Aufrufe
vor 6 Jahren

Südtirol Magazin Winter 2014/15 - Die Welt

  • Text
  • November
  • Dolomiten
  • Seiser
  • Kronplatz
  • Pisten
  • Sextner
  • Skigebiet
  • Resort
  • Themenbereich
  • Natur
  • Radius
  • Magazin

Seiseralm Panorama mit 4

Seiseralm Panorama mit 4 November 2014 themenbereich themenbereich Langkofel November und 2014 Plattkofel. Links im 5 Hintergrund der Sella-Stock Das weiße Abenteuer Gefährlich, aufregend und hochromantisch. Ein wahres Abenteuer, zunächst nur für durchtrainierte und wagemutige Zeitgenossen, zumeist Männer. Das waren die Anfänge des Skisports in Südtirol am Anfang des 20. Jahrhunderts. Eine besondere Rolle kam dabei Gröden und der Seiser Alm zu. Das abgelegene ladinische Tal und die schönste Hochalm der Alpen waren im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert zunächst Ziel von Geologen, Geographen, Mineralogen, Botanikern und Almwanderern vorwiegend aus Deutschland und England. Wohlgemerkt im Sommer. Ab 1860 zog es vermehrt Alpinisten, zunächst vornehmlich Engländer, nach Gröden und von dort auf die Seiser Alm. Um die Jahrhundertwende zählte Gröden 23.000 Nächtigungen und St. Ulrich wurde vor allem im Sommer Stelldichein für den deutschen, österreichischen und italienischen Adel. Im Jahre 1910 wurde mit 80.000 Nächtigungen ein erster Höhepunkt erreicht. Der Krieg unterbrach diese Entwicklung und erst einige Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging es wiederum bergauf. Zwischen 1924 und 1929 verdoppelte sich die Zahl der Nächtigungen von 57.000 auf 113.000. Die Seiser Alm konnte mit dieser Entwicklung im Sommer noch lange nicht mithalten. Zu den Hütten und Stadln der Bauern auf der Alm gesellten sich die ersten Hotels, das „Salegg“, das „Ikaro“, das „Schgaguler“, heute Hotel Sonne, das Steger Dellai usw. Die Seiseralm in den 30er- Jahren. Strichliert eingezeichnet der Verlauf der „Slittovia“. Die ersten Skilehrer In den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts setzte schließlich in Gröden der erste Wintertourismus ein. Noch zaghaft und nicht für jedermann. Die schweren, rudimentalen Holz-Bretter, die mit den modernen Skiern nur den Namen gemeinsam haben, mussten auf dem Rücken den Berg hinaufgetragen werden. Meist buckelte der Skilehrer neben den eigenen Skiern auch noch die seines Kunden. Die Abfahrt auf diesen Skiern, die Füße in schweren derben Lederschuhen, gehalten von dicken Telemarkbindungen aus Metall führte durch unberührten Tiefschnee und war kein leichtes Unterfangen. Begleiter dieser ersten Skitouristen waren einheimische, skierfahrene Burschen, die zumeist im Sommer als Bergführer tätig waren und das Gelände wie ihre Hosentasche kannten. Der erste staatlich geprüfte Skilehrer Grödens war Leo Perathoner, es folgten Hans Delago und Moz Demetz. Hubert Mumelter unterrichtete die Gäste auf Pana. Pioniere. Der Adlerwirt Josef Sanoner engagierte in den dreißiger Jahren als erstes Hotel in Gröden einen eigenen Skilehrer für seine Gäste, den Meraner Mario Scarpa, der aufgrund der großen Nachfrage beginnt, junge Hilfskräfte auszubilden. Er gründete 1935 die erste Skischule Grödens in St. Ulrich. Auf der Seiser Alm wird es erst 1956 eine eigene Skischule geben. Schwere Bretter – derbe Stiefel Zwischen dem Skilehrer und seinen Schülern, einzelnen oder Kleingruppen von maximal zehn Personen, entstand eine ganz besondere Beziehung. Meist verbrachte man mehrere Tage zusammen, von morgens bis abends, bzw. bis spät in die Nacht. Morgens wurde unterrichtet auf am Abend zuvor von den Skilehrern getretenen Spuren. Am Nachmittag ging es ins Gelände, als Skitour noch längst kein Begriff war, auf denselben Skibrettern und mit denselben Lederschuhen und Stöcken, die für die Abfahrt benutzt wurden. Der Skilehrer voraus, die Schüler auf seinen Spuren. Vor dem Abfahren galt es den Berg zu erklimmen. Anschließend ging es gemeinsam zu Kaffee oder Tee und Kuchen, beim Abendessen traf man erneut zusammen und anschließend ging’s zum Tanzen. Skilehrer war (fast) ein Rund-um-die-Uhr-Job. Die Preise für den Skiunterricht waren im Skilehrerbüchlein festgehalten. Eine Einzelstunde kostete in den 30er-Jahren 18 Lire, ein ganzer Tag dagegen nur 40 Lire. Ein sechstägiger Skikurs kostete 65 Lire. Der Skilehrer verdiente am Tag 25 Lire. Mehr als ein Holzschnitzer, der damals einen Tagesverdienst von ca. 15 bis 18 Lire hatte.

© 2017 Weinbergweg 7 | 39100 Bozen | MwSt.-Nr.: IT00853870210 | Tel. 0471 081 561 | Fax 0471 081 569 | info@mediaradius.it