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Gesundes Südtirol 2010

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Christian Thuile A K T U

Christian Thuile A K T U E L L Komplementärmedizin im Krankenhaus Der Weg für den Start des Dienstes für Komplementärmedizin im Südtiroler Gesundheitswesen ist frei. Im Meraner Krankenhaus werden seit Ende Jänner ambulante Dienste für Akupunktur, Homöopathie, Osteopathie, Phytotherapie sowie der Komplementärpflege angeboten – und zwar vorrangig für an Krebs erkrankte Patienten. Komplementärmedizinisch betreut werden aber nur jene Patienten, die über die Einweisung eines Krankenhausarztes verfügen. Kostenlos ist der Dienst auch nur für Patienten der untersten Einkommensstufe. „In der zweijährigen Pilotzeit wird das Projekt von anerkannten Experten begleitet und ausgewertet. Bei Erfolg wird der Dienst für Komplementärmedizin landesweit auf die drei anderen Gesundheitsbezirke Bozen, Brixen und Bruneck ausgedehnt“, verspricht Gesundheits-Landesrat Richard Theiner. Lebensqualität im vordergrund Christian Thuile, ausgebildeter Schul- und Komplementärmediziner, wurde von der Landesregierung mit der Leitung des zweijährigen Projektes am Meraner Krankenhaus beauftragt. Thuile hat zahlreiche Zusatzausbildungen im Bereich Komplementärmedizin vorzuweisen. In erster Linie will man mit komplementärmedizinischen Maßnahmen die Erhaltung und Stabilisierung der Lebensqualität während und nach der Krebsbehandlung (Chemo-, Strah- len- und Hormontherapien) erreichen. Das Erhalten der Lebensqualität trägt dazu bei, dass die schulmedizinischen Standardtherapien in der optimalen Dosierung und Zeitabfolge verabreicht werden können, was die Chance auf Heilung steigert. Keine Konkurrenz Für die meisten angebotenen Zusatzverfahren gibt es bisher noch zu wenig Studienmaterial, um sie als wissenschaftlich bewiesen bewerten zu können. Dennoch gibt es zu verschiedenen Verfahren Studien, die eine integrierte und ganzheitliche Betreuung empfehlen. Auch komplementärmedizinische Verfahren können Nebenwirkungen haben, deshalb wird in Meran größter Wert auf Dokumentation und Zusammenarbeit mit den Krebs-Standardtherapien gelegt. 50 bis 70 Prozent aller Krebskranken wenden heute schon parallel zur onko- logischen Therapie naturheilkundliche Verfahren an, oft ohne den behandelnden Arzt darüber zu informieren. Diese Lücke kann durch das neue Projekt geschlossen werden. Denn falsch eingesetzte Komplementärmedizin kann auch zur Beeinträchtigung der Wirksamkeit von Chemo- und Strahlentherapie führen. Die meisten Menschen wissen dies jedoch nicht. Damit versteht man auch besser, dass die Komplementärmedizin nicht als Alternative und schon gar nicht als Konkurrenz zur Schulmedizin betrachtet wird. Ziel ist es, eine Ergänzung und Erweiterung des traditionellen Angebotes zu sein, damit die Erwartungen und Ansprüche von Patienten, die bisher nur teilweise oder überhaupt nicht erfüllt werden konnten, besser erfüllt werden. Das primär angestrebte Ergebnis ist die Steigerung der Lebens- und Behandlungsqualität sowie die Sicherheit der Patienten. Folgerichtig führt Komplementärmedizin denn auch, wenn richtig angewandt, zu einer höheren Zufriedenheit der Patienten. A K T U E L L 30 03/2010 03/2010 31 Zielgruppen Die Leistungen werden in ambulanter Form erbracht. Angeboten werden Akupunktur, Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die Osteopathie – Manuelle Therapie, Phytotherapie – Pflanzenheilkunde und Homöopathie. Anfangs haben nur jene onkologischen Patienten Anspruch auf komplementärmedizinische Behandlung, die in den Krankenhäusern von Meran und Schlanders in Behandlung sind und in Zusammenhang mit der Radio- und Chemotherapie. Das Angebot des qualifizierten und hoch motivierten Teams von Dr. Thuile wird vor allem von Frauen genutzt. Zugang zu den Leistungen Der Zugang von Patienten erfolgt grundsätzlich auf Wunsch des Patienten mit Verschreibung von Krankenhausfachärzten und in enger Abstimmung beider Dienste (Krankenhausarzt und Komplementärmedizin). Der Sanitätsbetrieb kann in einer zweiten Phase auch den Zugang über die Allgemeinmediziner ermöglichen. Um die Sozialverträglichkeit zu gewährleisten, können jene Patienten, die das soziale Mindesteinkommen nicht überschreiten (Ticketbefreiung 99), die Leistungen kostenlos in Anspruch neh- men. Für alle anderen Patienten liegen die Tarife zwischen 30 € (z.B. für Krankenpflege) und 80 € für die Erstvisite (Folgevisite: 40 €). Finanzierung Die Kosten für Einrichtung, Ausstattung und Verwaltung gehen zu Lasten des Südtiroler Sanitätsbetriebes, die Kosten für Personal und Therapie zu Lasten des Patienten. Die Tarife sind so kalkuliert, dass mindestens 70 Prozent der Selbstkosten gedeckt sind. Ein eventueller Fehlbetrag wird durch das Landesamt für Gesundheit abgedeckt. „Ganz sicher können auch wir in dieser Abteilung nicht 100 Prozent der Patienten helfen. Aber eines können wir versprechen: Wir werden uns 100-prozentig dafür einsetzen, dass es den Menschen besser geht“, versichert Christian Thuile. Großes Interesse Komplementärmedizin ist ein weites Feld. Die Behandlungsmethoden reichen von Akupunktur über Ayurveda-Medizin, Bach-Blüten, Schüßler-Salze, Aromatherapie, Bioresonanztherapie, Enzymtherapie, Farbentherapie, Homöopathie, Hydrotherapie, Kneipp-Therapie, Ozontherapie, Phytotherapie und Traditionelle Chinesische Medizin (CTM) bis hin zur Zelltherapie. Das Interesse der Südtiroler an komplementärmedizinischen Therapieverfahren ist innerhalb der vergangenen Jahre deutlich angestiegen. Die in unserem Kulturkreis bekanntesten alternativen Heilsysteme sind die Homöopathie, die Phytotherapie und die Akupunktur. Viele Ärzte haben den Trend der Zeit bereits erkannt und bieten ihren Patienten auch schon alternative Heilmethoden an. Dieses Zusatzangebot muss aber vom Patienten voll bezahlt werden. Im Krankenhaus Meran wird dieser Dienst jetzt wesentlich günstiger angeboten. Ergänzung zur konventionellen behandlung Eine Untersuchung hat gezeigt, dass sich vor fünf Jahren rund zehn Prozent der Befragten komplementärmedizinischen Heilmethoden unterzogen haben. Inzwischen ist der Prozentsatz auf über 25 Prozent angestiegen. Die Befragung stellte außerdem fest, dass rund die Hälfte der befragten Bevölkerung der Meinung ist, dass die verschiedenen komplementärmedizinischen Heilmethoden nützlich für die Gesundheit sind. Und zwar nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur konventionellen Behandlung. Eine Erklärung für die Attraktivität der alternativen Medizin liegt in der häufig negativen Bewertung der medikamentösen Therapie. In deutlichem Kontrast hierzu werden nicht evidenzbasierte Methoden teilweise pauschal als sanft, natürlich und frei von Nebenwirkungen eingestuft. Ursachen bekämpfen Bei der komplementärmedizinischen Behandlung wird der Körper in seiner Gesamtheit betrachtet, dabei werden Ursachen, nicht Symptome bekämpft. Komplementärmedizin ist von der wörtlichen Übersetzung her die „ergänzende Medizin“, als Synonym für Komplementärmedizin gilt die Alternativmedizin. Zwei populäre Beispiele für Komplementärmedizin sind die Homöopathie und Akupunktur. Zukunft der Komplementärmedizin Viele Wissenschaftler und Mediziner sehen in der Komplementärmedizin heute schon das, was der Name aussagt: eine Ergänzung zur klassischen Medizin. Diese weitsichtigen Mediziner sehen die Zukunft in einer Kooperation der beiden Formen. In Südtirol hat das ZDN bereits über 120 Ärzte in den Bereichen Neuraltherapie, Manuelle Medizin und Homöopathie ausgebildet. Auch das Land organisiert bereits Ausbildungen für Ärzte und Apotheker in den Bereichen Akupunktur und Homöopathie. Man hat erkannt, dass ein sinnvolles Miteinander auch zu einer Kostenersparnis bei Medikamenten führt.

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