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Südtirol (er)leben 2015

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Zwickauer Hütte 2.989 m Das andere Leben Heinz Leitner seit fünf Jahren Wirt auf 2.989 m.ü.M. – feine Küche und Zwickauer Blues. Vor fünf Jahren war es Neugierde. „Drei Monate“, sagte sich Heinz Leitner, „Juli bis Ende September, das ist ja keine Zeit.“ Am kommenden 4. Juli schickt er sich an, die fünfte Saison auf der Zwickauer Hütter in Passeier als Hüttenwirt zu eröffnen. Mit Feuerwerk, Dixie-Musik und Überraschungsmenu. Kochen und Musik waren schon von jeher Leitners Hobbys, aber bevor es ihn als Hüttenwirt auf 2.989 m über den Südrand des Planferners in den Ötztaler Alpen auf die Zwickauer Hütte verschlagen hat, war er 35 Jahre als Anlageberater und Marketingmanager tätig. Aus der zunächst dreimonatigen Auszeit wurde ein zweites Leben. Aller An- Heinz Leitner fang ist schwer, erzählt Heinz. Oben. Jedes Jahr ist das so. Mit dem Aufstieg auf die Hütte bleibt der Sommer im Tal, ebenso wie Freunde, Veranstaltungen, die Wärme, ja selbst die eigene Frau, die sich einen Sommer auf fast dreitausend Meter Höhe nicht zutraut. Kein Internet, eine schlechte Telefonverbindung. Draußen Fels und Eis. Elf Grad ist die Durchschnittstemperatur, in der Nacht sinkt das Thermometer auf minus eins oder auch darunter. Zwanzig cm Schneefall sind im August keine Seltenheit. Am Ende der Saison, wenn die 60 Betten fassende Hütte für die Winterpause geschlossen wird, ist es dann umgekehrt. „Im Herbst“, so Heinz Leitner, „gehe ich ungern in die Stadt zurück mit ihrer Hektik, ihrem verrückten Rhythmus, dem Lärm.“ Im Herbst ist er ein anderer, sieht er aus wie ein anderer, das Gesicht umrahmt von langen Haaren und einem Vollbart. Einen Besuch beim Friseur und einen Monat Zeit braucht er, um wieder anzukommen. Unten. Jeder Tag eine Herausforderung „Dort oben bist Du in eine ganz andere Welt geworfen. Jeder Tag eine Herausforderung. Einmal gibt es kein Wasser, dann ist die Photovoltaikanlage in Panne und dann sitzt Du für eine Woche im Nebel und vorbeikommen tut keiner.“ Zaubern lernt man dort oben und noch anderes mehr. Viel arbeiten zum Beispiel. Der Tag auf der Hütte beginnt um 6 Uhr und endet nur selten mit der Hüttenruhe um 22 Uhr. Vor allem, wenn der Hüttenwirt so gut (Blues)Gitarre spielen und singen kann wie Heinz. Tolle Erlebnisse von Mensch zu Mensch. Arbeit eigentlich immer. Aber mitunter auch Langeweile. Eine ganz andere, eine eigene Welt, die andere Prioritäten setzt. Und wenn der Sommer vorbei ist, dann ist es die Stadt, die mit einem Mal fremd ist. Heinz ist natürlich nicht alleine oben. Im Idealfall sind sie zu viert – auch damit an Tagen ohne Gäste die Wattrunde garantiert ist – weitere zwei bis drei Personen können als Jolly gerufen werden, wenn z.B. um Ferragosto großer Andrang herrscht. Seine Kochkünste hat Heinz Leitner seit es „ernst“

geworden ist mit seinem Hobby, verfeinert. Die Hütte ist berühmt für die kleine aber feine Karte. Reinhold Messner hat die 1-A-Güte der „Fleischkrapflen“ sogar urkundlich belegt. Arbeit ohne Ende und manchmal auch Langeweile Die 1896-1899 von der Sektion Zwickau des DÖAV als kleine Selbstversorgerhütte erbaute Schutzhütte liegt am Tiroler Höhenweg, der in Mayrhofen in Österreich startet und in Meran endet. Drei bis vier Stunden Fußmarsch sind es von Pfelders (Passeier) bis hinauf. Oben angekommen, erwarten den Wanderer ein atemberaubendes Bergpanorama, eine der ursprünglichsten Schutzhütten, Oase in einer Felswüste und ein „heinzigartiger“ Wirt. Heinz Leitner ist ein Sonnenkind, ihn kennenlernen und mit ihm ein Glas Magdalener trinken und über Gott und die Welt reden, das allein lohnt schon den Aufstieg. Aber wenn es eine Woche stürmt, grau in grau und kalt ist, so dass sich der Hütte keine Menschenseele nähert, dann muss auch er gegen die Schwermut ankämpfen. Seit 20 Jahren ein Duo: Heinz Leitner mit Günther Nogler Ein einziges Mal während der Saison, am 30. August steigt er hinab ins Tal. Jedes Jahr. Den Namenstag seiner Frau Rosi, den Hochzeitstag und ihren Geburtstag, alles in Reihenfolge bis zum 1. September, würde er nie verpassen. Heinzigartig eben.

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