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Gesundheit & Ernährung 2011

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S e r v i c e Forschung

S e r v i c e Forschung auf Top-Niveau Das Land­ und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg ist die älteste naturwissenschaftlicheForschungseinrichtung Südtirols mit über 400 Projekten und Tätigkeiten pro Jahr. Unter dem Namen Vision 2020 hat die Laimburg den Parcours ins nächste Jahrzehnt abgesteckt. begonnen hat alles 1968 mit engagierten Lehrern der Obst- und Weinbauschule Laimburg. Mittlerweile ist das Versuchszentrum Laimburg, eingebunden in ein Netz internationaler Forschu ngseinrichtungen, ein Referenzzentrum von internationalem Ruf und breiter Anerkennung. Über 200 Menschen arbeiten und forschen hier, das Durchschnittsalter liegt bei unter 40 Jahren. Ein Gespräch mit Direktor Michael Oberhuber. Michael Oberhuber Radius: Stichwort Vision 2020 – was verbirgt sich dahinter? M. Oberhuber: Wir haben im vergangenen Jahr eine umfassende Studie über unsere Tätigkeiten durchgeführt, den Status quo festgestellt und darauf aufbauend in vier Kernthemen zusammengefasst, welche wesentlichen Ziele wir in den nächsten Jahren verfolgen wollen. Radius: Bei über 400 Projekten und Tätigkeiten im Jahr ist damit vermutlich eine Bündelung verbunden? M. Oberhuber: Genau, bei der Vielzahl unserer Aktivitäten besteht die Gefahr, sich in der Vielfalt zu verlieren und zu verzetteln. Wir wollen uns (noch) stärker auf unsere Kernaufgaben konzentrieren. Radius: Diese vier Themenbereiche sind demnach? M. Oberhuber: Die Pflanzengesundheit, die Agrobiodiversität (=Erhal- tung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt der Nutzpflanzen), die Produktqualität sowie der Anbau im Berggebiet. Radius: Apropos Pflanzengesundheit. Es heißt, die Pflanzen werden immer anfälliger, die Erreger dagegen stärker und resistenter. M. Oberhuber: Das stimmt zu einem gewissen Teil. In den vergangenen Jahren wurde bei der Züchtung vor allem auf den äußeren Aspekt geachtet. Der Apfel musste sozusagen ein Topmodel sein und perfekt aussehen. Dann muss auch noch die innere Qualität, also Geschmack, Aroma und Knackigkeit, passen. In Zukunft wird der Aspekt der Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge eine größere Rolle spielen. Radius: Das Versuchszentrum Laimburg verfügt über eine große Datenbank alter Apfelsorten. Kann man deren genetisches Gut für neue Züchtungen verwenden? M. Oberhuber: Die alten Sorten sind nicht ohne Grund alte Sorten geworden. Das heißt, etwas hat den Konsumenten und damit auch den Züchter nicht überzeugt. Aber sicherlich haben alte Sorten gerade in Bezug auf Aromatik und die Schädlingsresistenz sehr gute Eigenschaften, die wir für Neuzüchtungen verwerten. Radius: Bei der Pflanzengesundheit geht es vor allem um Prävention, oder? Wie sieht es da mit Belastung für den Konsumenten aus? M. Oberhuber: Der Landwirt hat als Erster ein Interesse daran, schonend vorzugehen. Die chemische Keule gehört lange, lange der Vergangenheit an. Aufgrund der neuesten Forschungen, die wir mit modernsten Einrichtungen und Know-how durchführen, ist der Landwirt im Rahmen des integrierten Anbaus in der Lage, Pflanzenschutzmittel minimal und selektiv einzusetzen und da- bei die Nützlinge zu schonen. In unserem Schwerpunkt setzen wir noch mehr auf Prävention und Förderung der Gesundheit. Radius: Verfügen die Landwirte über das notwendige Wissen, verantwortungsvoll mit diesen Mitteln umzugehen? M. Oberhuber: Unsere Bauern sind top ausgebildet und stellen ihre Tätigkeit voll darauf ein, im Einklang mit der Natur zu handeln. Wir arbeiten ja auch sehr eng mit den Landwirtschaftsschulen zusammen. Radius: Zu einem anderen Schwerpunkt: das Berggebiet ... M. Oberhuber: Landwirtschaft in Berglagen ist beides: Chance und Herausforderung. Zum einen ist der Anbau dort wesentlich teurer als im Tal. Es ist alles mit weit mehr Aufwand verbunden. Die Mechanisierung ist schwierig, aber daran wollen wir mit Partnern arbeiten. Radius: Aber die Produkte aus der Berglandwirtschaft kommen erfahrungsgemäß beim Verbraucher sehr gut an? M. Oberhuber: Genau, und das können wir systematisch nutzen. Im Berggebiet haben wir es oft mit Nischenkulturen zu tun, die zudem unterschiedliche Reifezeiten aufweisen, eine Chance, um zur richtigen Zeit am Markt zu sein und so bessere Preise zu erzielen. Hier werden wir an Prognosenmodellen arbeiten. Wir haben auch ein Programm gestartet, um ganz gezielt an Höhenlagen angepasste Erdbeersorten zu züchten. Das Berggebiet bietet zudem einen guten Gradmesser für alles, was mit der Erforschung des Klimawandels zu tun hat. INFO Land­ und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg Laimburg 6 ­ 39040 Post Auer Tel. 0471 969 500 ­ Fax 0471 969 599 Laimburg@provinz.bz.it ­ www.laimburg.it Die Zahl der Allergiker steigt jährlich zwischen zehn und 15 Prozent. Die klinischen Erscheinungsformen der Lebensmittelallergien treten oft schon in den ersten Lebensjahren auf. Wenn das Immunsystem verrückt spielt, reagiert der Mensch allergisch. Die Immunabwehr bekämpft nicht mehr nur schädliche Krankheitserreger (Bakterien, Viren und Parasiten), sondern stürzt sich auch auf harmlose Pollen oder Hausstaub, die für den Körper keine Gefahr darstellen. „Bei einer Allergie entwickelt der Körper eine Abwehr gegen eine Substanz, die für sich gesehen, keine Krankheit auslösen sollte. Bei einer Allergie muss man versuchen, das Immunsystem ins Gleichgewicht zu bringen“, erklärt der auf funktionelle Medizin spezialisierte Bozner Arzt Georg Rohregger. Allergikern rät Rohregger als erstes den Magen-Darmtrakt in Ordnung zu bringen. „Es klingt banal, aber saniert man die Darmflora, erreicht man eine erste Besserung. Die Therapie dauert aber länger, mindestens fünf Wochen. Wundermittel gibt es keine und die Behandlung ist schwierig. Vor allem muss man die Ursache für die Störung der Darmflora herausfinden. Häufig ist Stress eine dieser Ursachen“, stellt Rohregger bei seiner Arbeit immer wieder fest. Gegen übertriebene Hygiene Rohregger hält auch ein Plädoyer gegen übertriebene Hygiene. „Kinder dürfen nicht steril aufwachsen. Ihr Immunsystem kann sonst nicht geschult werden, um die richtigen Abwehrkräfte aufzubauen. Erst wenn Kinder mit A k t u e l l Das Immunsystem spielt verrückt Keimen in Kontakt kommen, lernt das Abwehrsystem, mit diesen Keimen umzugehen.“ Auch bei Antibiotika muss man im Kindesalter vorsichtig sein. „Ein übertriebener Einsatz von Antibiotika verhindert die Schulung des Immunsystems im Kindesalter. Es ist, wie wenn Eltern für Kinder die Hausaufgaben machen, da können die Kinder nichts lernen. Die Allergien im Erwachsenenalter sind praktisch vorprogrammiert.“ Rohregger ist ein Verfechter der Muttermilch, weil diese Abwehrstoffe enthält und die Darmschleimhäute so lange schützt, bis das Baby eigene Abwehrkräfte entwickeln kann. Gestillte Kinder entwickeln viel weniger Allergien. Allergie und Intoleranz Laut Georg Rohregger muss man aber zwischen Allergie und Intoleranz (z.B. gegen bestimmte Lebensmittel) unterscheiden. „Bei einer Allergie genügt ein Pollenkorn in zwei Metern Entfernung, um einen Anfall auszulösen, der bei Asthmatikern sogar zum Tod führen kann. Intoleranzen hingegen sind mengenabhängig, können erst nach Tagen auftreten und die Kinder dürfen nicht steril aufwachsen. Symptome sind auch unklar“, präzisiert Rohregger. So können z.B. Kopfschmerzen, Kreuzschmerzen, Blähungen, Durchfall oder auch Verstopfung auf eine Lebensmittel- Intoleranz hinweisen. „Eine funktionierende Verdauung ist das Um und Auf für die Gesundheit. Wie ein Auto ohne Motor nicht fährt, so ist es auch beim Körper. Wenn die Verdauung gestört ist, wird man krank“, bringt es Rohregger auf den Punkt. Gesunder Darm – gesunder Mensch Hätten Sie z.B. gewusst, dass das Hormon Serotonin zu 95 % im Verdauungstrakt produziert wird? „Wenn die Verdauung gestört ist, kommt es zu einem Mangel an Serotonin und das kann dann zu Depressionen führen; eine chronische Entzündung im Darm kann sogar die Ursache für das Zappelphilipp-Syndrom bei Kindern sein“, listet Rohregger einige Beispiele für die weitreichenden Folgen von Verdauungsschwierigkeiten auf. 34 02/2011 02/2011 35 Georg Rohregger.

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