12 05/2018 Betonierungsarbeiten in der Kraftwerkzentrale bedingungen. Der Bozner Quarzporphyr ist hart und stabil wie Granit, der Vortrieb mittels Sprengung funktioniert daher optimal. Im Vorfeld dieser Arbeiten wurde auch der oberhalb gelegene Stausee am Ritten ausgeräumt und gesäubert. Der Stausee fasst rund 350.000 Kubikmeter, wovon 320.000 Kubikmeter genutzt werden können. Um die enormen Investitionen, die in erster Linie aus Gründen des Umweltschutzes getätigt wurden, zu amortisieren, ist eine Leistungssteigerung Voraussetzung. Dazu Karl Pichler: „Durch den Einsatz neuester Technologie wird die Effizienz der Anlage um ca. zwölf Prozent gesteigert. Die Turbinenleistung wird von bislang 72 Megawatt auf nunmehr 90 Megawatt angehoben. Die Montagearbeiten sind bereits im Gang, ab April nächsten Jahres soll das Kraftwerk Strom erzeugen.“ Zwei zusätzliche Kaplan-Rohrturbinen mit einer Gesamtleistung von 900 Kilowatt nutzen das im Ausgleichsbecken gestaute Wasser zur Erzeugung von weiteren 3 Gigawattstunden sauberer Energie. Der Vorteil dieser Riemen-Rohrturbinen ist die optimale Nutzung der Wassermengen bei variabler Fallhöhe. Das alte Kraftwerk – seit 1951 Mit einer Jahresleistung von 270 Millionen Kilowatt Strom produzierte St. Anton etwa zehn Prozent des gesamten Südtiroler Stromverbrauches und war somit das fünfgrößte Kraftwerk in Südtirol. Gespeist wird das Kraftwerk von einem Stausee am Ritten. Je nach Bedarf wurde die Wasserzufuhr zum Kraftwerk bis zu 15 Kubikmeter in der Sekunde hochgefahren. Das war dann die Ursache von der gefürchteten Schwallbildung, und je nach Betriebszeit schwankte der Wasserstand im Bereich des Naherholungsgebietes Talferwiesen erheblich. „Seit der Inbetriebnahme des bestehenden E-Werks durch die damalige STE (Società Trentina Elettrica) mussten immer wieder Menschen aus der reißenden Talfer gerettet werden; 21 Menschen sind bisher ums Leben gekommen“, weiß Hellmuth Frasnelli aus der Vergangenheit. Doch das ist nach Inbetriebnahme im kommenden Frühjahr wohl Geschichte.
05/2018 13 Technologie „made in Südtrirol“ Abgesehen von diversen einheimischen Firmen, die am Bau beteiligt sind, stammt auch die gesamte elektromechanische Ausrüstung dafür aus Südtirol. Der renommierte Wasserkraftspezialist Troyer AG aus Sterzing liefert die Ausrüstung schlüsselfertig und damit die größten Turbinen seiner Firmengeschichte. „Never change a winning team“, sagt Karl Pichler, der auf die „sehr guten Erfahrungen in Mühlbach“ verweist. „Wir haben gesehen, dass Troyer im Grunde den ganz Großen der Branche um nichts nachsteht, die Anlage komplett schlüsselfertig inklusive Transformatoren und Generatoren realisiert und darüber hinaus den Vorteil mitbringt, ein Partner vor Ort zu sein.“ Für den Kraftwerkspezialisten aus Sterzing bedeutet das Projekt St. Anton „eine Herausforderung aber gleichzeitig auch einen großen Schritt nach vorn“, versichert Projektleiter Thomas Fiechter. „Konstruktiv gibt es für uns keine grundlegenden Unterschiede zu bisherigen Großprojekten, die wir für Kunden in Italien, der Schweiz und Österreich realisieren durften. Was die interne Logistik und Fertigungstechnik angeht, sieht es anders aus. Foto © Meraner&Hauser Foto © Meraner&Hauser Foto © Meraner&Hauser
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