Aufrufe
vor 6 Jahren

Bauen & Sanieren 2018

  • Text
  • Bozen
  • Brixen
  • Klimahaus
  • Bauen
  • Planung
  • Zeit
  • Unternehmen
  • Duka
  • Bruneck
  • Meter

60

60 01/2018 portrait Geschäftsführer von Microgate Vinicio Biasi „Unsere Wurzeln sind hier ...“ In der Eingangshalle liegen Skizubehör-Kataloge, das letzte Focus-Heft und Zeitschriften über Mountainmanagement. Ebenso breit gefächert ist das Tätigkeitsfeld der Microgate. Ausgeklügelte, funkgesteuerte Zeitmessgeräte, Geräte zur Trainingsanalyse, elektronische Systeme für die größten existierenden Teleskope usw. Radius hat mit Geschäftsführer Vinicio Biasi über den Neubau, aber auch über das faszinierende Tätigkeitsfeld der Firma Microgate gesprochen. Er ist für Marketing und Verkauf zuständig, sein Bruder, Roberto Biasi, für den Bereich Engineering, Federico Gori für alles, was mit Zeitmessung und Trainingskontrolle zu tun hat. > Radius: Die technischen Ansprüche an den neuen Firmensitz waren sehr hoch … Vinicio Biasi: Das stimmt. Wir haben die unterschiedlichsten Infrastrukturen unterbringen müssen. Büroräume für unsere 40 Mitarbeiter, hochtechnologische Labors und dann natürlich die Räumlichkeiten der Klinik, OPs, ein Sporthochleistungs- und Reha-Zentrum und im letzten Stockwerk ein Kongresszentrum mit Bar. > Radius: Die Klinik wird die Patienten von OrthoPlus und anderen Ärzten aufnehmen? V. Biasi: Für uns war der Verkauf von etwa 20 Prozent des neuen Firmengebäudes ein Mittel zur Finanzierung, gleichzeitig bestehen zwischen der CityClinic und unserem Sporthochleistungszentrum „Promotus“ Synergien und interessante Möglichkeiten der Zusammenarbeit. > Radius: Zahlen möchten Sie keine nennen … V. Biasi: Nein. Sagen wir, es handelt sich um eine sehr bedeutende Investition! Wir haben ganz klein angefangen, aber heute sind wir weltweit tätig. David gegen Goliat! > Radius: Womit wir beim Tätigkeitsfeld der Microgate und auch bei der Firmengeschichte sind. V. Biasi (lacht): Mein Lieblingsthema! Angefangen hat alles 1989. Ich arbeitete damals im Familienbetrieb, der Renault-Vertragswerkstatt, mein jüngerer Bruder Roberto studierte am Polytechnikum in Turin. Beide waren wir aktive Skisportler und somit immer mit dem Problem der damals komplizierten Zeitmessgeräte konfrontiert. > Radius: Mit mehrere Kilometer langem Kabelsalat … V. Biasi: Ja mein Bruder hat dann ein Zeitmesssystem mit Funkübertragung entwickelt. Und ich habe schon immer davon geträumt, etwas zu produzieren, Autos

portrait 01/2018 61 verkaufen hat mich eigentlich nie interessiert. 1989 gründeten wir die Firma, aber erst 1994 schied ich aus dem Familienunternehmen aus. European Extremely Large Telescope (E- ELT, Computergrafik): Die Abmessungen dieses „Fernrohrs” sind beeindruckend. > Radius: Während seines Forschungsdoktorats hat ihr Bruder zusammen mit Prof. Salinari vom Institut für Astrophysik in Arcetri innovative Technologien für die Anpassung der Optik von großen Teleskopen experimentiert, um Bilder aus dem Universum schärfer darstellen zu können. V. Biasi: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es für die Schärfeneinstellung der Hauptlinse nur mechanische Systeme gegeben, und damit war das Maß der Teleskoplinsen auf maximal vier Meter beschränkt. Dank unseren optischen Adaptoren werden die beiden neuen Teleskope, an denen wir gerade arbeiten, einen Durchmesser von 24,4 bzw. 39 Metern erreichen! Das GMT, Giant Magellian Telescope und das EELT European Extremely Large Telescope werden 2023 bzw. 2024 in der Wüste von Atacama in Betrieb genommen werden. Unser System leitet die Bilder aus dem All von der Hauptlinse auf einen zwei Millimeter dünnen, wesentlich kleineren Spiegel, dessen Oberfläche sich mittels 5.300 elektromagnetischer Adaptoren spiegelverkehrt an das durch atmosphärische Turbolenzen verzerrte Bild des Hauptspiegels anpasst, kontinuierlich und mit einer unvorstellbaren Präzision. Auf diese Weise entsteht ein unverzerrtes, klares Bild. Aber jetzt werde ich zu technisch. > Radius: Jedenfalls entwickeln und bauen sie diese Systeme alle in Bozen? V. Biasi: Das stimmt. Wir beschäftigen 14 hoch qualifizierte Ingenieure, die in engem Kontakt mit den führenden Forschungsinstituten und Universitäten weltweit stehen. Unsere ultrapräzisen Zeitmessgeräte kommen bei den wichtigsten sportlichen Veranstaltungen zum Einsatz, Grand Prix, Weltmeisterschaften, Olympiade. Außerdem entwickeln wir Hightech-Systeme für die Optimierung und Analyse von Hochleistungsport-Training sowie Geräte für die Ganganalyse im Reha-Bereich. Die erfolgreichsten Mannschaften Real Madrid, Chelsea, Inter, die Penguins sowie Universitäten und olympische Zentren in Europa, in den USA usw. sind Kunden von uns. > Radius: Und da ergeben sich dann Berührungspunkte mit der Klinik und dem Team von OrthoPlus? V. Biasi: Unser Zentrum Promoptus wird sicher eng mit der orthopädischen Klinik zusammenarbeiten. Dadurch können wir unsere Geräte auch im eigenen Haus testen. Und in unserem Kongresszentrum, das über Glasfaser mit den OPs gekoppelt ist, werden wir nicht nur Forscher aus aller Welt zu Gast haben, sondern auch Weiterbildungsveranstaltungen für Physiotherapeuten und Ärzte auch in deutscher Sprache anbieten. > Radius: Hohe Ansprüche also an Planer und Baufirmen! V. Biasi: Wir haben uns ganz bewusst für Firmen aus Südtirol entschieden. > Radius: … und eine große Herausforderung für den Architekten. V. Biasi: Wir hatten einen ausgezeichneten. Absolut kompetent für alle technologischen Fragen, die mit dem Bau verbunden waren. Meine Tochter Martina Biasi, Partner des Studios Area 17 in Bozen. > Radius: Was zeichnet das Gebäude aus? V. Biasi: Abgesehen von den hochtechnologischen Räumlichkeiten, den Laboratorien, den beiden bereits erwähnten Clean-Rooms, den komplexen Systemen der Operationssäle, ist es ein ästhetisch sehr ansprechender fünfstöckiger Bau, der trotz der Glasfassaden ein KlimaHaus A+ ist, dank der Dreifach-Scheiben. Wir haben außerdem mit 54 dB eine einzigartige akustische Isolierung, und das Gebäude wird energiesparend über Fernheizung von der Müllverbrennungsanlage in Bozen beheizt. Neben dem großen, 300 Quadratmeter Clean- Room gibt es einen Direktzugang für Sattelschlepper. > Radius: Und warum Bozen und nicht woanders? V. Biasi: In Tirol hätten Sie uns den roten Teppich ausgelegt. Ein Spottpreis für das Grundstück, Genehmigungsverfahren im Eiltempo, Förderungen … aber unsere Firma lebt von unseren hoch qualifizierten, unersetzlichen Mitarbeitern. Mit Sicherheit wären uns nicht alle nach Österreich gefolgt. Und außerdem besteht eine starke Bindung zu Südtirol. Auch wenn ich sagen muss, dass es alles andere als leicht war. Exorbitante Grundstückspreise, fast zehn Jahre vom Ansuchen um Grund bis zur Baulizenz, keine öffentliche Förderung für den Bau … Aber unsere Wurzeln sind hier, und wir freuen uns darauf, im April unseren neuen Firmensitz zu beziehen!

© 2017 Weinbergweg 7 | 39100 Bozen | MwSt.-Nr.: IT00853870210 | Tel. 0471 081 561 | Fax 0471 081 569 | info@mediaradius.it