10 02/2012 balloonfestival balloonfestival 11 Der antike Traum des Fliegens Es beginnt alles mit einem Urtraum des Menschen: dem Fliegen. Erste Aufzeichnungen darüber, dass die Menschen über Möglichkeiten nachdachten, in die Höhe zu steigen und sich dort fortbewegen zu können, wurden uns vom antiken Griechenland überliefert. Damals entstanden Sagen über fliegende Geschöpfe und Götter, die mit aus Wachs und Federn gebastelten Flügeln in die Lüfte stiegen, doch noch hatte man keine Vorstellung davon, wie man effektiv in der Luft schweben und sich dort sogar fortbewegen könnte. Die Idee war die, sich der Physik des Vogels zu nähern, um wie er zu fliegen. Wenn man das betrachtet, muss dieser Wunsch des Menschen, auch wenn nicht schriftlich belegt, schon von Anbeginn der Menschheit da sein. Der Anblick eines fliegenden Geschöpfes könnte auch schon im Urmenschen eine Sehnsucht hervorgebracht haben, sich auf dieselbe Weise fortzubewegen. Wahrscheinlich hat es auch schon damals erste Versuche gegeben, die Fähigkeit der Vögel nachzuahmen, da die Nachahmung ein Instinkt des Menschen ist. Leider müssen wir aber davon ausgehen, dass die Versuche alle gescheitert sind. Fakt ist jedenfalls, dass Philosophen und Naturwissenschaftler seit der Antike darüber nachgedacht haben, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, den Menschen in die Lüfte tragen zu können. Der Disput war damals sehr polarisierend, die Idealisten auf einer Seite und die rationalen Denker auf der anderen. Vor 200 Jahren hat man schließlich durch die Zusammenarbeit der beiden Seiten ein Ergebnis auf ein jahrhundertelang andauerndes Experiment gefunden. Die Erfinder der Heißluftballone Der Schlüssel zur Ballonfahrt lag, wie beim Apfel auf dem Kopf von Newton, in einer alltäglichen Situation. Eine so einfache und primäre Arbeit, wie das Kochen, hat den Anstoß zu einer großartigen Erfindung gegeben. Die Wirtin bereitet gerade vor den Gästen das Abendessen zu und hebt den Topfdeckel hoch, um in die Suppe zu sehen. Sie bückt sich etwas und kommt dabei dem Feuer etwas zu nahe. Ihr Rock bläst sich für einige Millisekunden auf und ein aufmerksamer Gast hat das mitbekommen. Michel-Joseph de Montgolfier ist seit einiger Zeit mit der Frage beschäftigt, wie er und sein Bruder Etienne-Jacques, der Schwerkraft trotzen könnten, um in den Himmel zu fliegen. Die zwei Brüder sind sehr kultiviert und vor allem der Ältere beschäftigt sich gerne mit naturwissenschaftlichen Themen. Er hatte sich schon das damalige Wissen zu Gasen angeeignet und gerade auch deshalb war es zu einem Ziel von ihm geworden, in den Himmel zu steigen, doch bislang hatte Joseph den Knackpunkt noch nicht gefunden. Viele Versuche haben die beiden zusammen gestartet, Berechnungen angestellt und Modelle erbaut, aber noch keines hatte bis jetzt Erfolg. In diesem Gasthaus aber, dessen war sich Michel-Joseph sofort bewusst, war der entscheidende Hinweis gekommen. Sie machten sich also erneut an die Arbeit und experimentierten weiter. Am 4. Juni 1783 war die erste öffentliche Präsentation eines Modellheißluftballons, dem Martial. Damals war noch niemand mit an Bord, erst am 19. September wurden die ersten Tiere in einen Käfig in den Ballonkorb gesetzt. Es war ein Hahn, eine Ente und ein Widder. Der Ballon wurde Reveillon getauft und auch König Ludwig XVI war beim Abheben dieses Ballons anwesend. Testflug mit Tieren Die Tiere waren nach der Landung kerngesund und so wurde allmählich klar, dass es dort oben auch genießbare Luft zum Atmen gab. Als diese vielen Versuche immer positivere Ergebnisse brachten, begannen die Gebrüder letztendlich mit dem Erschaffen eines großen Ballons. Es war auch schon ein Freiwilliger vorgetreten, um sich vom Ballon in den Himmel mitnehmen zu lassen. Jean Francois Pilâtre hatte als Erster den Ballon mit den Tieren nach ihrer Landung gefunden und da er ein sehr außergewöhnlicher und origineller Typ war, scheute er sich nicht davor, seine große Bewunderung zu zeigen und sich als Werkzeug der Wissenschaft benützen zu lassen. König Ludwig XVI wollte erst Kriminelle in den Ballon setzen, doch Pilâtre erhob kräftig Einspruch und ließ seine Beziehungen spielen, da er der Ansicht war, dass so ein Gesindel nicht die Ehre verdient hätte, als Erste in den Himmel zu fliegen. Am Ende hatte Pilâtre seinen Willen durchgesetzt und am 21. November 1783 erhob sich der riesige, nobel dekorierte Heißluftballon in die Lüfte. Die Gebrüder Montgolfier sahen ihren Traum endlich in Erfüllung gehen. Nach acht Kilometern sank der Ballon wieder, da die Hülle schon zu stark mit Ruß bedeckt war. Trotz des starken Qualms am Startplatz und des rußbedeckten Ballons bei der Landung, war dieser erste Flug mit Menschen sehr eindrucksvoll und begeisterte die Masse. Auch der König blieb nicht unbeeindruckt und erhob den Vater der beiden Montgolfier-Brüder, Pierre, und seine gesamten Nachfolger in den Adeligenstand und so heißen die Erfinder des Heißluftballons auch „de“ Montgolfier. Bevor er aber die Experimente der Montgolfier- Brüder gesehen hatte, ließ Ludwig auch von einem anderen Versuche machen, um die von Joseph erfundene Methode zu überprüfen. Jacques Charles hatte diesen Auftrag erhalten und erbaute ebenfalls einen Ballon. Gebrüder Mongolfier vor Jacques Charles Der Ballon von Jacques Charles hob zwar erst nach dem der Gebrüder Montgolfier ab, erhielt jedoch mehr Resonanz. Nicht nur, weil er und Marie-Noël Robert die weitaus längere Distanz zurücklegten, sondern auch weil sie höher hinauf gestiegen sind und Charles mit seinen Steuerungskünsten überzeugt hat. Der Ballon war außerdem mit Wasserstoff gefüllt, ein sogenanntes Charlière. Zusammen sind die beiden Piloten 43 km gefahren und dann ist Charles selbst noch eine halbe Stunde geflogen. Der Wasserstoffballon hatte deshalb in naher Zukunft auch mehr Resonanz erhalten, doch 1960 wurden neue Techniken erfunden, die den Heißlufballon wieder an erster Stelle brachten. Es gibt eine Anekdote vom Tag, an dem Charles seinen Flugversuch startete. Er sah wie unter den Zuschauern Joseph de Montgolfier stand und trat zu ihm mit einem kleinen Wasserstoffballon. Er sagte zu ihm: „Danke, dass Sie uns den Weg in die Lüfte gezeigt haben“ und darauf ließ Montgolfier seinen Miniatur in die Höhe steigen und alle Menschen, die um sie geschart waren, erhoben ihre Stimmen zum Jubel. Eine wundervolle Geste, die Sportlichkeit und Fairplay ehrt und von denen man in unserer heutigen Zeit auch mehrere sehen möchte.
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