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Eishockey 2020/21

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42 SPORT C |

42 SPORT C | 2020 RÜCKTRITTE Trio geht mit 38 Pokalen in Pension Es bräuchte schon eine große Vitrine, wenn man alle Pokale, die die beiden Verteidiger Armin Helfer und Ingemar Gruber sowie Thomas Spinell gewonnen haben, dort hineinstellen möchte. Das Trio, das in den vergangenen Monaten die Karriere beendet hat, gewann zusammen 38 Titel. Jede Sportart lebt von ihren Typen und Persönlichkeiten. Armin Helfer, Ingemar Gruber und Thomas Spinell haben das Südtiroler Eishockey in den letzten knapp 3 Jahrzehnten geprägt wie nur wenig andere und werden in Zukunft fehlen. Sie haben Titel gesammelt wie andere Menschen Briefmarken. Zusammen bringen sie es auf 13 Italienmeistertitel, 12 Supercuptriumphe und 11 Italienpokalgewinne. Hinzu kommen je ein Titel in der Alps Hockey League (AlpsHL) und in der Serie A2. Armin Helfer Am 31. Mai feierte Armin Helfer seinen 40. Geburtstag. Am 4. März hat er sein letztes Spiel bestritten: Im Heimspiel „seines“ HC Pustertal gegen Jesenice (3:4) hatte der Verteidiger zum letzten Mal die Schlittschuhe geschnürt und diese danach an den Nagel gehängt. Helfer hätte sich nicht nur sein Karriereende sondern auch sein letztes Spiel anders vorgestellt: „Es war natürlich bitter, dass die Saison aufgrund der Coronavirus- Pandemie vorzeitig abgebrochen wurde. Zudem habe ich mein letztes Spiel nicht beendet. Weil mich ein Gegenspieler mit dem Schlittschuh am linken Oberarm verletzt hat, musste ich vorzeitig vom Eis.“ Helfer lernte das Eishockeyspielen in Bruneck und wechselte im Alter von 21 Jahren nach Mailand. Mit den Lombarden gewann er in den folgenden Jahren 5 Italienmeistertitel. „Das war eine unvergessliche Zeit, die ich nie missen möchte“, gerät „Amme“, der zudem 5 Mal den Supercup und 4 Mal den Italienpokal gewonnen hat, noch heute ins Schwärmen. Im Sommer 2007 wechselte Helfer erstmals ins Ausland. Von Innsbruck, wo er seine spätere Frau kennen lernte, ging es weiter zum HC Thurgau in die Schweiz. Nach 2 Jahren in Bruneck und einem weiteren kurzen Abstecher bei Thurgau blieb er in den vergangenen 8 Jahren seinem Heimatverein treu. Der große Traum, mit dem HC Pustertal einen Titel zu gewinnen, blieb ihm bis zum Schluss allerdings verwehrt. „Wir hatten viele Möglichkeiten, einen Titel zu gewinnen. Doch leider hat es nie geklappt. Es gab immer wieder Episoden, die nicht mitgespielt haben: Einmal waren es die 2 ausländischen Torhüter, ein anderes Mal 24 Sekunden, die zur Glückseligkeit gefehlt haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn wir in Vergangenheit einmal Meister geworden wären, dann hätten wir heute vielleicht 2 oder sogar mehr Titel in der Tasche.“ Der 754-fache Serie-A-Spieler war in den letzten 20 Jahren auch eine wichtige Stütze in der Nationalmannschaft von Italien. Er kann auf 19 WM-Teilnahmen (10 Mal bei einer A-WM und 9 Mal bei einer WM der I. Division), verbunden mit 98 Spielen, zurückblicken. Für den zweifachen Familienvater gab es in seiner Karriere viele schöne Momente: „Unvergesslich waren für mich die Olympischen Spiele 2006 in Turin, der erste Meistertitel mit dem HC Mailand in der Saison 2001/02 und die Teilnahme am Spengler-Cup 2009 mit Gastgeber HC Davos. Ein besonderer Moment war auch die WM der I. Division 2011 in Budapest, als ich im entscheidenden Spiel gegen Gastgeber Ungarn in der Verlängerung den 4:3-Siegtreffer erzielte und Italien in die Weltgruppe zurückführte.“ Armin Helfer Ingemar Gruber Ingemar Gruber hatte bereits im Frühjahr 2016 seine Karriere beendet, nachdem er mit seinem Heimatverein HC Meran den Serie A2-Meistertitel gewonnen hatte. Vom Eishockey loslassen konnte er aber nicht und hängte noch 4 Jahre dran. „Dieses Mal wird es keinen Rücktritt vom Rücktritt mehr geben. Jetzt bin ich mit mir selbst im Reinen und zufrieden mit dem, was ich in den vergangenen Jahren erreicht habe“, versichert der 43-jährige Verteidiger. Gruber hat im Alter von 6 Jahren beim HC Ifinger mit dem Eishockey begonnen. „Ohne meinen Vater Max hätte ich es nie so weit gebracht. Er hatte es nicht einfach im Leben. Als ich 3 Jahre alt war, hat uns unsere Mutter verlassen. Unser Vater stand mit 4 Kindern im Alter zwischen 3 und 16 Jahren plötzlich alleine da. Er war ein harter Vater. Wir sind aber alle groß geworden und haben es zu etwas gebracht. Er war immer für uns da und für mich der beste Trainer. Ich habe ihm meine ganze Karriere zu verdanken“, weiß Gruber. Der Meraner hat im Alter von 16 Jahren beim HC Bozen sein Serie-A-Debüt gefeiert und wurde mit den „Weiß-Roten“ in der Saison 1994/95 Italienmeister. 2 weitere Meistertitel folgten: 1998/99 mit dem HC Meran und 2013/14 mit den Rittner Buam. „Beim ersten Titel war ich noch jung. Es war zwar ein schöner Moment, ist aber nicht so unter die Haut gegangen wie danach bei Meran und Ritten. Der Triumph mit dem HCM war speziell. Aber auch der Meistertitel mit den Rittner Buam war etwas Besonderes. Wir mussten alle lange auf diesen Moment warten: Schließlich war es der erste Meistertitel in der Rittner Vereinsgeschichte“, blickt Gruber, der 804 Serie-A-Spiele bestritten hat, zurück. „Inge“ blieb von schweren Verletzungen großteils verschont und holte zudem 4 Mal den Italienpokal und 2 Mal den Supercup. Im Alter von 20 Jahren streifte Gruber erstmals das Trikot der Nationalmannschaft von Italien über. 2000 und 2002 nahm er jeweils an einer A-WM teil und

RÜCKTRITTE SPORT C | 2020 43 musste danach 9 Jahre auf seine 3. Titelkämpfe warten. 2011 gewann er in Budapest mit den „Azzurri“ die WM der I. Division Gruppe A und stieg in die Weltgruppe auf. „2011 hat mich Rick Cornacchia nach Budapest genommen. Ich habe dort zwar wenig gespielt, konnte das Kapitel Nationalmannschaft danach aber mit der Goldmedaille beenden“, blickt der ehemalige Kapitän von Ritten und Meran zurück. Thomas Spinell Ingemar Gruber Thomas Spinell feiert am 27. September seinen 30. Geburtstag. Diesen erlebt der Rittner als Eishockey-Pensionist. Aber nicht, weil ihn eine schwere Verletzung dazu gezwungen hat. „In der letzten Saison hat mir von Beginn an die nötige Motivation gefehlt. Irgendwie war ich nicht mehr so vom Eishockey überzeugt. Zuletzt ist mir alles zu viel geworden. Die Arbeit als Maler und das Eishockey bestimmten mein Leben: Der Tag begann um 8 Uhr in der Früh mit der Arbeit und endete gegen 21 Uhr auf dem Eis. Die Freizeit kam viel zu kurz“, sagt der ehemalige Flügelstürmer zu seiner Entscheidung, so früh einen Schlussstrich zu ziehen. Thomas Spinell entstammt aus einer besonderen Familie. Seine Eltern Berta und Paul hatten mit Eishockey zwar nichts zu tun, wohl aber die 4 Brüder Daniel (34), Tobias (32), Markus (23) und Stefan (20). Die beiden älteren Brüder haben ihre Karriere ebenfalls bereits beendet, während die beiden jüngeren Brüder bei den Rittner Buam bzw. bei Visp in der Schweiz unter Vertrag stehen. „Daniel hat mit 11 Jahren mit dem Eishockey begonnen und uns anderen alle mitgerissen. Wir haben zu Hause viel und überall gespielt: Im Garten, in der Garage, aber auch im Haus. Die Wände im Wohnzimmer waren oft total verschmutzt. Da war es natürlich von Vorteil, dass unser Vater von Beruf Maler ist. Ein Vorteil war aber auch, dass wir nur 2 Minuten vom Eisstadion entfernt gewohnt haben“, erinnert sich Spinell. Der bullige Angreifer hat 557 Spiele für die Rittner Buam bestritten und mit seinem Heimatverein 5 Italienmeistertitel gewonnen. „Der erste Titel war mit Sicherheit der schönste. Wir mussten lange Zeit darauf warten. Nachdem wir 2008, 2009 und 2010 jeweils im Finale den Kürzeren gezogen hatten, hat es in der Saison 2013/14 endlich mit dem Titel geklappt. Danach herrschte am Rittner Hochplateau für 3 Tage Ausnahmezustand“, schmunzelt Spinell, der in der Saison 2016/17 auch den Premierentitel in der AlpsHL gewann. Zudem sicherte er sich mit den Buam 5 Mal den Supercup und 3 Mal den Italienpokal. Der drittälteste der Spinell-Dynastie galt seit jeher als sehr talentierter Spieler, der über einen sehr guten „Hockey- Sinn“ verfügt hat und folglich ein Spiel hervorragend lesen konnte. „Ich war immer ziemlich faul. Deshalb war ich gezwungen, die Defizite mit Spielwitz und -übersicht wettzumachen. Ich hatte die Fähigkeit, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Meine Devise lautete seit jeher: Nur keinen Meter zu viel laufen“, gibt der gelernte Maler offen zu. Trotz seiner Erfolge hat es für ihn nur zu 2 Einsätzen in Italiens Auswahl gereicht. „Ich war nicht interessant für die Nationalmannschaft, weil ich vielleicht körperlich zu schwach war. Dass ich nur zu 2 Spielen einberufen worden bin, hat mich nie gestört“, versichert Spinell. Thomas Spinell Die ganze Welt des Sports international und lokal online auf

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