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Alpine Technologien 2017

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8 07/2017 INFO-PR „Blaue Flecken an den schönen Beinen … … das darf nicht sein.“ Artur Doppelmayr war schon in den 1970er Jahren von den Vorzügen der Kuppeltechnik überzeugt. Heutzutage ist es selbstverständlich, dass eine Gondel oder ein Sessel bei Stationseinfahrt stark abgebremst wird. Der Auskuppelungsvorgang garantiert den Fahrgästen einen bequemen und gefahrlosen Einstieg. Am Ende des Stationsbogens wird die Gondel wiederum auf die Seilgeschwindigkeit beschleunigt und in Folge an das Seil geklemmt. Im Gegensatz dazu sind die fixen Seilklemmen fest und dauerhaft mit dem Förderseil verbunden. Die Seilbahngeschwindigkeit ist nur halb so schnell – bis zu 3,0 Meter pro Sekunde –, denn der Fahrgast muss den Sessel in der Station bei voller Fahrtgeschwindigkeit besteigen bzw. verlassen. Dass man dabei manchmal etwas unsanft in den Sitz gedrückt wird und auch der Ausstieg nicht immer reibungslos verläuft, daran dürften sich wohl einige der Älteren erinnern. Aus den zaghaften Anfängen zu Beginn der 1970er Jahre hat sich die Kuppelungstechnologie heute zur dominierenden Systemtechnik im Seilbahnbau entwickelt. Doch der Beginn der ersten kuppelbaren Systeme reicht weiter zurück. Von fix zu kuppelbar – ein Streifzug durch die neuere Seilbahngeschichte Gab es bis 1945 kaum eine nennenswerte Weiterentwicklung der Seilbahntechnik, so ist die Entstehung der Kuppelungsklemme dem aufstrebenden Skisport zu verdanken: Durch den Boom stieg der Bedarf nach immer höheren Förderleistungen. Federführend bei der Weiterentwicklung des Klemmensystems war der Chefkonstrukteur Paul Zuberbühler des Schweizer Herstellers Von Roll: Er entwickelte in den 1940er Jahren eine automatisch kuppelbare Einseilumlaufbahn. Diese Klemme war mit zwei beweglichen Klemmbacken ausgestattet und wurde im laufenden Betrieb durch Anheben des Sessels mittels einer Rolle sowie der gleichzeitigen Entlastung der Feder durch einen Hebel geöffnet. Danach musste das Fahrzeug vom Dienstpersonal per Hand wieder angeschoben werden. Augenfälliges Merkmal der Sesselbahnen Von Roll waren die Seitwärtssessel, bei denen die Fahrgäste quer zur Fahrtrichtung saßen. Die erste Bahn dieses Typs wurde 1945 im schweizerischen Flims erbaut. Die Idee der kuppelbaren Seilbahn für den Personentransport war geboren: Der Einund Ausstieg war im Stillstand möglich, gleichzeitig erlaubte die höhere Streckengeschwindigkeit kürzere Fahrzeiten. Als Erfindung hoch gepriesen und weltweit beachtet erwies sich diese Sesselbahn jedoch als relativ teuer, daher flachte ihre Verbreitung bald wieder ab. Doppelmayr steigt in die kuppelbare Technik ein In den 1970er Jahren begannen verschiedene Seilbahnhersteller, wieder die Vorzüge kuppelbarer Systeme aufzugreifen und deren Entwicklung voranzutreiben. Doppelmayr erwarb die Rechte für die Von-Roll-Klemme und entwickelte diese mit großem Nachdruck weiter; denn der damalige Firmenchef Artur Doppelmayr war von den Vorzügen der Kuppelungstechnik überzeugt. Sein Credo lautete: „Viele Damen holen sich aufgrund der hohen Fahrgeschwindigkeit der fixgeklemmten Sessel beim Einsteigen blaue Flecken an den schönen Beinen. Das darf nicht sein!“ 1973 eröffnete Doppelmayr die erste kuppelbare Gondelbahn für vier Personen in Mellau im Bregenzer Wald. Damit war für den Seilbahnhersteller der Einstieg in die kuppelbare Technik vollzogen. Danach ging es Schlag auf Schlag: Aus der Von-Roll-Klemme wurde die erste Doppelmayr-Einfachklemme. 1976 ging die erste kuppelbare Zweiersesselbahn am Großvenediger in Betrieb, mit einer Fahrtgeschwindigkeit von 3,5 Metern pro Sekunde. Der technische Fortschritt war nun nicht mehr aufzuhalten. Es folgten eine Dreiersesselbahn und 1981 eine Vierersesselbahn sowie eine Sechserkabinenbahn. In Österreich wurde Die Zweier-Seitswärtssesselbahn in Alpe di Mera (Piemont) aus den 1950er Jahren Die erste kuppelbare Vierergondelbahn von Doppelmayr in Vorarlberg aus dem Jahre 1973

aktuell 07/2017 9 Kuppelbare Technik heute: kindersicherer Sessel, Platz für sieben Kinder und einen Erwachsenen; der mittige Fußraster schützt die Kleinen vor dem Herausfallen. bis 1993 eine Torsionsklemme – die sogenannte DT-Klemme – zur Serienreife gebracht. Sie besitzt keine Tellerfedern, sondern Torsionsstäbe für den Kuppelungsvorgang. Durch die Modellreihe der DT-Klemme waren nun auch größere Kabinen einsetzbar: 1986 wurde in den USA die weltweit erste Achterkabinenbahn in Betrieb genommen. 1991 entstand in Kanada die erste Sechsersesselbahn und 1995 in Österreich die Rudnigalmbahn für 15 Personen. Agamatic – kuppelbare Bahnen für Italien Da der italienische Gesetzgeber die von Doppelmayr verwendete Klemme in Italien nicht zuließ, war die Konstruktion einer eigenen Kuppelklemme notwendig. 1981 gründeten deshalb der Südtiroler Seilbahnhersteller Hölzl und Doppelmayr gemeinsam die Firma Agamatic. Diese entwickelte unter Federführung des Geschäftsführers Othmar Eisath die Agamatic-Klemme A104, die erstmals bei der Vierersesselbahn „Piz Sorega“ in St. Kassian im Gadertal eingesetzt wurde. Durch die Verbindung zweier A104-Klemmen kam der Doppelklemmapparat A206 zur Marktreife. Sein Einsatz bei der über sechs Kilometer langen Sechserkabinenbahn „Grosté“ mit ihren 300 Gondeln (Baujahr 1987) in Madonna di Campiglio, Provinz Trentino, war eine Weltsensation. Die Sechserkabinenbahn „Grosté“ von 1987: Sie ist heute noch im Einsatz. 1989 baute Agamatic die A106-Klemme für die 6-MGD „Gassl–Kronplatz“ in Olang, doch wurde diese in der ersten Betriebssaison (Winter 1989/90) nur für vier Personen zugelassen. Erst im darauf folgenden Jahr durften offiziell sechs Personen transportiert werden. Die A-Klemmen kamen außerhalb Italiens noch häufig in Frankreich zum Einsatz; in Österreich blieb die DT-Klemme marktbeherrschend. Größer, komfortabler, kindersicher Da geht noch mehr: Doppelmayr errichtete 1998 in Norwegen die weltweit erste Sesselbahn für acht Personen. Damit ist wohl das Ende der Fahnenstange erreicht. Also gingen die Ingenieure daran, den Komfort weiter zu verbessern. 2004 kam ein Sessel mit Sitzheizung auf den Markt, der bei Stationsumlauf über eine Schiene elektrisch beheizt wird. Drei Jahre später werden die Sesselbahnen bunt: Die Wetterschutzhauben tragen farbige – blaue, gelbe oder orange – Verglasungen und sorgen damit für anziehende Blicke und optimale Sicht bei trübem Wetter. 2008 wartet Doppelmayr mit einer weiteren Weltneuheit auf: Sieben Kinder auf einem Sessel. Möglich wird dies durch einen neuen Fußraster, dessen Bügel beim Verriegeln zwischen die Beine der Fahrgäste geführt wird. Dadurch ist ein Hinausfallen des Kindes während der Fahrt unmöglich. Der Siegeszug der kuppelbaren Bahn ist auf der ganzen Welt ungebrochen: Heute werden fast ausschließlich Anlagen mit Kuppelungsklemmen gebaut. Die Vorteile sind offensichtlich: sicherer Ein- und Ausstieg, hohe Förderleistung, einfaches Garagieren der Fahrzeuge in den Stationen und Seilschonung, denn die Fahrzeuge werden bei jedem Umlauf an anderer Stelle an das Förderseil geklemmt. Doppelmayr Italia GmbH Industriezone 14 | 39011 Lana Tel. 0473 262 100 dmi@doppelmayr.com | www.doppelmayr.com

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