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Gesundes Südtirol 2010

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Florian Zerzer ist so

Florian Zerzer ist so zusagen der Gesundheitsmanager des Landes. Als Ressortdirektor von Richard Theiner muss er in seinem Job Politik und Verwaltung auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Alle kleinen und großen Fragen des Gesundheitswesens gehen über seinen Tisch. Dass er früher am liebsten Schach spielte, ist bezeichnend für sein Naturell. Seine Aufgabe ist die Umsetzung der politischen Ziele in der Verwaltung und das in den beiden Landesabteilungen Gesundheit und Soziales/Familie. Er ist vom Landesrat berufen, hat keinen Beamtenvertrag, steht aber über den Abteilungsdirektoren. G e s u n d h e i t s d i e n s t e G e s u n d h e i t s d i e n s t e harte bretter bohren hin zur Gesundheitslandschaft Klinische Reform Die größte Nuss, die Florian Zerzer zu knacken hat, ist der zweite Teil der Neuordnung des Gesundheitswesens. Mit Abteilungsdirektor Albert Tschager und den Spitzen des Sanitätsbetriebes bildet er ein permanentes Team. Wo liegen da eigentlich die Schwierigkeiten? „Das Gesundheitswesen entwickelt sich immer noch sehr schnell. Einmal von der Technik und Wissenschaft her, weil die immer bessere, aber auch vielfältigere Heiltechniken und Arzneien hervorbringen, zweitens durch die neuen Bedürfnisse, aber auch die sehr viel höheren Ansprüche der Patienten von heute. Unterm Strich kostet beides mehr Geld, und Geld vermehrt sich nicht von alleine“, stellt Zerzer nüchtern fest. Intensive Arbeit Wenn man Gesundheit auch in Zukunft finanzieren und jedermann zugänglich machen möchte, dann müsse sich einiges ändern. Gesetzliche und organisatorische Weichenstellungen sind die notwendige Voraussetzung für Ressordirektor Florian Zerzer Neuerungen, aber die Arbeit am Umbau des Systems, die ist damit noch lange nicht gemacht. Da heißt es harte Bretter bohren. Es müsse sich letztlich auch in den Köpfen viel ändern, und zwar sowohl beim Gesundheitspersonal als auch bei den Patienten – das gehe nicht von heute auf morgen. „Wir arbeiten intensiv an der Neuordnung. Sie wird dem Gesundheitswesen insgesamt sicher gut tun. Aber es ist ein über Jahre fortschreitendes Bauwerk, das erst nach und nach sichtbar wird“, erklärt der Chef im Theiner-Ressort. Er möchte den Beweis erbringen, dass das Südtiroler Gesundheitssystem im internationalen Vergleich am zukunftsträchtigsten ist, weil kostengünstig und effizient zugleich. Die Stiftung vital Wenn die Rede auf die landeseigene Stiftung Vital kommt, dann kommt ihr Präsident Florian Zerzer richtig in Fahrt. Europa sei mittendrin in der dritten großen Gesundheitsrevolution. Der Schwerpunkt verlagere sich vom Krankheiten behandeln auf Gesundheit erhalten in einer ganzheitliche Sicht. „Das heißt, dass wir unsere Gesundheit nicht mehr allein dem Arzt überantworten, sondern selber Verantwortung zeigen“, erklärt Zerzer. Die Stiftung arbeite genau in diese Richtung. Dazu gehörten Aktionen wie die Rückenschule, die Bekämpfung des Burnouts oder der Kampagnen für mehr Bewegung. Wie gesund lebt er selbst? „Nicht gesund genug, aber immer gesünder. Treppen statt Aufzug, Gymnastik vor dem Fernseher, tägliche Spaziergänge oder Laufen.“ Wie er sich selbst sieht? „Geduldig, ausgeglichen, konsequent und hartnäckig, wenn eine Entscheidung getroffen ist, und optimistisch.“ Dass er Optimist ist, beweist Zerzer auch in seinem Privatleben: Am 19. April wurde er zum dritten Mal Vater. Albert Tschager ist der geschäftsführende Direktor der Abteilung Gesundheitswesen des Landes. Als führender Beamter arbeitet er mit Leidenschaft für die Sache. Er setzt auf eine neue Gesundheitslandschaft, auf mehr Vorsorge, und das Umdenken in den Köpfen. Radius: Der Sanitätsbetrieb steht gut da … A. Tschager: Ja, der erste Teil der Gesundheitsreform ist im Gang. Die schnellen Kostenzuwächse der neunziger Jahre konnten durch den Zusammenschluss der Betriebe und eine rationalere Verwaltung eingebremst werden. Dieses Ziel war ein Hauptgrund für die Reform, und dieses Ziel haben wir erreicht. Aber die Herausforderung bleibt bestehen: Wie kann ich einen angemessenen, qualitativ hoch stehenden und finanzierbaren Gesundheitsdienst auch in Zukunft gewährleisten? Ich fühle mich manchmal wie der Kapitän eines Ozeandampfers, der beizeiten den Kurs wechseln muss, wenn er dem Eisberg ausweichen will. Radius: Sie denken hier an das Pflegeproblem? A. Tschager: Auch. Derzeit zählen wir 13.000 Pflegebedürftige, die zu zwei Dritteln von den Familien versorgt werden. In zehn Jahren werden es um die 25.000 sein. Bis dahin müssen wir die medizinische, pflegerische und die soziale Betreuung draußen vor Ort haben. Wir Fachleute nennen das „Territorium“, also das Einzugsgebiet eines Krankenhauses. Aber werden soll es eine vielgestaltige Gesundheitslandschaft. Radius: Und das heißt? A. Tschager: Das heißt weniger Krankenhausbetten, mehr Pflegebetten, Schaffung von Netzwerken um die Familie herum, weniger Standard, mehr Flexibilität, mehr Informatik und Telemedizin. Radius: Also doch weniger Krankenhäuser? A. Tschager: Nein, weniger Krankenhaus heißt mehr „Territorium“. Das Krankenhaus ist richtig für die Akut- Abteilungsdirektor Albert Tschager versorgung und für hoch spezialisierte Leistungen. Die bestehenden Krankenhäuser werden in ein abgestuftes System gebracht. Entscheidend dafür sind die so genannten Kompetenzzentren, d.h. man spezialisiert sich auf bestimmte Behandlungen. Ein Krankenhaus gewinnt so an Profil und kann Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern hervorragend behandeln. Die kommen dann aus dem ganzen Land, aber auch von überall her. Bei den chronisch Kranken, die ja zunehmen, wird das Krankenhaus Teile seiner bisherigen Betreuung nach außen verlagern müssen, in die Nähe der Patienten, die viel zuhause oder in besonderen Einrichtungen gepflegt werden. Radius: Das zunehmende Alter der Bevölkerung bedingt auch einen höheren Bedarf an Diensten. A. Tschager: Genau. Und hier heißt es: Vorsorgen statt reparieren! Wir sind auf die Mithilfe der Bürger angewiesen. Beispiel: Wir haben in Südtirol 7000 Diabetiker, die nichts von ihrer Krankheit wissen. Nicht erkannte Diabetes kann nicht behandelt werden. Sie zieht weitere, schwere Krankheiten nach sich. Das summiert sich zu enormen Folgekosten für das Gesundheitswesen, die vermeidbar sind. Der Schlüssel zur Vorsorge sind motivierte und informierte Menschen. Dafür müssen wir sorgen. Radius: Und die Basismedizin? A. Tschager: Die Allgemeinmedizin ist das wichtigste Bindeglied zwischen Patient und Krankenhaus. Wenn wir das Krankenhaus entlasten wollen, muss die Basismedizin ausgebaut werden. Sprechstunden von früh bis spät. Rund-um-die-Uhr-Dienste. Wir müssen nach neuen Wegen suchen, gemeinsam mit allen Beteiligten. Die Reform ist primär nicht eine Geldfrage, sondern eine Kopffrage! Radius: Albert Tschager privat? A. Tschager: Opa mit Leidenschaft, Tischler, Maurer, Fließenleger, Theater-, Kino- und Konzertliebhaber. Ich packe an, was es anzupacken gibt. 10 03/2010 03/2010 11

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