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Wintersport 2022/23

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10 SPORT E |

10 SPORT E | 2022 SNOWBOARD Omar Visintin Vom Operationstisch auf das Olympiapodest Foto © Pentaphoto Die 2 Medaillen hängen im Trophäenschrank in der Wohnung in Algund. Omar Visintin braucht sie aber nicht anzuschauen, um sich an seine 2 größten Tage als Snowboard-Athlet zu erinnern. Es waren der 10. und 12. Februar 2022, die das Leben des 33-Jährigen in sportlicher Hinsicht komplett auf den Kopf stellten. Und das nach einer fast unglaublichen Vorgeschichte. Rückblende auf den 28. November 2021: Bei der zum Weltcup zählenden olympischen Generalprobe in Secret Garden (China) wird Omar Visintin nur von seinem Dauerrivalen Alessandro Hämmerle (Österreich) geschlagen, die Olympiastrecke scheint ihm auf den Leib geschneidert. 2 Wochen später beim Weltcup im Montafon der große Schock: Visintin wird in einen schweren Sturz verwickelt, erleidet eine Ellbogen-Luxation, einen Bänderriss im Arm sowie eine Gehirnerschütterung samt Schleudertrauma. Der olympische Traum scheint ausgeträumt. Aber nicht für Omar Visintin: Der Ellbogen wird im Krankenhaus in Schruns eingerenkt, der Bänderriss im La-Madonnina-Spital in Mailand operiert. 30 Tage beträgt die Pause, die Visintin einlegen muss. Erst dann ist wieder Aufbautraining möglich, genauso wie die ersten Fahrten auf Omar, Freundin Nathalie und Hund Baku dem Brettl. Schon da zeichnet sich ab, dass es für Olympia reichen wird. Aber Visintin will mehr: Er feiert beim Weltcup in Cortina d’Ampezzo am 29. Jänner 2022 ein Comeback – und stürzt erneut auf den lädierten Ellbogen. „Das war für mich moralisch extrem wichtig“, erklärt der 33-Jährige, „da habe ich gesehen, dass der Arm perfekt verheilt ist und ich Vollgas geben kann.“ Dann, und ja dann kommt Olympia. Auf jener Strecke, auf der er 2 Monate und 10 Tage zuvor schon Zweiter wurde im Weltcup. Was Visintin nicht etwa unter Erfolgsdruck setzte, im Gegenteil. Ohnehin bei den Gegnern wegen seiner Nervenstärke und Coolness gefürchtet wie geachtet, erfüllte sich Visintin seinen langgehegten Medaillentraum. „Es wäre ja schon 2014 und 2018 möglich gewesen, aber da wurde ich ohne Schuld von Gegnern abgeschossen. Dass ich nun gleich 2 Medaillen mit nach Hause bringen konnte, macht mich schon extrem stolz. Platz 3 im Einzelrennen war wohl das Maximum, die anderen

SNOWBOARD SPORT E | 2022 11 2 Gegner (Alessandro Hämmerle/Österreich und Eliot Grondin/Kanada) waren einfach besser.“ 2 Tage später folgte der Mixed Team Event. Während Visintin locker ins Rennen ging, war bei Partnerin Michela Moioli die Nervösität und Anspannung riesig. Der Grund: Als haushohe Favoritin hatte sie im Einzelrennen eine Medaille klar verpasst (Platz 8). „Ich habe versucht, ihr bestmöglich zu helfen. Sie war extrem nervös, am Ende haben wir als Team aber super funktioniert.“ Geschlagen wurden Visintin/ Moioli nur von den US-Amerikanern Lindsey Jacobellis/Nick Baumgartner. Genossen hat Omar Visintin nicht nur die unvergesslichen Olympiamomente, sondern auch die Zeit danach. Der Empfang bei der Rückkehr in Algund, aber auch die Interviews und Termine, die anschließend anstanden – was für viele andere Athleten lästige Begleiterscheinungen sind, nimmt der Gewinner der Boardercross-Weltcupkugel 2014 extrem professionell mit. Zudem ist Omar Visintin einer, der gerne über seinen Tellerrand hinausschaut. Mit seiner Lebensgefährtin Nathalie teilt er die Leidenschaft, ganz viel in der Natur zu sein. Nicht nur zum Stressabbau, sondern ganz einfach, um die Freizeit zu genießen. Egal, ob beim Bergsteigen oder bei Ausflügen im umgebauten Camper. Und immer mit dabei ist seit März 2021 Border-Collie-Mischling Baku. Warum Baku? „Anfang März 2021 waren wir in Bakuriani in Georgien. Da gab es so viele Streuner auf den Straßen, sodass wir entschieden haben, uns einen Hund zu richten, der es gut haben sollte bei uns. Dann habe ich das Rennen auch noch gewonnen, und deshalb der Name Baku.“ Mit Baku hat Omar Visintin eine weitere Leidenschaft entdeckt: Er betreibt mit ihm Hundesport und gewann vor einige Wochen sogar einen ersten Wettbewerb mit ihm in der Obedience- Disziplin (Gehorsamkeit, Ausführung von verschiedenen Übungen). „Wir waren in der Einsteigerklasse die Besten, aber es bleibt noch ein weiter Weg vor uns“, erklärt Visintin. „Viel wichtiger: Wir lassen ihn zum Suchhund ausbilden, belegen seit Ende Sommer Kurse, um die Prüfung für Flächensuche (Vermisste) zu bestehen. Die Ausbildung zum Lawinenhund wäre der nächste Step.“ Mit einem Lachen erinnert sich Visintin an seine ersten Wochen mit Baku zurück: „Da hat er uns die ganze Couch zerfressen.“ Aktuell liegt der Fokus aber auf der neuen Saison. Sie beginnt am 3. Dezember in Les Deux Alpes in Frankreich. 10 Rennen stehen auf dem Programm. „Ich gehe in die Rennen, wissend, dass ich immer und überall um Podestplätze mitfahren kann. Es ist ein WM-Jahr, und eine WM-Medaille fehlt noch in meiner Sammlung. Dass ich auf dieser Strecke bereits gewonnen habe, ist eher zweitrangig. Die Piste wird nicht mehr das gleiche Profil haben wie 2021, aber das Gefühl ist gut.“ Zumal die Saisonvorbereitung nach Plan verlief. „Ich habe mir bewusst bis Ende Mai freigenommen und erst dann mit dem Training begonnen. Auf Druck trainieren ist nicht mein Ding. Ich bin viel mit dem Rad gefahren, auf den Berg gegangen. Ab September waren wir fast immer am Stilfser Joch, zuletzt 2 Wochen in Cervinia. Es kann wieder losgehen, ich fühle mich bereit.“ OMAR VISINTIN Geburtsdatum und -ort: 22. Oktober 1989 in Meran Wohnort: Algund Sportgruppe: Heer Emanuel Perathoner Es ist still geworden um den 2. Weltklasse-Boardercrosser aus Südtirol. Seit fast 2 Jahren ist Emanuel Perathoner wegen einer hochkomplizierten Schienbeinkopf-Verletzung im linken Bein außer Gefecht, und ein Ende der Leidenszeit ist nach wie vor nicht in Sicht. Daran änderte auch nichts, dass der mittlerweile 36-Jährige aus Lajen Anfang Oktober am Stilfser Joch wieder auf dem Brettl stand. Da war der Wahl-Spanier – er heiratete im August nach zweijähriger Coronaverschiebung seine Belen – auf Heimurlaub und hat neben Verwandten- und Freundenbesuchen sowie Törggelepartien auch einen Abstecher zu seinen Teamkollegen gemacht. Und hat sich da ein Brettl von Omar Visintin geliehen und einige Fahrten gemacht. „Brettlfahren geht immer“, meint Perathoner, „sogar mit einem lädierten Fuß.“ Seit er sich am 14. Jänner 2021 bei einem Trainingssturz in Cervinia schwer verletzte, ist die Karriere unterbrochen. Ob sie gar zu Ende ist, wollte Perathoner zumindest bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht bestätigen. „Es ist alles auf standby. Ich gehe zur Physiotherapie, mache meine Übungen und hoffe, dass der Zustand des Knies besser wird. Fakt ist aber auch, dass ich nicht mehr im Nationalteam bin, was eine Präsidentenentscheidung war und keine der Trainer.“ Perathoner hat die Krücken, mit denen er fast 18 Monate unterwegs war, weggeworfen. „Normal“ gehen ist möglich, Radfahren oder auf einem Laufband länger zu laufen, geht noch nicht. Alles deutet darauf hin, dass es wohl nichts mehr wird mit einem Comeback, aber: „Über einen Rücktritt will ich noch nicht reden“, gibt sich der 36-Jährige kämpferisch. EMANUEL PERATHONER Geburtsdatum und -ort: 12. Mai 1986 in Bozen Wohnort: Pamplona in Spanien/Lajen Sportgruppe: Heer

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