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Südtirols Top 100 2017

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102 06/2017 portrait Tradition mit Innovation Es liegt ihm sozusagen im Blut. Lukas Pfitscher, Geschäftsführer und Juniorchef der Metzgerei Pfitscher aus Burgstall, ist, seit er sich erinnern kann, mit den Eltern in der Metzgerei gewesen, hat mit dem Vater Kunden besucht und ist nach und nach in das Geschäft hineingewachsen. Gegründet wurde das erfolgreiche Unternehmen 1980 von den Eltern Gottfried und Anneliese. Bis zum Ende der Oberschule dachte der heute 34jährige, der 2002 in den Betrieb eingestiegen ist und das Unternehmen seit 2006 leitet, 23 Jahre alt war er damals, dass er studieren gehen würde. Aber als er dann die Matura in der Hand hatte, zog er es vor, zuerst einmal zu arbeiten. Die Uni konnte noch ein bisschen warten. Ja, und dabei ist es dann geblieben. Das Studium war einige Jahre noch im Hinterkopf, aber Zeit war immer weniger und Lukas Pfitscher fand immer mehr Gefallen an seiner Arbeit. Ein Allrounder Er ist von allem ein bisschen. Hat zwar keine Metzgerei-Lehre absolviert, aber de facto beherrscht er das Handwerk, von Anfang an hat er sich um alles gekümmert, was gerade anstand. Hol das ab, fahr zu dem Kunden, die Preislisten sind zu kontrollieren, Ankauf, Verkauf, Marketing und planen für die Zukunft. Heute ist er ein Allrounder, der sich nach und nach eine Struktur aufgebaut hat, so dass er delegieren und sich zunehmend auf den Verkauf konzentrieren kann, das, was ihm auch am meisten liegt. Reisen, Menschen begegnen, Verhandlungen führen, seine Produkte vorstellen, allen voran den traditionellen Südtiroler Bauernspeck mit Gütesiegel. Um die Produktion kümmert sich neben den Eltern seit 2014 auch der um zehn Jahre jüngere Bruder Michael. Gesellenausbildung zum Metzger in Südtirol und mit 19 Jahren als jüngster Absolvent, Meisterbrief in Deutschland. Nach ein paar Jahren Arbeitserfahrung in verschiedenen Klein- und Großbetrieben in Österreich, Deutschland und Italien, ist nun auch er im Familienbetrieb tätig. „Und er hat frischen Wind hereingebracht, ist innovativ, entwickelt neue Produkte.“ Ganz harmonisch läuft das nicht immer ab, sagt Lukas. „Wir sind ein Familienbetrieb und da ist es normal, dass wir nicht immer einer Meinung sind, aber aus der täglichen Auseinandersetzung und Abstimmung kommen die guten Ideen.“ Michael und Lukas ergänzen sich jedenfalls perfekt. Lukas ist extrovertiert, liebt den Kontakt, sein Bruder ist eher reserviert und wortkarg, fühlt sich in der Produktion am wohlsten, während Lukas ohne den Kundenkontakt und nur im Betrieb in Burgstall die Decke auf den Kopf fallen würde. Die Metzgerei Pfitscher ist mit den Jahren zwar gewachsen, mittlerweile sind es 50 Mitarbeiter und in den nächsten Jahren soll sich diese Zahl noch verdoppeln, aber das wichtigste ist immer noch die Herstellung nach traditionellen, jahrhundertealten Methoden. Im kommenden Dezember werden die Erweiterungsarbeiten am Firmensitz fertiggestellt, mehr als doppelt so groß wie bisher wird er dann sein. Eine Investition von 15 Mio. Euro, die vor allem auf Qualität abzielt. Mehr Reiferäume versprechen mehr Qualität für anspruchsvolle Kunden. Die Produktion wird heute dank neuer und innovativer Technologien und Verfahren immer natürlicher und reiner, so dass immer mehr Zusatzstoffe weggelassen werden können. „Innovation bedeutet heute ein Zurück zu den Traditionen“, betont Lukas Pfitscher. Guter Speck braucht Zeit Was ist eine der Voraussetzungen für guten Speck? „Neben dem Schweinefleisch bester Qualität braucht es Zeit und einen langen Atem.“ Der Speck muss reifen, um sein ganzes Aroma zu entfalten und der Verkauf muss sich nach diesen Zeiten ausrichten. Lukas Pfitscher betreut Kunden weltweit, mit Ausnahme von den USA und Australien – und auch diese Märkte peilt der dynamische Juniorchef in Zukunft an. Gibt es Unterschiede v.l.: Michael, Gottfried, Annelie und Lukas Pfitscher

portrait 06/2017 103 zwischen den Kunden in den verschiedenen Ländern? Das Qualitätsbewusstsein sei im Grunde gleich. Der deutsche Kunde sei preisbewusster, der italienische hingegen lebe die Küche und das Essen bewusster und habe einen emotionaleren Zugang zum Produkt. In Ländern wie Irland oder Großbritannien müsse man den Kunden erst noch beibringen, wie das Produkt, der Speck, zu nutzen sei. Lukas Pfitscher spricht mit Begeisterung von seiner Arbeit. Tatsächlich muss er mit einer Antwort auf die Frage passen, welchen Beruf er gewählt hätte, wenn er nicht in die Metzgerei eingestiegen wäre. „Darüber habe ich nie gedacht, mir gefällt das, was ich tue!“ Kein Problem mit Veganern und Vegetariern Zu viel rotes Fleisch schade der Gesundheit, heißt es. Vegan und Vegetarisch sein ist in. Wirken sich das gewachsene Gesundheitsbewusstsein der Gesellschaft und gewisse Trends auf die Verkaufszahlen aus? Nein, sagt Lukas Pfitscher und erwärmt sich sichtlich, die Themen Umwelt und fairer Markt liegen ihm am Herzen. In den letzten Jahren seien die Verkaufszahlen konstant gestiegen. Er persönlich habe kein Problem mit Veganern oder Vegetariern, Hauptsache sie wollten ihn nicht überzeugen. Seiner Ansicht nach gehe es darum, den Hausverstand walten zu lassen. Wer Fleisch nicht jeden Tag, sondern in Maßen zwei, dreimal die Woche esse und auf gute Qualität achte, der lebe sicher gesünder, wie jemand, der gar kein Fleisch esse, aber nur Billigprodukte kaufe. Was er oft vermisse, sei die Konsequenz, die eigentlich kennzeichnend sein sollte für eine Überzeugung, die Emotionen, Lebensphilosophie und gesundheitliche Aspekte vereine. Und überhaupt die Preise. Gesund und gut essen und billig einkaufen geht nicht. Nachhaltige Produktion kostet mehr und der Bauer muss sein Auskommen haben, sagt Pfitscher. Aber, davon ist er überzeugt, es bräuchte nicht viel mehr, nicht einmal einen Euro mehr pro Kilopreis und alle - die ganze Wertschöpfungskette - könnten gesünder produzieren. Die Tierhaltung wäre artgerechter, weil der Bauer weniger Schweine im Stall halten müsse, das Schlachten ebenfalls und die wären Lebensmittel gesünder. Im Augenblick ist das noch weitgehend Utopie, aber Lukas Pfitscher ist zuversichtlich. Sein Betrieb habe diesen Weg mit Überzeugung längst eingeschlagen, der Endkonsument sei allerdings noch nicht ganz so weit. Nach seinen positiven Eigenschaften befragt, sagt Lukas Pfitscher, er sei zugänglich, ausdauernd und sehr geduldig. Aber wenn die Geduldsgrenze erreicht sei, dann sei er ausgesprochen nachtragend. In seiner Freizeit geht er gerne wandern oder Rad fahren und zwar im Sommer wie im Winter. Und für die nächste Generation im Familienbetrieb ist auch schon gesorgt. Der 21 Monate alte Jakob liebt es, wenn er mit seinem Papa auf Kundenbesuch fahren oder manchmal auch mit in den Betrieb kommen darf. Und Speck isst er für sein Leben gerne! WWW.ERLACHER.IT − T 0471 654 308

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