelte wurden regelmäßig von den Feuerwehrleuten kontrolliert. Oberhollenzer: „Aufgrund der starken Temperaturunterschiede waren die Zelte mit Heizung und Klimaanlage ausgestattet; dementsprechend bestand eine gewisse Brandgefahr.“ Das Fazit des Direktors der Freiwilligen Feuerwehren: Ein insgesamt zufriedenstellender Einsatz, der die Kompetenz der Südtiroler mehr als bewiesen habe – und zwar in jeder Beziehung. Das positivste Erlebnis? „Die gute Zusammenarbeit aller Zivilschutzkräfte, die außerordentliche Motivation unserer Kräfte und der insgesamt gute zwischenmenschliche Kontakt.“ Beim Aufbau mitgeholfen Er war beim ersten Trupp der Freiwilligen Feuerwehr dabei, der in der Nacht vom Karfreitag von Bruneck Richtung Aquila in den Abruzzen aufgebrochen ist. Bruno Tasser, 60 Jahre alt, seit 42 Jahren Feuerwehrmann, Elektriker in Pension, war einer derjenigen, die das Camp Sant´ Elia mit aufgebaut haben. „Wir sind nachts um 2 Uhr losgefahren und waren am nächsten Tag um 17 Uhr in Aquila“, erinnert er sich. „Die Leute saßen in den Autos und warteten auf uns.“ Die Südtiroler haben sich gleich die Ärmel aufgekrempelt und mit dem Lageraufbau begonnen. Leitungen verlegen, Wasseranschlüsse, Trinkwasserversorgung – alles Dinge, die Bruno Tasser perfekt beherrscht. „In der Woche, die wir unten waren, gab es ständig Nachbeben, auch starke. Da sind wir auch nachts raus, um die Leute zu beruhigen. Die Bevölkerung war schnell in Panik. Die haben ja alles verloren.“ Was ihn besonders beeindruckt hat: „Die Leute waren sehr dankbar und haben mitgeholfen.“ Als einfacher Feuerwehrmann und nicht etwa als Landesrat hielt sich Landesrat Florian Mussner im Camp Sant´ Elia auf und hat dort angepackt, wo er zugeteilt wurde. Radius: Waren Sie in Ihrer Eigenschaft als Landesrat im Camp Sant’ Elia oder als Feuerwehrmann? LR Florian Mussner: Ich war als einfacher Feuerwehrmann Florian Mussner dort. Radius: Das heißt, Sie haben auch mit Hand angelegt? LR Mussner: Natürlich! Ich habe jeden Auftrag ausgeführt, den ich bekommen habe. Radius: Hat sich auch die Gelegenheit ergeben, mit der Bevölkerung von Sant´ Elia ins Gespräch zu kommen? LR Mussner: Ja, ständig. Ich habe das Gespräch mit den Bürgern gesucht. Viele brauchten moralische Unterstützung. Die Menschen wussten unsere Hilfe und Unterstützung sehr zu schätzen. Am Ende der Woche herrschte beim Abschied Trauer, weil die Menschen in uns „gli angeli del campo S. Elia“ sahen. Radius: Was hat Sie am meisten in den Abruzzen beeindruckt? LR Mussner: Die alten Menschen. Für sie war es am schwierigsten, sich von ihren Häusern und ihrer trauten Umgebung LR Mussner in Aktion zu trennen und bei einer Hitze von 36 Grad Celsius in Zelten zu leben. Radius: Auch wenn alles bestens funktioniert hat, gibt es Dinge, die man verbessern kann/sollte? LR Mussner: Gegen höhere Gewalt und Naturkatastrophen ist kein Land, auch nicht das best funktionierende, gewappnet. Das Um und Auf ist, dass die verschiedenen Hilfsorganisationen gut koordiniert zusammenhelfen. Es braucht aber vor allem „Menschen“, die am Helfen Freude haben. In Sachen Zivilschutz ist Italien auf Europäischer Ebene sicher beispielgebend. Südtirol nimmt hier durch seine Erfahrung, Organisation und Gesetzeslage im Bereich Zivilschutz eine echte Vorreiterrolle ein. Lösungen für Brandschutz, Schallschutz, Behinderteneinrichtungen, Sicherheitstechnik Radius: Wie viele Ausgaben hatte Ihr Ressort insgesamt für das Erdbebengebiet? LR Mussner: Wir haben rund 3,3 Millionen Euro investiert. Radius: Welche Botschaft würden Sie gerne den am Einsatz beteiligten Zivilschützern und der Bevölkerung von Sant´ Elia zukommen lassen? LR Mussner: Ich möchte allen Zivilschützern herzlich danken. Sie konnten helfend unterstützen, wo Hilflosigkeit herrschte. Sie taten das, was ich unter Nächstenliebe verstehe. Der Bevölkerung von Sant’ Elia möchte ich Mut machen, an das Gute zu glauben und selbst alles zu tun, um ihre Situation zu verbessern und um baldmöglichst zu einem „normalen Leben“ in einem Zuhause zurückkehren zu können. Heilig-Kreuz-Straße 7 I-39030 St. Lorenzen (BZ) Tel. +39 0474 474 757 Fax +39 0474 476 927 info@rcs-tueren.it www.rcs-tueren.it 14 06/2010

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